Pamela G. aus dem Kanton Zürich wog im Alter von 29 Jahren bereits 86 Kilo. «Ich war sehr unglücklich mit meinem Gewicht und wollte abnehmen – so schnell wie möglich», sagt sie. Im Fernsehen sah sie eine Methode ohne Operation: den Magenballon. Der gefüllte Ballon soll dafür sorgen, dass sich Patienten schneller satt fühlen. Nach ein paar Monaten entfernen die Ärzte den Ballon wieder.
Pamela G. meldete sich bei einem Spezialarzt für den Eingriff an. Sie verlor zwar mit dem Magenballon in Kürze 22 Kilo. Doch G. hatte nach dem Einlegen des Ballons mehrere Wochen massive Nebenwirkungen. Als ihr der Arzt den Ballon entfernte, war sie nach wenigen Monaten wieder gleich schwer wie zuvor.
Der Magenballon ist teuer: Bei der Zürcher Lipoclinic kostet er 5900 Franken, beim Zürcher Magenarzt Thomas Hinterleitner 4000 bis 5000 Franken. Bei Ernst-Christoph Foerster im zürcherischen Zollikerberg ZH kostet der Eingriff 3000 bis 4500 Franken. Die Krankenkasse beteiligt sich nicht an den Kosten.
«In der Regel steigt das Gewicht wieder an»
Experten warnen vor der Methode. Der Adipositas-Spezialist Thomas Frick vom Kantonsspital St. Gallen sagt, ein Magenballon sei «keine nachhaltige Methode». Auch Adipositas-Experte Marco Bueter vom Unispital Zürich rät ab: «In der Regel steigt das Gewicht bei den Patienten wieder an, sobald der Ballon draussen ist.»
Jeder zehnte Patient mit Magenballon hat zudem nach dem Eingriff Beschwerden, wie sie Pamela G. beschreibt. Das zeigte vor drei Jahren eine Übersichtsstudie der Icahn School of Medicine in New York. Dabei wurden über tausend Patienten aus acht Studien analysiert.
Mehr noch, wie Thomas Frick warnt: «Komplikationen mit dem Magenballon sind eine Katastrophe für die Betroffenen.» Wenn der Ballon die Flüssigkeit verliert, kann er in den Dünndarm gelangen und dort einen Darmverschluss verursachen. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde stellte zwischen 2015 und 2018 zwölf Todesfälle durch Magenballons fest.
Für Marco Bueter ist klar: Für Menschen mit hohem Übergewicht gibt es bessere Methoden. So würden ein Magenbypass oder ein Schlauchmagen das Gewicht dauerhaft senken und hätten relativ wenig Risiken. Nicht so einschneidend sei selbst das Einlegen eines Magenbands: Es wirke zudem besser als ein Magenballon.
Vor kurzem hat sich Pamela G. einen Magenbypass operieren lassen. Sie sagt: «Ich fühle mich sehr gut und habe bereits 45 Kilo abgenommen.»
Ernst-Christoph Foerster sagt dem Gesundheitstipp, er habe 25 Jahre Erfahrung mit dem Magenballon. Es gebe zudem «eine grosse Zahl» guter wissenschaftlicher Publikationen dazu.
Nikolaus Linde von der Lipoclinic schreibt, er biete Patienten gleichzeitig ein Abnehm-Konzept an. Der Ballon helfe Patienten dabei, sich schon nach ein paar Bissen satt zu fühlen. So könne man den Körper «umprogrammieren». Nach der Anfrage des Gesundheitstipp entfernte Linde allerdings das Angebot von seiner Internetseite.
Thomas Hinterleitner schreibt, das Abnehmen mit Ballon funktioniere nur, wenn man das Essverhalten lebenslang ändere. Die Übelkeit verschwinde nach drei bis sieben Tagen. Schwere Komplikationen seien sehr selten.
Aufruf: Haben Sie Erfahrung mit Magenoperationen?
Schreiben Sie uns: Redaktion Gesundheitstipp, «Magen», Postfach, 8024 Zürich, redaktion@gesundheitstipp.ch