Wann haben Sie das letzte Mal einem Menschen das Leben gerettet?
Das war im Dezember. Jemand hatte einen Herzstillstand erlitten.
Können Sie sich noch an den Tag erinnern?
Nein, aber ich hatte Ferien und putzte gerade mein Wohnzimmer, als eine Meldung über die First-Responder-App der Notrufzentrale 144 reinkam.
Was ging Ihnen als Erstes durch den Kopf?
Dass ich sofort losmuss. Das Adrenalin stieg an. Gleichzeitig war ich konzentriert. Es zählt ab diesem Moment jede Minute. Ich liess alles stehen und liegen, rannte zum Auto und fuhr zur Wohnung.
Welche Situation fanden Sie vor?
In der Küche lag eine Person auf dem Fussboden. Sie war weder ansprechbar noch atmete sie. Ich spürte auch keinen Puls. Da wusste ich, dass es ernst ist. Sofort begann ich mit einer Herzdruckmassage. Später trafen weitere First Responder ein. Sie hatten einen Defibrillator dabei. Den setzten wir ein und beatmeten die Person. Schliesslich traf der Notarzt ein, und wir reanimierten gemeinsam.
Wie haben Sie den Einsatz verarbeitet?
Ich ging nach Hause und sprach mit meiner Freundin. Ich erzählte ihr von meinem Erlebnis. Das Reden mit vertrauten Personen hilft mir sehr, das Erlebte zu verarbeiten.
Wie geht es der Person heute?
Das weiss ich nicht.
Wieso nicht?
Ich will mich schützen. Darum möchte ich nie wissen, wie die Geschichte ausgegangen ist. Ich weiss, dass ich beim Einsatz mein Bestes gegeben habe, das gibt mir ein gutes Gefühl.
So können sich Betroffene bei Ihnen aber nie bedanken.
Ich glaube, sie haben anderes im Kopf, als sich bei einem Fremden zu bedanken. Natürlich ist es schön, ein Danke zu hören. Das kommt auch vor. Aber ich will in erster Linie Menschen in Not helfen und nicht ein Lob kassieren.
Welche Einsätze gehen Ihnen besonders nahe?
Jeder Einsatz ist auf seine Art krass. Besonders nahe gehen mir aber Einsätze mit Personen, die ich kenne, und bei denen Kinder im Spiel sind. Auch Einsätze, bei welchen jede Hilfe zu spät kommt, hinterlassen bei mir Spuren.
Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht?
Nein, überhaupt nicht. Auch in meiner Freizeit springe ich für Kollegen ein, wenn sie in einer Sache Hilfe brauchen. Ich bin ein hilfsbereiter Mensch, und zu helfen, fühlt sich für mich gut an.
Zur Person
Nico Spinnler
Der 30-jährige Nico Spinnler lebt in Ormalingen BL. Der Strassenbaupolier spielt gern Fussball, joggt, fährt Mountainbike und ist seit Jahren bei der Feuerwehr. Als First- Responder kam er schon zwölf Mal zu Einsätzen. First-Responder können alle werden, die über 18 Jahre alt sind. Mehr Infos dazu gibts im Internet unter First-responder.ch.