Das Intervallfasten ist eine einfache und wirkungsvolle Methode, um abzunehmen: Dabei muss man weder auf Lebensmittel verzichten noch Kalorien zählen wie bei einer Diät. Man lässt einfach einzelne Mahlzeiten aus, zum Beispiel das Frühstück oder das Abendessen.
Apps für das Handy sollen mit Tipps, Fastenplänen und Erinnerungshilfen beim Fasten unterstützen. Fastenexpertin Ida Hofstetter aus Männedorf ZH sagt: «Eine App kann die Motivation fördern.»
Der Gesundheitstipp hat sechs beliebte deutschsprachige Apps zum Intervallfasten verglichen und bewertet. Resultat: Alle haben deutliche Schwächen.
Tipps für mehr Bewegung und die richtige Ernährung sind sinnvoll
Die meisten Apps bieten eine grosse Auswahl an Fastenplänen. Bei der App Easy Fast, die von einer australischen Firma stammt, gibt es nicht weniger als 19 Varianten. «Das ist nur verwirrend», sagt dazu Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser. Wie Ida Hofstetter empfiehlt er die Fastenvarianten 16:8 und 14:10. Bei der 16:8-Methode fastet man 16 Stunden und darf während 8 Stunden essen. «Das kann herausfordernd sein», sagt Hofstetter. Sie rät, mit der Variante 14:10 zu starten, bei der die Fastenzeit zwei Stunden kürzer ist.
Sinnvoll beim Fasten sind Vorschläge für mehr Bewegung, damit man keine Muskeln abbaut. Das findet man bei den Apps Bodyfast und IF Intervallfasten 16:8. Wichtig beim Fasten ist zudem, sich gesund zu ernähren und genug zu trinken. Ida Hofstetter: «So entsteht kein Nährstoffmangel.» Hülsenfrüchte sind laut der Fastenexpertin besonders wertvoll, da sie lange sättigen. Viele reichhaltige Rezepte findet man in der App Bodyfast, etwa solche für Ofengemüse mit Bohnenhummus.
Viele Apps nehmen den Schutz der Gesundheit nicht ernst genug
Easy Fast hat als eine der wenigen Apps keine Rezeptsammlung, auch vermittelt sie nur wenig Informationen dazu, wie Fasten funktioniert und was dabei im Körper passiert. Hinweise zum Umgang mit Fastenproblemen wie Schwindel oder Kopfweh bietet einzig Bodyfast. Bei Fastic gehen die Tipps in einer Fülle an Informationen unter. Heikel: Viele Apps nehmen den Schutz der Gesundheit nicht ernst genug. Nur Bodyfast und Fastic weisen ausdrücklich darauf hin, dass Minderjährige nicht fasten sollten.
Besser wäre, die Grenze bei einem Alter von 20 Jahren zu ziehen. Laut Hofstetter sollte nur fasten, wer ausgewachsen ist. Beim Gesundheitsschutz ist einzig Fastic stark: Die App rät Schwangeren vom Fasten ab, empfiehlt stark übergewichtigen Personen, einen Arzt aufzusuchen, und warnt vor Untergewicht. Die App IF Intervallfasten 16:8 hingegen sieht kein Problem darin, wenn ein 14-jähriges Mädchen mit einer Grösse von 1,64 Meter als Wunschgewicht 36 Kilo angibt.
Eigentlich braucht es zum Fasten wenig: Ein Zeitmesser für die Fasten- und Essenszeiten würde reichen. Doch bei fünf von sechs Apps ist der Weg dorthin kompliziert. Man muss zuerst Dutzende Fragen zu Alter, Geschlecht, Gewicht, Motivation und Zielen beantworten. Fastic fragt sogar nach den Kochkünsten und ob man für einen besonderen Anlass wie eine Hochzeit abnehmen wolle. Das sei überflüssig, sagt Ida Hofstetter. Problematisch sind solche Fragen wegen des fehlenden Datenschutzes.
Gemäss den Angaben der Hersteller leiten alle Apps Daten an Drittfirmen weiter. Wer gesundheitliche Probleme hat, sollte Daten dazu nie in einer App eingeben.
Experten kritisieren das Werben mit Vorher-nachher-Bildern
Die grundlegenden Funktionen sind bei allen Apps gratis. Für alles Weitere braucht es meist ein Abo von mindestens einem Monat. Bei der App Fastic kostet ein Monat satte 29 Franken. Kostenlos sind Easy Fast und Salufast. Bei Letzterer sieht man dafür ständig Werbung für die Fastenboxen der Firma mit Nahrungsmitteln für ein Heilfasten zu Hause. Fachleute kritisieren auch das Werben mit Erfolgsgeschichten von Benutzern und Vorher-nachher-Bildern. «Solche Vergleiche setzen wahnsinnig unter Druck», sagt Ida Hofstetter.
Thomas Walser ergänzt: «Beim Abnehmen sollte der Fokus nicht auf dem Aussehen liegen.» Grundsätzlich gilt: Intervallfasten geht auch ohne App. Auf einem Gratis-Merkblatt des Gesundheitstipp findet man Informationen zu vier Fastenvarianten, deren Vorund Nachteile sowie praktische Tipps zum erfolgreichen Intervallfasten. Der Hersteller von Easyfast teilt mit, er habe die App selber entwickelt und betreibe sie in seiner Freizeit. Die vielen Fastenpläne seien ein Wunsch der App-Benutzer.
Letzteres sagen auch die Hersteller von Bodyfast und IF Fasten-Tracker. Der Hersteller von IF FastenTracker räumt zudem Mängel beim Gesundheitsschutz ein. Er wolle dies in einer neuen Version verbessern. Auch Salufast verspricht, beim nächsten Update der App würden Warnungen besser angezeigt. Für ihre Fastenboxen werbe Salufast in der App, weil diese «das Kerngeschäft» der Firma seien.
So schützen Sie Ihre Daten
Wer in einer App Daten zu seiner Person und seiner Gesundheit preisgibt, muss damit rechnen, dass diese bei Datenhändlern landen. Deshalb gilt: Daten, die auf gesundheitliche Probleme hinweisen, sollten Sie für sich behalten.
- Geben Sie keine echten Daten ein bei Namen, Geburtsdatum, Gewicht und Gesundheitszustand.
- Vermeiden Sie E-Mail-Adressen, die Ihren Namen kenntlich machen.
- Verbieten Sie der App den Zugriff auf weitere Funktionen wie Standort, Kamera oder Schrittzähler.
- Registrieren Sie sich nicht mit einem Google-, Appleoder Facebook-Konto. Andernfalls können Firmen die Benutzerdaten von verschiedenen Apps verknüpfen.
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Gratis-Merkblatt: «Intervallfasten»
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