Fachleute und Hersteller von Eisenpräparaten behaupten immer wieder, viele Menschen hätten zu wenig Eisen. Kein Wunder, reichern Lebensmittelhersteller Produkte mit künstlichem Eisen an, um sie besser verkaufen zu können.
Doch jetzt zeigt ein Labortest des Gesundheitstipp: Viele Frühstücksflocken enthalten zu viel davon. Betroffen sind vor allem Produkte für Kinder, die lustig aufgemacht sind mit Hasen und Bären auf der Verpackung. Den höchsten Wert bei Kinderprodukten mass das Labor in «Nesquik»-Flocken: 100 Gramm davon enthalten 7,7 Milligramm Eisen. Das ist ungefähr so viel, wie ein Kind pro Tag braucht. «Cini-Minis» von Nestlé, «Choco Chips» von Coop und «Honey Balls» von Migros enthalten ebenfalls rund 6 Milligramm. Dass es anders geht, zeigt Aldi: «Cinnamon Chips» enthalten kein zugesetztes Eisen.
Auch andere Produkte sind eisenhaltig
Was leicht vergessen geht: Auch andere Produkte sind mit Eisen angereichert, etwa Pulver für die Schoggimilch oder der Getreideriegel für die Pause. Für einen zusätzlichen Schub sorgt das natürliche Eisen in Gemüse, Fleisch und Vollkornprodukten. Da ist die Tagesdosis rasch überschritten. Zu viel Eisen kann bei Kindern in schweren Fällen zu Erbrechen, Durchfall und zu Schäden an Organen führen.
Migros und Kellogg: Sehr hoher Eisengehalt
Bei den Frühstücksflocken für Erwachsene sieht es nicht besser aus. Den höchsten Gehalt fand das Labor in den «M-Classic Fit Flakes Nature» von Migros: 100 Gramm enthalten 18 Milligramm Eisen. Auf der Verpackung steht sogar ein noch höherer Wert, nämlich 23 Milligramm. Auch die Produkte «All-Bran» und «Special K» des Herstellers Kellogg sind massiv angereichert. Sie enthalten 9,9 bzw. 11 Milligramm. Nur gerade in den «Bran Flakes» von Lidl und den «Ovomaltine Flakes» von Wander findet sich kein zugesetztes Eisen.
Frauen und Männer ab 50 Jahren brauchen lediglich etwa 10 Milligramm pro Tag. Forscher warnen deshalb: Menschen, die dauerhaft mehr Eisen zu sich nehmen, als sie brauchen, haben ein höheres Risiko, Arthrose oder einen Schlaganfall zu bekommen. Das zeigte im Jahr 2009 eine grosse englische Übersichtsstudie. Bereits zehn Jahre zuvor hatten Forscher bei einer Untersuchung von 10 000 Amerikanern herausgefunden, dass auch das Risiko für Diabetes zunimmt.
Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung verlangt von den Herstellern, auf das Anreichern von Lebensmitteln mit Eisen zu verzichten. Der Grund: die gesundheitlichen Risiken bei der «dauerhaft hohen Versorgung mit Eisen». Man solle es über Nahrung aufnehmen, die nicht künstlich angereichert ist: «Eisen ist vor allem in Fleisch enthalten, aber auch einige Obst- und Gemüsesorten sowie Hülsenfrüchte und Getreide sind gute Eisenlieferanten.» Auch Ernährungsberaterin Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale Hessen in Frankfurt rät, nur Produkte ohne künstliches Eisen zu kaufen.
Kellog: «Eisen völlig unbedenklich»
Migros schreibt dem Gesundheitstipp, die Bevölkerung sei «nur knapp genügend» mit Eisen versorgt. Schäden seien nur bei der langfristigen Einnahme von hochdosierten Nahrungsergänzungsmitteln zu erwarten. Migros will den Unterschied zwischen dem Laborwert und den Angaben auf der Verpackung analysieren und «entsprechende Massnahmen» ergreifen.
Coop schreibt, es gebe «keine eindeutigen Beweise» für den Zusammenhang zwischen einer hohen Eisenzufuhr und dem Risiko für Krankheiten. Nur drei von 31 Frühstücksflocken im Coop-Sortiment seien künstlich angereichert.
Eine Kellogg-Sprecherin sagt, das Zufügen von Eisen habe sich «als völlig unbedenklich» erwiesen.
Nestlé schreibt, ihre Produkte seien so angereichert, dass man damit ein Viertel der Tagesdosis aufnehme. Dies entspreche den Empfehlungen von Ernährungsberatern.
Tipps Ernährung: So vermeiden Sie Eisenmangel
- Viel Eisen ist enthalten in Fleisch, Tofu, Hülsenfrüchten, Nüssen und Vollkornprodukten.
- Servieren Sie Früchte und Gemüse dazu. Das darin enthaltene Vitamin C fördert die Aufnahme von Eisen.
- Zeichen für Eisenmangel sind Schwäche, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Reizbarkeit.
- Gehen Sie zum Arzt, wenn Sie glauben, unter einem Eisenmangel zu leiden.
- Nehmen Sie Eisenpräparate nur auf Anordnung des Arztes.
- Die empfohlene Eisenzufuhr für verschiedene Altersgruppen können Sie nachschauen auf der Website www.sge-ssn.ch/Wissenschaft und Forschung/Lebensmittel und Nährstoffe/Nährstoffempfehlungen/DACH-Referenzwerte.
- Verzichten Sie auf künstlich mit Eisen angereicherte Produkte.