Erinnern Sie sich an den Unfall?
Ich machte einen Doppelsalto vom Mini-Trampolin. Aber dieses Mal reichte es mit der zweiten Drehung nicht – und ich fiel kopfvoran auf die Matte. Ich spürte sofort, dass etwas nicht stimmte.
Woran?
Ich fühlte meinen Körper nicht mehr und wusste, da ist etwas Schlimmes passiert. Ich wurde sofort im Spital operiert.
Was war die Diagnose?
Zwei Halswirbel hatten sich verschoben und das Rückenmark verletzt. Ich blieb von der Brust abwärts gelähmt. In der ersten Zeit konnte ich kaum schlucken, nicht selber essen, nichts greifen.
Sie haben im Behindertensport eine EM-Medaille geholt und nehmen bald an der WM teil. Wie schafft man das?
Mit Disziplin und Durchhaltewillen. Nach vorn schauen und das Beste draus machen. Das lernte ich als Kunstturner.
Ist der Sport alles für Sie?
Ja, für mich ist Sport zentral. Als ich begann, für den Rollstuhlsport zu trainieren, ging es aufwärts. Ich gebe alles. Und es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn ich an einem Wettkampf auf das Podest fahren kann.
Wer unterstützt Sie?
Die Familie ist für mich äusserst wichtig. Nach dem Unfall unterstützen und motivierten meine Eltern mich täglich. Sie gaben mir Hoffnung, dass es trotzdem weitergeht.
Beschäftigt Sie der Unfall noch?
Ich habe ihn eigentlich abgehakt. Aber natürlich gibt es Tage, an denen es schwieriger ist. Manchmal denke ich, es wäre schön, wenn ich noch laufen könnte. Aber das kann ich nicht, das ist die Realität.
Was machen Sie in der Freizeit?
Ich gehe mit meinem Bruder fischen. Das ist unser Hobby seit der Kindheit. Als ich in den Rollstuhl kam, befürchtete ich, dass das nie mehr möglich ist. Vom Ufer aus ist es zu gefährlich und mein Boot war zu klein.
Wie gehen Sie denn fischen?
Mit einem neuen, rollstuhlgerechten Boot. Ich habe den Bootsführerschein gemacht – dieses Jahr waren wir oft auf dem Neuenburgersee. Da draussen bin ich in einer anderen Welt und vergesse den Rollstuhl. Ich kann tun, was andere auch machen. Nach einem Fischertag bin ich richtig erholt.
Hadern Sie mit dem Schicksal?
Ich nehme jetzt einen anderen Weg, als ich erwartet hatte. Es haben sich neue Türen geöffnet: Ich habe eine Ausbildung zum Elektroplaner gemacht und den Rollstuhlsport entdeckt.
Zur Person: Fabian Blum
Seit seinem Unfall beim Kunstturnen ist der heute 24-Jährige aus Pfaffnau LU von der Brust abwärts gelähmt. Nach dem Einschnitt hat er zielstrebig Elektroplaner gelernt und brilliert in einem anderen Sport. Nun hofft Blum auf eine Teilnahme an den Paralympics 2020 in Tokio.