Wenn die Milch in der Brust versiegt, geben viele Mütter ihren Babys Schoppen aus Pulvermilch. Jetzt gibt es im Internet ein neues Angebot: Eine Tauschbörse für Muttermilch. Auf der Facebookseite «Human Milk 4 Human Babies» bieten Mütter aus der ganzen Schweiz gratis ihre überschüssige Milch an. Im Juni schrieb eine Frau: «Hallo, ich habe mehrere Liter gefrorene Milch abzugeben. Abgepumpt zwischen Februar und Juni.» Ausserdem findet man Inserate von Müttern, die Milch suchen.
Doch Experten kritisieren solche Tauschbörsen. Denise Degen vom Berufsverband Schweizer Still- und Laktationsberaterinnen sagt: «Es ist riskant, über das Internet Milch von anderen Müttern zu bestellen.» Denn Muttermilch kann Krankheitserreger wie HIV, Hepatitis und Syphilis übertragen.
Von der Spenderin einen Bluttest verlangen
Nur wenige Frauen lassen sich und ihre Milch testen, bevor sie diese verschenken. Das zeigt eine Untersuchung von Katharina Quack Lötscher am Universitätsspital Zürich. Die Ärztin stellte auch fest, dass Frauen, die Milch übers Internet bezogen, oft nicht über die Risiken Bescheid wussten. Gemäss Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser können interessierte Mütter das Krankheitsrisiko senken: Sie sollen von der Spenderin einen Bluttest verlangen. Er sollte nicht älter als drei Monate sein. Allerdings geht das rasch ins Geld: Ein Test auf HIV, Syphilis sowie Hepatitis B und C kostet beim Arzt rund 120 Franken.
«Die Milch muss ohne Unterbruch gekühlt sein»
Milch kann auch zu viele Keime enthalten, wenn man sie unsauber abpumpt oder falsch lagert. Arzt Thomas Walser sagt: «Es ist sehr wichtig, dass die Milch ununterbrochen gekühlt ist, bis man sie verbraucht.» Idealerweise sollten Spenderinnen die Milch vorher kurz erhitzen, um Bakterien abzutöten. Das ist allerdings aufwendig, denn es braucht ein spezielles Gerät dazu.
In Muttermilch können zudem giftige Substanzen stecken – wie Alkohol, Medikamente, Drogen und Schadstoffe aus Zigaretten. Wenn sich die Spenderin vegan ernährt, hat die Milch möglicherweise zu wenig Vitamine. Deshalb sollte man sich über den Lebensstil der Spender-Mutter erkundigen. Dazu gehören die Fragen, ob sie frische Tattoos, Piercings oder Permanent-Make-up auf der Haut haben. Das Kind der Spender-Mutter sollte zudem etwa gleich alt sein wie das Baby, das die Milch bekommt. Denn die Zusammensetzung der Muttermilch ist stets so, dass sie genau auf das Alter des Kindes abgestimmt ist.
Die Betreiber der Facebookseite «Human Milk 4 Human Babies» schreiben, jede Mutter könne von der Spenderin verlangen, dass sie sich und die Milch testen lasse. Muttermilch habe gegenüber Pulvermilch viele Vorteile für die Gesundheit. Sie reduziere zum Beispiel das Risiko für späteres Übergewicht, Asthma und Diabetes. Ausserdem sei Pulvermilch problematisch, weil sie umstrittene Fettschadstoffe enthalte.
So können Sie länger stillen
- Lassen Sie sich von einer zertifizierten Stillfachfrau beraten.
- Legen Sie Ihr Baby regelmässig an oder pumpen Sie die Milch ab.
- Achten Sie darauf, dass Sie genügend essen, trinken und schlafen.
- Trinken Sie Tees mit Fenchel, Anis, Kümmel, Melisse und Dill.