Die Schauspielerin Gwyneth Paltrow schwört auf Prolon-Mahlzeiten. Dieses Diätprogramm besteht aus Suppenpulver, Nussriegeln, Vitaminkapseln und weiteren vorgefertigten Produkten. Für 229 Franken kann man auf Prolon.ch eine Kartonbox mit Prolon-Produkten kaufen. Die enthaltene Menge reicht für fünf Tage. Die deutsche Firma Salufast verkauft eine Box mit ähnlichem Inhalt für 169 Franken.
Die Prolon-Mahlzeiten muss man fünf Tage lang nach einem exakt vorgegebenen Plan essen: Am Morgen gibts Nussriegel, Tee und Algenöl, am Mittag Suppe, Oliven und eine Vitaminkapsel, am Abend Gemüseeintopf, Schokoladenriegel und eine zweite Kapsel. So nimmt man pro Tag nur 800 Kilokalorien zu sich. Erfunden hat dieses Diätprogramm der US-Ernährungsforscher Valter Longo. Er nennt es Scheinfasten. Damit könne man von den Vorteilen des Fastens profitieren, ohne ganz aufs Essen zu verzichten. Die Diät schütze zudem vor Herzkrankheiten und Krebs.
Prolon-Diät: «Extrem starre Vorschriften»
Fachleute schütteln über diese Aussagen den Kopf. Laut dem Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule gibt es keinen Beleg, dass das Scheinfasten Krankheitsrisiken verringere. «Um abzunehmen, muss man keine teuren Diätprodukte kaufen», sagt Fäh. Übergewicht habe bei allen Leuten unterschiedliche Gründe. Deshalb braucht es laut David Fäh je nach Person andere Massnahmen. Ein strikter Plan für alle bringe wenig.
Die deutsche Ernährungsexpertin Lioba Hofmann kritisiert zudem die «extrem starren Vorschriften» des Scheinfastens. «Diese verleiten dazu, dass man nach der Diät umso mehr und möglicherweise weniger gesund isst – falls man die Diät mit Prolon überhaupt durchhält.»
8 Stunden essen, 16 Stunden fasten
Als bessere Methode zum Abnehmen empfehlen die Experten das Intervallfasten (siehe Tabelle im PDF). Es gibt verschiedene Varianten. Am bekanntesten ist die Variante 16:8. Dabei nimmt man Mahlzeiten während einer Zeitspanne von 8 Stunden ein. Während der übrigen 16 Stunden fastet man. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt: «Das ist einfach umsetzbar und auch sozial verträglich.» Wichtig sei, dass man auf Zwischenmahlzeiten verzichte und pro Tag nicht mehr als zwei bis drei Mahlzeiten zu sich nehme. Damit schütze man sich vor Diabetes und stärke das Immunsystem.
Eine Leseraktion des Gesundheitstipp zeigte vor einem Jahr: Intervallfasten hilft gut zum Abnehmen. Innert sechs Wochen verloren die vier Teilnehmer der Aktion zwischen drei und elf Kilo (Gesundheitstipp 3/2021). Am schnellsten nahm einer der Teilnehmer mit der 36:12-Variante des Intervallfastens ab. Dabei fastet man jeden zweiten Tag. Im vergangenen Jahr bestätigte eine Übersichtsstudie der Forschergruppe Cochrane, dass Intervallfasten oft Erfolg bringt.
Heilfasten: Nur bedingt zu empfehlen
Weitere Fastenmethoden sind das Basenfasten, das Buchinger-Heilfasten und das Nullfasten. Die Experten empfehlen alle drei Methoden nur mit Vorbehalten. Beim Buchinger-Heilfasten sind lediglich Gemüsebouillons, verdünnte Fruchtsäfte, Tee und etwas Honig erlaubt. Eine Studie in der Fachzeitschrift «Plos One» zeigte vor drei Jahren: Die Teilnehmer hatten nach dem Heilfasten einen tieferen Blutdruck, und sie nahmen im Durchschnitt rund drei Kilo ab. Allerdings sagt Ernährungsexperte David Fäh: «Honig und Fruchtsäfte enthalten viel Fruchtzucker. Das stellt die gesunden Effekte des Fastens infrage.»
Die F.-X.-Mayr-Kur geht auf den österreichischen Arzt Franz Xaver Mayr zurück. Dabei isst man je am Morgen und am Abend sehr langsam ein Brötchen und trinkt einen Viertelliter Milch. So kann man laut Mayrs Idee das gründliche Kauen üben, den Körper entschlacken und abnehmen. Fachleute raten von dieser Kur ab. Die Ernährungsexpertin Lioba Hofmann sagt, der Nutzen sei nicht wissenschaftlich belegt. Und um das Kauen zu trainieren, brauche es keine Brötchen.
Die Firma VMMT verkauft die Prolon-Produkte in der Schweiz. Sie sagt zur Kritik der Fachleute, Abnehmen sei beim Scheinfasten nicht das wichtigste Ziel. Studien hätten gezeigt, dass die Diät vor Krankheiten schütze. Allerdings führte der Diäterfinder Valter Longo viele dieser Studien selber durch und liess sie von seiner eigenen Firma finanzieren. VMMT schreibt zudem, das Scheinfasten sei einfacher durchzuhalten als andere Kuren wie das Nullfasten. Mit einem speziellen Drink könne man die Kalorienzufuhr den eigenen Bedürfnissen anpassen. Die Firma Salufast sagt, das Scheinfasten falle der «überwiegenden Mehrzahl» ihrer Kunden nicht schwer.
Gratis-Merkblatt: «So geht das Intervallfasten»
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