Von 1914 bis 1918 herrschte in Europa Krieg. Dabei starben mehr als neun Millionen Soldaten – viele von ihnen bei Gefechten in Schützengräben. Todesgefahr drohte den Soldaten aber auch durch das Tetanusbakterium. Es löst Starrkrampf aus: heftige Muskelkrämpfe, die Wirbelsäule kann brechen, das Atmen stocken.
Dann bekamen Soldaten erstmals eine frühe Form der heutigen Starrkrampfimpfung. Mit Erfolg: Sie waren in der Folge vor Tetanus geschützt, wie vor kurzem die deutsche Zeitung «Die Welt» schrieb.
Damals galt: Wer sich impfen liess, war geschützt. Die Impfung liess also jeder Soldat für sich machen. Dieser Selbstschutzgedanke ist heute in den Hintergrund getreten: Behörden fordern immer häufiger, dass sich die Leute impfen lassen sollen, um andere zu schützen.
Das ist heikel, kritisieren Fachleute. Denn solche Impfungen haben oft keinen Nutzen, sind jedoch mit Risiken verbunden. Für Geimpfte hat dies viele Nachteile. Beispiele:
Covid-19: Das Bundesamt für Gesundheit empfahl Eltern im Jahr 2021, ihre Kinder gegen Corona impfen zu lassen – vor allem, wenn diese «engen Kontakt zu besonders gefährdeten Erwachsenen im selben Haushalt» hatten. Doch den Kindern selber nützt die Impfung nicht viel. Für sie ist Covid-19 keine schwere Krankheit. Darauf weisen Fachmagazine wie das «Arznei-Telegramm» immer wieder hin.
Die Impfung birgt für Kinder und Jugendliche vielmehr ein Risiko. So kann die Covid-Impfung zu Fieber, Schwindel, allergischen Reaktionen und gestörter Mens führen. Das höchste Risiko haben Buben und junge Männer: Bei ihnen kann sich nach der Impfung der Herzmuskel entzünden.
Impfung für Kinder «ethisch fragwürdig»
Der dänische Arzt Peter Gøtzsche ist Mitbegründer des unabhängigen Forschernetzwerks Cochrane. Er verfasste im letzten Jahr eine Übersichtsarbeit zu Nebenwirkungen der Coronaimpfung. Zur Impfung für Kinder stellt er fest: «Ich halte das für unethisch.» Auch für die Zürcher Ethikerin Ruth Baumann-Hölzle sind «Impfungen für Kinder, die man nicht zu deren eigenem Schutz macht, ethisch höchst fragwürdig». Denn damit würden Kinder zugunsten anderer Menschen instrumentalisiert. Mögliche Nebenwirkungen würden in diesen Fällen besonders schwer wiegen und das Kindeswohl gefährden.
Heute empfiehlt das Bundesamt die Coronaimpfung nur noch Leuten mit einem hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und Senioren über 65 Jahren.
Grippe: Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, sagte kürzlich im Fernsehen SRF, Ärzte sollten Schulkinder gegen die Grippe impfen. Begründung: «So hätten wir den Effekt, dass weniger ältere Leute an Grippe erkranken.»
Tatsache ist: Die Grippeimpfung schützt Kinder nicht zuverlässig vor der Grippe (Gesundheitstipp 10/2020). Es ist auch umstritten, ob die Spritze Ältere schützt: Eine deutsche Studie zeigte 2017, dass bei geimpften Senioren das Risiko zu erkranken um weniger als 10 Prozent sinkt.
Hinzu kommt: Die Grippeimpfung kann Kindern schaden. So ergaben Studien, dass geimpfte Kinder anfälliger sind für andere Infekte der Atemwege. Zudem spürt man nach einer Grippeimpfung oft Beschwerden wie bei einer Grippe. Martin Hirte, Autor des Ratgeberbuchs «Impfen Pro & Contra», sagt: «Wer sich nicht impfen lässt, muss den Grosseltern gegenüber kein schlechtes Gewissen haben.»
