Der schweissnasse Körper drückt mit dem ganzen Gewicht darauf, beim Benutzen werden sie gerollt und geknickt – Fitnessmatten müssen einiges aushalten und sollten erst noch keine ungesunden Stoffe abgeben.
Doch das ist längst nicht bei allen Matten so, wie ein Test des Gesundheitstipp zeigt. Zwei spezialisierte deutsche Labors prüften zehn Matten. Ingenieure testeten die Produkte in Prüfständen und mittels Praxistest. Im anderen Labor untersuchten Chemiker nach Umweltgiften (siehe «So wurde getestet»). Die Allround-Matten kosten 10 bis 90 Franken und sind 5 bis 15 Millimeter dick.
Nur sechs der zehn Matten schnitten insgesamt gut ab. Sie waren widerstandsfähig und enthielten keine der gesuchten Schadstoffe. Am besten waren «Trainer Mat» von SKLZ und «Fitline» von Airex. Beide erhielten die Note 5,4 und waren damit klar besser als die anderen getesteten Matten. Beide Fitnessmatten offenbarten nur leichte Schwächen. «Trainer Mat» reagierte relativ empfindlich auf öl- und fetthaltigen Schmutz. Zudem kann man die raue Oberfläche nicht so einfach reinigen. «Fitline» war nicht so rutschfest wie andere und liess sich wegen des sperrigen Materials nicht leicht aufrollen.
Die Hälfte veränderte sich am UV-Licht
Die Produkte von Powerzone, Energetics, Bodyshape, Hudora und Betty Bossi reagierten im Labor empfindlich auf das Dauerbestrahlen mit UV-Licht: Die Oberflächen veränderten sich sichtbar. Diese Matten sollte man nach dem Training verstauen. Der teuersten Matte, «Training Mat 2.0» von Nike, machte das UV-Licht kaum etwas aus. Dafür reagierte sie auf mechanischen Abrieb empfindlicher als andere.
Die Schlussnote «genügend» gabs für die günstige Fitnessmatte Prix Garantie von Coop. Sie enttäuschte im Praxistest. Die Prüfer konnten die Matte schlecht ausrollen. Auch die Rutschfestigkeit war mangelhaft. Das Produkt war zudem sehr empfindlich auf Kratzer.
In den Matten von Bodyshape, Hudora und Betty Bossi steckten grössere Mengen Schadstoffe. In den letzen beiden fand das Labor einen hohen Gehalt an Chlorparaffinen. Die gemessenen Werte lagen über dem EU-Grenzwert von 1,5 Gramm pro Kilo. Das gab für diese Produkte eine Note Abzug. Chlorparaffine sind Weichmacher. Zudem bewirken sie, dass die Matte schlecht brennt. Chlorparaffine stehen im Verdacht, Krebs auszulösen – darauf weisen Tierversuche hin.
Im Bodyshape-Produkt fand das Labor den Giftstoff Naphthalin. Er gehört zu den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Naphthalin kann Haut und Atemwege reizen und Kopfweh auslösen. Allerdings lag der gemessene Wert unter dem Grenzwert. Das gab eine halbe Note Abzug.
Hudora schreibt dem Gesundheitstipp, man prüfe regelmässig, ob die Matten die Grenzwerte einhalten. Die getestete Fitnessmatte sei bereits nicht mehr im Sortiment. Auch Betty Bossi will ihre Matte nicht mehr verkaufen: Die Sicherheit der Kunden sei ein zentrales Anliegen. Coop weist darauf hin, dass es sich beim Modell von Prix Garantie um ein günstiges Einstiegsmodell handle, das sehr beliebt sei. Bei der Weiterentwicklung des Produkts werde man die Erkenntnisse aus dem Test einfliessen lassen.
So wurde getestet
Das Prüf- und Zertifizierungsinstitut SLG in Hartmannsdorf (D) sowie das technische Labor PZT in Wilhelmshaven (D) prüften die Fitnessmatten im Auftrag des Gesundheitstipp.
Robustheit
Das Labor PZT untersuchte, wie robust die Matten sind. In einer Zugmaschine testeten die Experten die Reissfestigkeit neuer Matten und von solchen, die eine UV-Lampe künstlich gealtert hatte.
Eine andere Maschine untersuchte, wie widerstandsfähig sie gegen Abnützung sind. Dabei schliff ein Klotz mit Topfschwämmen 1000-mal über die Matten. Die Tester knickten sie zudem an einer Ecke und belasteten sie 10 Minuten lang mit 1 kg Gewicht. Eine gute Fitnessmatte sollte auch dann in Form bleiben.
Handhabung
Die Prüfer verschmutzten die Matten mit Pflegeöl und Bodylotion und versuchten dann, sie zu reinigen. Das Labor untersuchte auch, wie gut die Matten auf der Unterlage haften, wenn eine Person darauf Übungen macht. Schliesslich rollten sie die Matten aus und wieder zusammen. So konnten sie feststellen, wie sperrig das Material ist.
Schadstoffe
Die Chemiker des SLG analysierten die Matten auf Phthalate, Chlorparaffine (SCCP) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).
Alle drei machen Kunststoffe weich.
Phthalate können wie Hormone wirken.
Chlorparaffine sind Umweltgifte, einige könnten Krebs erregen. Chlorparaffine dienen auch als Flammschutz. Der maximale Gehalt in Gegenständen ist in der EU auf 1,5 g/kg beschränkt.
PAKs können zum Teil die Haut reizen, Krebs auslösen oder das Erbgut verändern.