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Gesundheitstipp 04/2019
17.04.2019
Bei Schmerzen holen Patienten oft Rat im Internet, statt zum Hausarzt zu gehen – zum Beispiel auf Netdoktor.de. Laut den Betreibern surfen pro Monat über sieben Millionen Ratsuchende auf der Website. Das Besondere an Netdoktor.de: Das Portal stellt mit Hilfe eines Computerprogramms Diagnosen. Es führt den Patienten durch einen Katalog von Fragen.
Eine Stichprobe des Gesundheitstipp zeigt allerdings: Die Diagnosen sind oft falsch.
Blinddarm: Der Gesundheitstipp prüfte, ob Netdoktor.de einen entzündeten Blinddarm erkennt. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser gab dazu mögliche Anzeichen ein. Doch der Computer befand, es liege ein Reizdarm, Fruktose- oder Laktoseintoleranz vor. Netdoktor.de stellte eine wichtige Frage nicht: Ob der Patient keinen Stuhlgang habe. Dazu sagt Thomas Walser: «Das wäre bei einem entzündeten Blinddarm typisch.»
Rückentumor: Der Gesundheitstipp gab die Symptome für einen Rückentumor ein. Wieder lag Netdoktor.de daneben. Er tippte auf Wirbelgelenkarthrose, Bandscheibenvorfall oder instabile Wirbelsäule. Walser sagt: «Netdoktor.de hat viele wichtige Fragen nicht gestellt, die es braucht, um einen Rückentumor zu erkennen.» Dazu gehören zum Beispiel: Wie alt ist der Patient? Hatte er bereits früher irgendwo sonst einen bösartigen Tumor? Bessern die Schmerzen bei Bettruhe?
Syphilis: Der Gesundheitstipp gab die Symptome für einen Patienten ein, der an der Geschlechtskrankheit Syphilis im zweiten Stadium leidet. Betroffene haben dann Hautausschläge, Schmerzen in den Gelenken sowie Nervenstörungen. Der falsche Befund von Netdoktor.de lautete: Fusspilz, Kontakt- oder Sonnenallergie. Thomas Walser sagt, Netdoktor.de habe die Schlüsselfrage falsch gestellt: «Sie lautet, ob der Patient ungeschützten Sex hatte. Viele Patienten beantworten diese Frage wohl mit ‹Nein› – aus Schamgefühl oder weil es lange zurückliegt.»
Jens Richter, Chefredaktor von Netdoktor.de, schreibt, das Computerprogramm «Symptom-Checker» orientiere sich an Standardwerken der ärztlichen Literatur. Deshalb könne es sein, dass Symptome, die nicht zum Krankheitsbild gehören, zu falschen Diagnosevorschlägen führen. Auch sehr seltene Krankheiten könne Netdoktor.de nicht erkennen. Richter gesteht zudem ein, bei manchen Krankheiten seien im Computerprogramm noch zu wenig Symptome erfasst. Er verspricht Verbesserungen.
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