Fabian Mori. Wrestling ist kein Sport, sondern ein lächerlicher Zirkus. Was sagen Sie dazu?
Ich werde oft belächelt, wenn ich erzähle, dass ich wrestle. Viele Leute sagen, das sei nur eine abgekartete Show, bei der man in Strumpfhosen aufeinander herumspringe. Ich habe Mühe, wenn das Wrestling so niedergemacht wird. Mein Sport ist körperlich sehr anstrengend. Deshalb bin ich auch ziemlich fit.
Aber es ist eine Tatsache, dass der Sieger bereits vor dem Kampf feststeht.
Na und? In einem Film mit Bud Spencer gibts auch Schlägereien, bei denen von vornherein klar ist, wer gewinnt. Beim Wrestling ist das Ziel nicht, den Gegner zu besiegen, sondern das Publikum zu unterhalten.
Das Publikum freut sich daran, dass Sie im Ring Schmerzen erleiden.
Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Aber es gibt schon Schläge, die weh tun. Wenn ich dem Gegner mit der flachen Hand auf die Brust schlage, dann brennt das nun mal. Ein Wrestler muss Schmerzen ertragen können.
Sind Sie ein Masochist?
Nein. Wenn es ohne Schmerzen ginge, wäre mir das auch recht.
Viele Wrestler verlassen den Ring mit einer Hirnerschütterung. Sie auch?
Ja. Ich mache oft komplizierte akrobatische Figuren. Einmal wollte ich mich zwischen den Beinen eines Gegners hindurchschwingen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte. Deshalb prallte ich kopfvoran auf den Boden. Mir wurde kurz schwarz vor den Augen. Ich hatte auch schon einen Riss am Schultermuskel und eine schwere Bänderzerrung am Fuss.
Warum passierte das?
Mein Fuss knickte ab, als ich einen Rückwärtssalto machen wollte. Seither trage ich im Ring immer hohe Schuhe.
Viele Wrestler pumpen ihre Muskeln mit Hormonen auf. Machen Sie das auch?
Nein. Ich finde das schwach. Ich trainiere meine Muskeln lieber im Kraftraum. Ich mag Wrestler nicht, die Hormone nehmen. Sie haben zwar grosse Muskeln, aber nicht soviel Kraft, wie man glaubt. Wenn ich einem Wrestler, der Hormone nimmt, auf die Schultern springe, fällt er um wie ein nasser Sack.
Zur Show gehören auch unfaire Mittel: Sie schlagen Gegner, die am Boden liegen.
Beim Wrestling kämpft in der Regel ein «Böser» gegen einen «Guten». Das sind die Rollen der Kämpfer. So ist es am einfachsten, Spannung aufzubauen. Der «Böse» beleidigt das Publikum, und er greift auch auf unfaire Mittel zurück.
Lieben Sie Gewalt?
Nein. Ich bin ein ruhiger Typ. Ich war nie ein Schläger, im Gegenteil – privat gehe ich der Gewalt lieber aus dem Weg.
Sind Sie ein «Böser» oder ein «Guter»?
Mir gefällt die Rolle des «Guten» besser.
Zur Person: Fabian Mori
Der 30-Jährige ist Landwirt in Kallnach BE und gehört zu den ersten Schweizer Wrestlern: Seit zwölf Jahren tritt Fabian Mori unter dem Namen «Air2Style» auf. Heute trainiert er Nachwuchskämpfer im «Kallnacher Wrestling Zentrum», das sich in einer Scheune auf seinem Bauernhof befindet.