Mitte September kam ein Krankenkassenvermittler zu Jeanette Baumgartner in Möhlin AG. «Er packte Laptop sowie Handy aus und begann zu rechnen», berichtet die 50-Jährige. Der Berater war von der Firma Checkpoint 24 und behauptete, sie könne pro Monat 80 Franken Prämien sparen, wenn sie zur Helsana wechsle. Baumgartners Mann und ihr Sohn könnten gar 100 Franken günstiger fahren.
Der Berater gab Jeanette Baumgartner ein Kündigungsformular für ihre bisherige Krankenkasse Swica. «Ich sagte, dass ich die Sache überschlafen und mit meiner Familie in Ruhe besprechen möchte. Doch er setzte mich unter Druck, das Formular sofort zu unterschreiben», sagt Baumgartner.
So unterschrieb sie die Kündigung für sich und ihren Mann, aber nicht für den Sohn. Was sie erst später erfuhr: Noch während des Beratungsgesprächs schloss der Checkpoint-24-Mitarbeiter über sein Handy einen Vertrag bei der Helsana mit einer Laufzeit von drei Jahren ab – und zwar für die ganze Familie.
Als Jeanette Baumgartner ihren Mann über den Wechsel zur Helsana informierte, war er nicht erfreut. Am gleichen Abend teilte die Aargauerin der Firma Checkpoint 24 mit, dass ihre Familie bei der Swica bleibe. Doch wenige Tage später lag die Bestätigung für die Grund- und Zusatzversicherungen von der Helsana im Briefkasten. Jetzt ärgerte sich Baumgartner, dass sie den Checkpoint-24-Mann ins Haus gelassen hatte: «Diese Geschichte bereitete mir ein paar schlaflose Nächte.»
Beim Staatssekretariat für Wirtschaft beschwerten sich viele Leute über lästige Krankenkassenberater: 2016 reklamierten 870 Personen wegen Werbeanrufen, letztes Jahr sogar 2600. Tipp: Eine Warnliste mit dubiosen Vermittlern finden Sie auf der Website des «K-Tipp» (siehe Unten).
Verträge nie sofort unterschreiben
Morena Hostettler Socha von der Ombudsstelle Krankenversicherung sagt: «Leider gibt es immer wieder Leute, die sich nicht gegen aufdringliche Makler wehren können.» Sie empfiehlt, das Gespräch sofort zu beenden, wenn man den unerwünschten Anruf eines Beraters erhält. «Falls trotzdem ein Makler ins Haus kommt, sollte man Verträge nie sofort unterschreiben, sondern eine Nacht drüber schlafen», empfiehlt Hostettler Socha.
Um Krankenkassenprämien zu sparen, braucht man keinen Berater. Es ist einfach, günstige Prämien selbst zu ermitteln. Der Gesundheitstipp bietet einen persönlichen Prämienvergleich an. Auch mit dem Prämienrechner des Bundesamts für Gesundheit (Priminfo.ch) kann man sich mit wenigen Klicks über die Prämien der verschiedenen Krankenkassen informieren.
Nachdem sich der Gesundheitstipp einschaltete, lenkte die Helsana ein: Sie entliess Jeanette Baumgartner und ihre Familie aus dem Vertrag. Helsana sagt, sie arbeite «ab sofort» nicht mehr mit dem Checkpoint-24-Mitarbeiter zusammen, der die Versicherungen für Jeanette Baumgartner abgeschlossen hatte.
Tipps: Kassenwechsel - So gehen Sie vor
Grundversicherung: Ihre Kündigung muss bis Ende November bei der alten Krankenkasse eintreffen. Einen Musterbrief gibts unter Gesundheitstipp.ch ] Service ] Musterbriefe.
Lassen Sie keine Krankenkassenberater in Ihre Wohnung. Brechen Sie das Gespräch ab, wenn ein Berater Sie anruft.
Melden Sie lästige Anrufer oder überprüfen Sie sie unter Ktipp.ch ] Service ] Warnlisten oder Seco.admin.ch ] Werbe- und Geschäftsmethoden.