Diese Apfelsorten sind am gesündesten
Äpfel sind gesund. Doch nicht alle Sorten enthalten gleich viele gesunde Stoffe. Das zeigt eine Untersuchung der Forschungsanstalt Agroscope.
Inhalt
Gesundheitstipp 09/2012
08.09.2012
Letzte Aktualisierung:
11.09.2012
Andreas Grote
M«An apple a day keeps the doctor away» – einen Apfel pro Tag und man braucht keinen Arzt mehr. Die englische Volksweisheit weiss schon lange um die gesunde Wirkung des Apfels. Doch erst in letzter Zeit finden Forscher heraus, was denn eigentlich den Apfel so gesund macht. Ein Grund sind die Polyphenole, die er enthält. Diese bitter schmeckenden Stoffe helfen gegen Herz- und Kreislaufkrankheiten. Einzelne Studien geben Hinweise darauf, dass sie auch vor Krebs, Dia...
M«An apple a day keeps the doctor away» – einen Apfel pro Tag und man braucht keinen Arzt mehr. Die englische Volksweisheit weiss schon lange um die gesunde Wirkung des Apfels. Doch erst in letzter Zeit finden Forscher heraus, was denn eigentlich den Apfel so gesund macht. Ein Grund sind die Polyphenole, die er enthält. Diese bitter schmeckenden Stoffe helfen gegen Herz- und Kreislaufkrankheiten. Einzelne Studien geben Hinweise darauf, dass sie auch vor Krebs, Diabetes und Alzheimer schützen.
Doch wie viel dieser Substanzen im Apfel steckt, hängt von der Sorte ab. Das hat kürzlich eine Untersuchung der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil gezeigt. Das Team unter der Leitung der Wissenschafterin Eva Arrigoni untersuchte über hundert Apfelsorten auf ihren Gehalt an Polyphenolen. Es hat die Ergebnisse in diesem Frühling im Fachblatt «Journal of Food Composition and Analysis» veröffentlicht.
Mostäpfel sind speziell gesund
Das Resultat: Vor allem klassische Mostäpfel wie Beffertapfel oder Bohnapfel enthalten grosse Mengen an Polyphenolen, bis zu 300 Milligramm pro hundert Gramm. Auch der oftmals als Kochapfel verwendete Boskoop ist reich an Polyphenolen. Weil die Stoffe den Apfel zugleich bitter machen, sind diese Sorten zum Essen allerdings kaum geniessbar – und bei Grossverteilern deshalb auch nicht erhältlich. Konsumenten bekommen sie bei gewissen Bauern oder dann auf dem Markt oder im Reformhaus. Obstbauern wie beispielsweise Bio-Obst in Neukirch SG (bio-obst.ch) haben auch diese selteneren Sorten im Sortiment.
Die in Migros und Coop erhältlichen Apfelsorten – darunter die in der Schweiz am meisten verkauften Gala, Golden und Braeburn – enthalten im Vergleich zum Mostapfel nur etwa halb so viel Polyphenole (siehe Tabelle).
Doch nicht nur die Menge der Polyphenole ist von Sorte zu Sorte verschieden, sondern auch deren Art. Für Wissenschafter sind vor allem drei Gruppen wichtig, die sich in der medizinischen Wirkung unterscheiden: die Flavonole, die phenolischen Säuren und die Flavan-3-ole. So liefern Studien Hinweise, dass Flavan-3-ole aus Kakao die Gefässe erweitern und die Durchblutung verbessern können. Ähnliche Stoffe befinden sich im Grüntee.
Phenol hat es auch in Kakao und Kaffee
Phenolische Säuren wie Chlorogensäure aus dem Kaffee wirken sich günstig auf Herz-Kreislauf-Krankheiten aus, wie Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser bestätigt: «Bei regelmässigen Kaffeetrinkern bleibt die Halsschlagader elastischer und das Infarktrisiko sinkt.» Das habe eine Studie der Universität Athen gezeigt. Bereits eine bis zwei Tassen pro Tag genügen. Auch Quercetin aus der Gruppe der Flavonole soll das Herz schützen und das Immunsystem stärken.
Bis anhin war die Wirkung der Polyphenole auf das Herz vor allem von Tee oder der schwarzen Schokolade bekannt. Nach Berechnungen von Eva Arrigoni liefert ein 150 Gramm schwerer Apfel der Sorte Jonathan, Elstar oder Topaz aber genau so viel Epicatechin wie 10 Gramm schwarze Schokolade. Und ein Maigold-Apfel enthält immerhin halb so viel Chlorogen wie eine Tasse Kaffee von anderthalb Deziliter. Allerdings, räumt Arrigoni ein, ist zurzeit noch unbekannt, ob der Körper die Polyphenole aus Äpfeln genausogut aufnehmen kan wie aus Kakao oder Kaffee.
Apfelschalen immer auch verwenden
Polyphenole stecken vor allem in der Schale der Äpfel. Wer die Schale entfernt, verliert auch grosse Mengen an Polyphenolen. Beim Saftpressen bleibt bis zur Hälfte der gesunden Stoffe im Rückstand und gelangt nicht in den Saft. Arrigoni empfiehlt daher, in der Küche die Apfelschale mitzuverarbeiten: «Die meisten Apfelgerichte lassen sich problemlos mit ungeschälten Äpfeln zubereiten.»
Beim Verarbeiten bleiben die Polyphenole stabil. Arrigoni: «Der Verlust beim Kochen der Äpfeln ist vernachlässigbar, beispielsweise wenn man Apfelmus oder Apfelschnitze macht.» Auch das Lagern der Äpfel beeinträchtigt die Mengen nicht.
Fachleute raten allerdings Konsumenten, sich beim Essen nicht nur auf die Polyphenole zu fixieren. Der Zürcher Präventivmediziner David Fäh: «Es ist die Vielfalt der gesunden Inhaltsstoffe, die den Apfel so wertvoll macht.»
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