Das Plakat von Burgerstein fällt auf: «Die persönliche Mischung für Sie – genau richtig.» Auf schwarzem Hintergrund springt eine Fontäne pastellfarbiger Vitaminkügeli in die Höhe. Das Produkt heisst Microcare. Es biete für jeden einzelnen Kunden eine «massgeschneiderte Mischung», schreibt die Herstellerfirma Burgerstein. Je nach Bedarf soll Microcare das Immunsystem auf Trab halten, bei Stress oder Darmbeschwerden helfen oder das Altern verzögern.
In einer Apotheke liess sich der Gesundheitstipp eine solche Mischung zusammenstellen. Die Pharma-Assistentin wollte dafür nicht nur Alter und Gewicht wissen, sondern auch wie lange man schläft, wie viel Alkohol, Kaffee oder Grüntee man trinkt und wie häufig Gemüse, Fisch oder rotes Fleisch auf dem Teller landen. Dies gab sie in das Computerprogramm von Burgerstein ein.
Nutzen «schleierhaft»
Das Ergebnis ist eine Mischung von gut dreissig Stoffen. Es sind vor allem Vitamine und Mineralstoffe, sowie ein paar Pflanzenextrakte. Kostenpunkt: Gut 160 Franken. Zum Vergleich: Ein Multivitaminpräparat vom Grossverteiler kostet rund 3 Franken.
Für den Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser ist klar: «Das Geld kann man sich sparen.» Auch der Ernährungsmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule sagt: «Der Nutzen des Produkts ist mir schleierhaft.» In der Schweiz seien die meisten Menschen gut mit Nährstoffen versorgt. Und falls doch ein Mangel vorliege, dann genüge ein Fragebogen nicht, um den persönlichen Bedarf zu ermitteln. Dafür brauche es einen Bluttest.
Von einzelnen Stoffen hat es zudem sehr viel in der Mischung: Bei Vitamin C ist es acht Mal so viel, wie man pro Tag braucht. David Fäh: «Das ist unnötig.» Bei Vitamin E ist es fünf Mal so viel. Laut Fäh haben höhere Mengen keinen zusätzlichen Nutzen. Sie würden aber das Risiko für spontane Blutungen erhöhen. «Bei einer Hirnblutung kann das fatal enden», sagt Fäh.
Die Firma Burgerstein sagt, dass man die Kosten einer individuellen Mischung nicht mit denen von Präparaten aus der Massenproduktion vergleichen könne. Das Computerprogramm liefere Vorschläge für mögliche Mischungen. Diese würden keine riskanten Dosierungen enthalten. Für die individuelle Rezeptur und deren Kontrolle sei die beratende Fachperson verantwortlich.