Die 37-jährige Physiotherapeutin Isabelle Kümin aus dem zürcherischen Otelfingen hat eine schwere Allergie gegen Tierhaare. «Ich bin gegen fast alles allergisch, was ein Fell oder Federn hat – also zum Beispiel gegen Katzen, Hunde, Meerschweinchen und Hühner», erzählt sie. Kommt sie mit diesen Tieren in Kontakt, läuft ihre Nase, sie muss niesen, und ihre Augen brennen. Am schlimmsten ist es bei Pferden. «Dann kommt noch Asthma hinzu», sagt Kümin.
Allergien wie jene von Isabelle Kümin kommen oft vor. Aber: Wer an einer Tierallergie leidet, muss nicht unbedingt auf ein Haustier verzichten. Das zeigt ein Vergleich des Gesundheitstipp. Manche Tiere bereiten weniger Probleme als andere.
Für Leute mit Allergien sind vor allem Katzen heikel. So rät etwa die Deutsche Gesellschaft für Allergologie Personen mit erhöhtem Allergierisiko davon ab, eine Katze anzuschaffen. Reagiert jemand in der Familie bereits allergisch, ist das Risiko grösser, dass man selber eine Allergie bekommt. Auch wenn ein Kind an Neurodermitis leidet, sollte man auf eine Katze verzichten.
Besser geeignet sind Hunde. Sie kommen auch bei erhöhtem Allergierisiko als Haustier infrage – sofern keine Allergie gegen Hundehaare vorliegt. Peter Schmid-Grendelmeier von der Allergiestation am Unispital Zürich sagt: «Hunde sind für Allergiepatienten weniger problematisch als Katzen.»
Das liegt auch daran, dass Allergene von Katzen sehr leicht sind und stundenlang in der Luft schweben können. Zudem haften sie sehr lange. Man könne sie ein Jahr lang in Wohnungen nachweisen – auch wenn die Katze längst weg sei, so Peter Schmid-Grendelmeier. Hundeallergene sind hingegen schwerer und haften weniger gut. Daher lösen sie oft weniger lang Beschwerden aus.
Hinzu kommt: Studien deuten darauf hin, dass das Zusammenleben mit einem Hund in den ersten Lebensjahren das Risiko für Allergien und Asthma verringert. Schwedische Forscher beobachteten rund 1200 Babys von der Geburt bis zum 13. Lebensjahr. Zu Beginn füllten die Eltern einen Fragebogen zu ihren Haustieren aus. Nach 13 Jahren prüften die Wissenschafter, ob Allergien aufgetreten waren. Ergebnis: Kinder, die in ihrem ersten Lebensjahr mit einem Hund aufwuchsen, hatten ein geringeres Risiko, eine Allergie gegen Katzen oder Hunde zu entwickeln.
Leben mit Hunden stärkt das Immunsystem
Das Resultat der schwedischen Studie hat laut Schmid-Grendelmeier vermutlich folgenden Grund: Kinder mit einem Hund als Haustier kommen vermehrt mit Schmutz von draussen in Kontakt. Das trainiere ihr Immunsystem, was vor Allergien schützt. Auch andere Studien zeigten, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, weniger oft Allergien haben als Kinder, die in der Stadt leben. Laut einer neuen Studie schützt ein Hund als Haustier sogar vor einer Lebensmittelallergie. Die italienischen Forscher hatten dafür Ergebnisse von 17 Forschungsarbeiten analysiert.
Wie sich der Kontakt mit einer Katze in den ersten Lebensjahren eines Kindes auswirkt, ist hingegen unklar. Studien dazu zeigten widersprüchliche Ergebnisse. Laut der deutschen Allergiegesellschaft gibt es allerdings keinen Grund, ein bereits vorhandenes Haustier wegzugeben, um sich vor einer Allergie zu schützen.
Bei Katzen sind nicht die Haare das Problem
Umstritten ist, ob bestimmte Katzenrassen für Allergiepatienten weniger riskant sind. Leuten mit einer Katzenallergie wird oft zu Nacktkatzen geraten. Allergisch reagiert man allerdings nicht auf die Haare, sondern auf Speichel, Hautschuppen oder den Urin von Hauskatzen. Erst wenn sich die Katze putzt, verteilt sie die Allergene mit dem Speichel in ihrem Fell. Womöglich sind Nacktkatzen also doch eine Alternative, weil sie keine Haare verlieren können.
Ähnlich ist es bei Hunden: Pudel und Mischlinge aus Labrador und Pudel eignen sich angeblich besser für Allergiepatienten, weil sie weniger Haare verlieren. Bei Hunden produzieren Weibchen und kastrierte Männchen zudem weniger Allergene. Das spielt aber nur bei einem der acht Allergene eine Rolle. Nicht jeder Mensch reagiert auf die gleichen Allergene eines Tieres. Es kann zudem sein, dass man eine Allergie gar nicht direkt gegen das Haustier entwickelt, sondern gegen das Tierstreu im Gehege. Das ist etwa bei Meerschweinchen und weiteren Nagetieren der Fall. Auch Tierfutter kann eine Allergie auslösen: etwa Insekten für Reptilien.
Für Leute, die eine Allergie gegen das eigene Haustier entwickelt haben, hat Peter Schmid-Grendelmeier eine gute Nachricht: «Durch den ständigen Kontakt mit einem Tier kann sich trotz Allergie eine Toleranz entwickeln.» Dann reagiere man nur noch auf fremde Tiere mit Symptomen.
Diese Erfahrung hat auch Isabelle Kümin gemacht. Als sie ein Kind war, lief ihrer Familie eine Katze zu. Trotz Allergie reagierte sie mit der Zeit immer weniger auf das Tier. Bei sich zu Hause hat Kümin heute ein Aquarium aus ihrer Kindheit: Fische zählen zu den wenigen Tieren, die bei ihr keine Beschwerden auslösen.
Allergisch gegen Tiere: Tipps für zu Hause
- Lüften Sie Ihre Wohnung mindestens zwei Mal am Tag durch.
- Verwenden Sie einen Luftreiniger mit Hepa-Filter.
- Wischen Sie Böden täglich nass auf.
- Waschen Sie nach dem Kontakt mit dem Haustier die Hände.
- Falls Ihr Tier in einem Gehege lebt: Lassen Sie dieses von anderen Personen reinigen.
- Tragen Sie zu Hause andere Kleider als draussen.