Christian Gerber bekam letzten Winter Ciprofloxacin gegen eine Bronchitis verschrieben. Das Antibiotikum half zwar in diesem Fall. Doch plötzlich taten dem 82-Jährigen aus Grenchen SO die Füsse weh, und bald konnte er nicht mehr stehen.
Beide Achillessehnen waren angerissen, wie der Arzt feststellte – eine Nebenwirkung des Medikaments. Seit kurzem kann er zwar auf Krücken verzichten. «Ich gehe aber immer noch so, als hätte ich ein Bier zu viel gehabt», sagt er.
Auch Depressionen und Herzprobleme möglich
Seit Jahren ist bekannt: Fluorochinolon-Antibiotika wie Ciprofloxacin oder Moxifloxacin können zu einem Achillessehnenriss führen. Auch Nebenwirkungen wie Depressionen, Nerven- und Herzprobleme sind möglich.
Trotzdem verschreiben Ärzte die Medikamente weiter. Das geht aus einer Information des Bundesamtes für Gesundheit für Hausärzte hervor. Laut dem Verband Interpharma machten Pharmafirmen 2021 mit diesen Antibiotika einen Umsatz von über 7 Millionen Franken. Dazu zählen auch die Präparate Tavanic, Avalox oder Vigamox.
Fachleute warnten bereits vor sechs Jahren vor den Risiken (Gesundheitstipp 6/2017). Ein Jahr darauf verbot die Heilmittelbehörde Swissmedic den Einsatz bei unkomplizierten Infektionen. Laut Bundesamt für Gesundheit verschreiben Ärzte bei Bronchitis heute noch zu viele dieser Antibiotika. Bronchitis wird aber durch Viren ausgelöst – dagegen helfen Antibiotika nicht.
Etzel Gysling, Arzt aus Wil SG und Herausgeber des Fachmagazins «Pharma-Kritik», sagt: «Bronchitis sollte man nicht mit Antibiotika behandeln.» Auch für Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser steht fest: Ärzte sollten Fluorochinolone nur «in lebensbedrohlichen Situationen» verschreiben. «Die Nebenwirkungen sind schwerwiegend.» Bei Grippe und Erkältungen können Bettruhe, warme Wickel oder homöopathische Mittel helfen.
Hersteller Bayer schreibt, der Nutzen überwiege die Risiken, wenn Ärzte Ciprofloxacin und Avalox nur gemäss der Zulassung der Behörden einsetzen. Novartis argumentiert betreffend Vigamox ähnlich. Sanofi sagt, sie informiere Ärzte über Nebenwirkungen. Mepha schreibt, die Entscheidung liege beim Arzt.
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