Schon lange fordern Behörden vom Personal in Spitälern und Heimen, sich gegen Grippe impfen zu lassen, um Patienten zu schützen. Doch eine Cochrane-Studie zeigte 2016, dass dies für Patienten fast keinen Nutzen hat. Impfungen senken die Zahl der Grippefälle kaum.
Viele Pflegefachleute wehren sich deshalb gegen die Grippeimpfung. Jan Honegger aus Winterthur ZH zum Beispiel: Er arbeitet als Fachmann Gesundheit in einem Pflegeheim. «Ich habe ein starkes Immunsystem und bin fast nie krank», sagt der 31-Jährige. Er sehe nicht ein, warum er sich als gesunder junger Mann impfen lassen müsse.
Keuchhusten: Nahe Kontaktpersonen von Säuglingen sollen sich laut Behörden gegen Keuchhusten impfen lassen. Für Babys kann die Krankheit gefährlich sein. Doch laut Martin Hirte verhindert die Impfung nicht, dass sich Keuchhustenerreger in den Luftwegen einnisten und man andere ansteckt. Eine US-Studie von 2015 zeigte, dass Babys nicht seltener erkrankten, wenn ihre Kontaktpersonen geimpft waren.
Das Bundesamt für Gesundheit rät auch Schwangeren, sich im zweiten Drittel der Schwangerschaft impfen zu lassen. Die Idee: Antikörper sollen über die Plazenta ins kindliche Blut übertreten und das Neugeborene so in den ersten Lebenswochen schützen. Doch Martin Hirte kritisiert: Es sei nicht bewiesen, dass dank der Impfung weniger Babys sterben. Hingegen kommt es vermehrt zu Blutungen nach der Geburt und zu entzündeter Eihaut – eine Komplikation, die Mutter und Kind gefährden kann. Zudem sei zu wenig bekannt, wie sich die Impfung langfristig auf das Kind auswirkt.
Wilde Blattern: Der Bund rät, Säuglinge dagegen zu impfen – auch mit dem Ziel, Grosseltern vor Gürtelrose zu schützen (Gesundheitstipp 9/2023). Das Virus verursacht beide Krankheiten. Impfexperte Hirte sagt jedoch, die Impfung habe keinen Nutzen. Für Babys und Kleinkinder verläuft die Krankheit meist harmlos. Geimpfte Kinder senken das Risiko für Erwachsene nicht – und können später doch noch die Wilden Blattern bekommen. Je älter man ist, umso höher ist das Risiko für Komplikationen.
HPV: Beim Sex stecken sich viele Leute mit dem humanen Papillomavirus an. Dieses kann später bei jungen Frauen Krebs am Gebärmutterhals auslösen. Die Schweiz empfiehlt die Impfung für Buben – auch um Mädchen zu schützen. Doch laut Martin Hirte ist der Nutzen nicht belegt. Zudem könne es bei geimpften Buben zu autoimmunen Krankheiten kommen.
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser rät, beim Entscheid für oder gegen eine Impfung auf sich selber zu hören: «Am besten ist es, wenn man mit dem Hausarzt eine Risikoanalyse macht.» So treffe man selbstbestimmt einen Entscheid.
Christoph Berger schreibt dem Gesundheitstipp, die Grippeimpfung für Kinder stehe zurzeit nicht im Vordergrund. Kinder würden die Impfung aber gut vertragen und würden nicht anfälliger für andere Krankheiten.
Das Bundesamt für Gesundheit weist auf Nutzen und Sicherheit der erwähnten Impfungen hin. Das Impfen von nahen Kontaktpersonen reduziere die Ansteckung mit Keuchhusten «bis zu einem gewissen Grad». Zur Impfung gegen Wilde Blattern hält das Bundesamt fest: Dadurch würden die Krankheitsfälle zurückgehen. Die Zahl der erkrankten Jugendlichen und Erwachsenen steige nur im Vergleich zu den Zahlen bei Kindern. Die HPV-Impfung empfehle man primär zum Schutz der Buben selber.