Hersteller schmücken ihre Duschgels gerne mit Begriffen wie «Hypoallergen», «Ultra Sensitiv» oder «Haute Tolérance». Doch auf solche Anpreisungen können sich Leute mit empfindlicher Haut oder gar Allergien wenig verlassen. Dies zeigt ein Test des Gesundheitstipp. Er liess zehn Spezialduschgels von einem deutschen Speziallabor auf Duftstoffe untersuchen, die Allergien auslösen können. Diese führen bei empfindlichen Personen zu Hautreizungen und Ausschlägen. Das Labor prüfte zudem den Gehalt an heiklen Konservierungsstoffen wie Parabenen und Thiazolinonen (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Das Resultat: Drei Produkte enthielten gleich mehrere Duftstoffe, die Allergien auslösen können. Sie schnitten ungenügend ab. Das Duschgel «Le Petit Marseillais Nourrit & Apaise Douche Haute Tolérance» enthielt Benzylalkohol, Linalool und Alpha-Isomethyl-Ionone. Alle drei Stoffe sind schwach allergen. Im Produkt fand das Labor zudem den Aromastoff Geraniol. Dieser gilt aus Sicht des wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit der Europäischen Union als «besonders bedenklich». Auch im Duschgel «pH 5.5 Hypoallergen» von Sibonet fand das Labor Benzylalkohol sowie Eugenol, Isoeugenol und Geraniol. Der Ausschuss beurteilt die letzteren drei Stoffe als stark allergen.
Ebenfalls ungenügend schnitt das Duschgel «Totes Meer Therapie» von Salthouse ab. Pikant: Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe empfiehlt dieses Produkt ausdrücklich, um die «Lebensqualität der Patienten zu verbessern». Das Duschgel enthielt über ein Gramm Benzylalkohol, daneben Linalool, Methyl 2-Octynoate sowie Geraniol.
Der Test zeigt allerdings auch: Die Hersteller dosieren heikle Inhaltsstoffe in Spezialduschgels meist geringer als in anderen Duschprodukten. Doch auch in kleinen Mengen sind die Stoffe für Patienten riskant. Laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund sind sie auch für Asthmapatienten und Leute mit Lungenkrankheiten problematisch.
«Hersteller sollten Stoffe vollständig deklarieren»
Hersteller können weitgehend selber entschieden, ob sie ein Produkt mit den Begriffen «Hypoallergen» oder «Sensitive» versehen. Verbindliche Vorschriften gibt es nicht. Selbst Duschgels, die mit dem AHA-Label des Schweizer Allergiezentrums versehen sind, müssen nicht vollständig frei von heiklen Stoffen sein. In AHA-Duschgels sind allergene Duftstoffe bis zu einem Gehalt von 10 Milligramm pro Kilo erlaubt.
Die Zutatenlisten helfen den Betroffenen meistens nicht weiter. Denn die meisten dieser Stoffe tauchen gar nicht auf der Inhaltsstoffliste der Produkte auf.
Hersteller müssen auch in Spezialduschgels allergene Duftstoffe erst ab einem Gehalt von 100 Milligramm pro Kilo deklarieren. Gerade für Allergiepatienten sei es aber nötig, dass sie die genauen Inhaltsstoffe der Produkte kennen, sagt Siegfried Borelli, leitender Arzt des Dermatologischen Ambulatoriums Zürich: «Es ist wichtig, die Inhaltsstoffe vollständig zu deklarieren, damit Betroffene ungeeignete Produkte meiden können.»
Borelli empfiehlt Leuten mit empfindlicher Haut, nach Möglichkeit Produkte zu verwenden, die keine umstrittenen Duftstoffe enthalten. Die sieben Duschgels, die sehr gut abschnitten, zeigen, dass dies möglich ist – darunter das günstigste Produkt: die «Sensitive Wash Lotion» der Lidl-Eigenmarke Cien Med. Sie kostet knapp 40 Rappen pro 100 Milliliter. Zum Vergleich: Für den ebenfalls sehr guten «Probalance Reinigungsschaum» von Dadosens Cosmetics zahlt man mehr als das 30-Fache.
Die Hersteller berufen sich darauf, dass ihre Duschgels nur kleine Mengen der heiklen Stoffe enthielten. Le-Petit-Marseillais-Hersteller Johnson & Johnson schreibt, die enthaltenen Mengen an Parfümstoffen seien derart gering, dass kein Risiko für Kontaktallergien bestehe. Sibonet-Hersteller Burnus erklärt, dass «sogar der Gesetzgeber auf eine Deklarationspflicht verzichtet» habe. Salthouse-Hersteller Murnauer erklärt, dass unabhängige Labors ihre Produkte auf Hautverträglichkeit testen würden.
So wurde getestet
Ein deutsches Speziallabor prüfte im Auftrag des Gesundheitstipp 10 Duschgels aus Apotheken, Drogerien und Grossverteilern. Die Prüfkriterien im Einzelnen.
Allergene Duftstoffe:
Die Hersteller müssen 26 solcher Duftstoffe, ab einem Gehalt von 100 Milligramm pro Kilo deklarieren. Der Gesundheitstipp hat das Vorkommen von solchen Duftstoffen in Spezialduschgels streng bewertet. Der Grund: Sie haben keinen Nutzen für die Pflege und dienen nur der Verkaufsförderung. Die Bewertung orientiert sich an den Empfehlungen des wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit der Europäischen Kommission. Der Ausschuss stuft zwölf Duftstoffe als «besonders bedenklich» ein. Drei besonders potente allergene Duftstoffe will er nun verbieten.
Konservierungsstoffe: Stoffe wie Thiazolinone und Parabene sollen die Haltbarkeit von Duschgels verlängern. Auch diese Konservierungsstoffe können Allergien auslösen. Erfreulich: Alle gestesteten Duschgels waren frei davon.