Sie kommen mit giftigen Russpartikeln in Kontakt. Wie schützen Sie sich?
Ich trage eine Brille und eine FFP2-Maske. Zudem creme ich meine Hände mit einer Schutzcreme ein, damit der Russ nicht in die Haut gelangt.
Studien zeigen, dass Russ Krebs verursachen kann. Macht Ihnen das keine Angst?
Nein. Ich finde, ich schütze mich genug.
Wie muss man sich Ihren Job vorstellen?
Ich arbeite im Haus und im Keller. Dort reinige ich Öfen, Gas- oder Schnitzelheizungen. Ich entferne mit Staubsauger und Besen den Russ und reinige die Wände. Ich bin klein und passe fast überall hinein.
In Heizungen ist es sehr eng. Haben Sie keine Platzangst?
Nein, aber so ganz wohl ist mir nicht. Einmal konnte ich mich nicht mal drehen. Das war ein komisches Gefühl. Wir sind aber immer zu zweit. In den Öfen ist es manchmal heiss. Falls ich ohnmächtig werden sollte, kann mein Kollege mich retten. Das beruhigt mich.
Sie reinigen die Wände der Heizungen mit einer ätzenden Lauge. Ist das nicht gefährlich?
Es kann gefährlich sein. Einmal tropfte ein Mittel auf meine Hose und verätzte sie. Der Tropfen gelangte auf die Haut. Es brannte extrem, ich zog sofort meine Hose aus. Das Mittel hatte eine kleine Brandwunde verursacht. Es fühlte sich an, als wäre die Haut aufgeschürft.
Abends sind Sie voller Russ. Wie bringen Sie den hartnäckigen Schmutz wieder weg?
Ich dusche jeden Tag. Denn ich habe fast immer schwarze Arme vom Russ. Ich wasche sie mit einer Spezialseife sauber. In der Firma habe ich eine eigene Dusche. Die Duschzeit ist von meinem Arbeitgeber bezahlt.
Intensives Reinigen tut der Haut nicht gut.
Ja, das merke ich. Besonders an den Armen ist die Haut sehr trocken. Ich muss mich jeweils nach dem Duschen mit einer Bodylotion eincremen. Dafür rieche ich am Feierabend immer gut.
Man sagt, es bringe Glück, Kaminfeger anzufassen. Fassen andere Leute Sie an?
Ja, das kommt regelmässig vor. Wildfremde Personen berühren mich am Arm.
Wie ist das für Sie?
Es ist ein alter Brauch, und ich mag ihn gern. Ich möchte aber, dass man mich fragt, bevor man mich anfasst. Sonst finde ich das eher unangenehm.
Zur Person
Geraldine Schweizer hat im letzten Jahr die Prüfung zur Kaminfegermeisterin bestanden. Die 34-Jährige lebt in Gommiswald SG. In ihrer Freizeit ist sie am liebsten mit ihrem dreijährigen Beagle Minu in der Natur unterwegs.