Valeria Mella ist gern unterwegs. Sie bereist viele Länder und berichtet darüber in ihrem Blog. «Ich fühle mich wohl in meiner Haut», sagt die Zürcherin. Erst wenn man genau hinsieht, erkennt man weisse Flecken an Ellbogen und Knien. Auch am Haaransatz und an den Händen wird die 32-Jährige zum Teil nicht braun. Sie leidet an Vitiligo, auch Weissfleckenkrankheit genannt.
Bei Vitiligo hören Hautzellen auf, den braunen Farbstoff Melanin zu produzieren. Schuld daran ist vermutlich das Immunsystem. Es bildet Zellen, die die eigenen Pigmentzellen zerstören. Warum das passiert, ist unklar. Hautarzt Günther Hofbauer aus Wetzikon ZH sagt, dass Sonnenbrand Vitiligo auslösen kann und mechanische Belastungen der Haut die Krankheit begünstigen: «Meist treten die Flecken an Gelenken und anderen exponierten Stellen auf.» Die Krankheit beginnt fast immer im Alter von 10 bis 30 Jahren und breitet sich langsam aus. Bei Stress und psychischer Belastung können sich die Flecken in Schüben vergrössern.
Vitiligo verursacht keine Beschwerden
Vitiligo ist nicht ansteckend und verursacht keine körperlichen Beschwerden, ist aber unangenehm. Valeria Mella sagt: «In der Schule haben mich andere Kinder gehänselt, wenn sie die weissen Flecken auf meinem Körper sahen.»
Gegen Vitiligo gibt es verschiedene Therapien, die aber teils heftige Nebenwirkungen haben (siehe Tabelle im PDF). Meist schlagen Ärzte eine Kombination mehrerer Massnahmen vor. Dazu gehört immer eine Therapie mit UVB-Strahlen. Hautarzt und Vitiligo-Spezialist Lasse R. Braathen aus Ittigen BE sagt: «Die Strahlen regen die Pigmentzellen an, wieder Farbstoffe zu produzieren.» Allerdings besteht die Gefahr, dass die Haut verbrennt und Hautkrebs begünstigt wird. Nicht geeignet sind Solarien – sie senden UVA-Strahlen aus.
Zusätzlich zu Bestrahlungen empfehlen Ärzte meist eine Salbe: Sie soll dafür sorgen, dass der Körper die eigenen Pigmentzellen nicht mehr angreift. Allerdings: Kortisonsalben machen die Haut dünn. Verträglicher sind die Wirkstoffe Pimecrolimus und Tacrolimus. Sie wirken ähnlich gut wie Kortison und eignen sich auch für Kinder.
Mella liess sich beim Arzt in einer UV-Kabine bestrahlen. «Nach sechs Monaten zeigten sich auf den entfärbten Stellen braune Pünktchen», sagt sie. Doch ein paar Wochen später war der Effekt weg. Zudem rötete sich die Haut etwas.
Das unabhängige Forschernetzwerk Cochrane hat 100 Studien zu Vitiligo analysiert. Fazit: Therapien mit UV-Strahlen wirkten bei 75 Prozent der betroffenen Hautpartien. Nach zwei Jahren waren die Flecken aber wieder zurück.
Hautzellen verpflanzen: Nicht für alle geeignet
Seit einigen Jahren verpflanzen Ärzte auch gesunde Hautzellen auf die entfärbten Stellen. Thailändische Forscher beobachteten, dass die Haut danach bis zu sechs Jahre pigmentiert blieb. Allerdings eignet sich die Behandlung nur für kleine Flecken, die sich während mindestens einem Jahr nicht verändert haben. Hautarzt Braathen sagt: «Die Behandlung ist teuer, aufwendig und funktioniert nicht bei allen Patienten.» Breitet sich Vitiligo schnell aus, verschreiben Ärzte manchmal Kortisontabletten, die aber das Immunsystem schwächen und zu Osteoporose führen können.
Doch es geht auch ohne Therapie – mit wasserfester Schminke. Dieses Camouflage-Make-up eignet sich vor allem für kleine Flecken an Gesicht und Hals. Die Zürcherin Marianne Violetti (61) hat damit gute Erfahrungen gemacht. «Ich habe von meiner Kosmetikerin zwei Farbtöne, die ich je nach Bräunungsgrad mische.» Gegen Flecken an Armen und Beinen hilft Selbstbräunungscreme. Zusätzlich muss man die Haut mit Sonnencreme schützen.