Pneumokokken sind weit verbreitet: Die Bakterien leben in der Nase und im Rachen von vielen Kleinkindern. Wenn das Immunsystem geschwächt ist, können sie grippeähnliche Beschwerden und eine Mittelohrentzündung auslösen. In seltenen Fällen führen sie auch zu Blutvergiftungen, Lungen- und Hirnhautentzündungen. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt die Impfung für alle Kinder unter fünf Jahren. Einziger Impfstoff auf dem Markt ist «Prevenar 13». Er soll gegen 13 von rund 90 bekannten Pneumokokken-Typen schützen.
Jetzt zeigt eine neue Studie: Die Impfung nützt weniger als angenommen. Ein Team um die Ärztin Sandra Asner, Leiterin der Abteilung für Infektionen bei Kindern am Universitätsspital Lausanne, untersuchte die Daten von Kindern, bei denen Pneumokokken eine Blutvergiftung verursacht hatten. Dabei kam heraus: Mehr als die Hälfte der rund 120 untersuchten Kinder erkrankten, obwohl sie geimpft waren. Die Daten stammten aus zehn Schweizer Kinderspitälern. Ärzte erhoben sie während vier Jahren.
Viele Kinder erkrankten, obwohl sie geimpft waren
Die Untersuchung zeigt zudem: Viele Kinder erkrankten an Bakterien, welche die Impfung nicht erfasst. Der deutsche Arzt Martin Hirte erklärt: «Da der Impfstoff nur gegen einen Teil der Bakterien schützt, können geimpfte Kinder ebenso erkranken wie Ungeimpfte.» Damit nicht genug: Die Kinder erkrankten ausserordentlich schwer. Sieben der neun Todesfälle in der Schweizer Studie gingen auf das Konto dieser Bakterien. Der deutsche Impfexperte Steffen Rabe schreibt auf Impf-info.de, diese Keime seien ein «gravierendes und zunehmendes Problem». Es gibt Hinweise darauf, dass sie zum Teil gegen mehrere Arten von Antibiotika resistent sind. Eine Behandlung ist dann schwierig.
Hinzu kommt: Der Impfstoff «Prevenar 13» schützte nicht einmal zuverlässig gegen jene 13 Keime, gegen die er eigentlich wirken sollte. Auch geimpfte Kinder erkrankten zum Teil schwer an solchen Keimen, stellten die Forscher fest. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt deshalb, die Impfung sei lediglich für Kinder mit chronischen Krankheiten und kranken Organen sinnvoll. Kinder könne man auch ohne Impfung gegen Pneumokokken schützen, sagt Martin Hirte. So rät er, Babys «zumindest in den ersten sechs Lebensmonaten zu stillen». Dies stärke ihr Immunsystem. Auch gesundes Essen, Schutz vor Zigarettenrauch und der Verzicht auf Medikamente, die das Fieber senken, würden helfen.
Das Bundesamt für Gesundheit schreibt, die Impfung schütze Kinder «wirksam» gegen Infektionen mit Pneumokokken. Es sei bekannt, dass neue Bakterien-Typen nachrücken würden, nachdem man die Impfung eingeführt habe. Allerdings beobachte man immer weniger Keime, die gegen Antibiotika resistent seien. Stillen schütze die Kinder nicht vor einer Infektion mit den Bakterien.
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