Marion Schneiter aus Marthalen ZH ist Oberturnerin in der Damenriege und nimmt an Wettkämpfen teil. «Es ist nicht angenehm, wenn ich genau dann die Mens habe», sagt sie. Während der Periode fühle sie sich einfach nicht fit. Oft hat sie leichtes Kopf- oder Bauchweh.
Das geht vielen Frauen so. Die deutsche Triathletin Susanne Buckenlei etwa musste 2015 bei einem Wettkampf sogar aufgeben. Sie hatte wegen der Menstruation schlimme Rückenschmerzen, sagte sie der deutschen Zeitung «Die Zeit».
Sportlerinnen nutzen deshalb gern die Antibabypille, um den Zeitpunkt der Menstruation zu steuern: Sie machen nicht nach drei Wochen eine Woche lang Pillenpause für die Blutung, sondern nehmen die Pille so lange, bis der Zeitpunkt für die Menstruation passt. Auch Marion Schneiter machte das.
Pille beeinträchtigt Muskelkraft nicht
Die Pille hat jedoch für Sportlerinnen einen grossen Nachteil: Sie beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit. Das zeigt eine neue Übersichtsstudie des unabhängigen Forschernetzwerks Cochrane. Die Wissenschafter der Universität Krems (A) analysierten acht Studien, die Sportlerinnen mit und ohne Pille miteinander verglichen. Das Resultat: Die Pille schwächt die Ausdauer der Frauen. Bei der Muskelkraft gab es keine Unterschiede. Vor zwei Jahren kam eine grosse Übersichtsstudie der Universität Nottingham (GB) zu einem ähnlichen Ergebnis: «Wenn Frauen mit der Pille verhüten, sind sie etwas weniger leistungsfähig als Frauen, die sie nicht nehmen», so die Autorin Kirsty J. Elliott-Sale.
Das bestätigt Sportmedizinerin Nora Wieloch von der Zürcher Universitätsklinik Balgrist. Die Pille führe dem Körper künstliches Östrogen und Gestagen zu. Deshalb drossle er die eigene Hormonproduktion auf ähnlich tiefe Werte wie während der Mens. «Dieses andauernde Herabregulieren könnte für die verminderte Leistungsfähigkeit im Vergleich zu Frauen mit einem natürlichen Zyklus verantwortlich sein», so Wieloch.
Die natürlichen Hormone sind für viele Körperfunktionen wichtig. Sie steuern nicht nur den Zyklus. Laut Elliott-Sale verbessert das körpereigene Gestagen das Atmen, das Östrogen den Stoffwechsel. Beides spiele beim Sport eine Rolle, insbesondere für die Ausdauer. Die mit der Pille künstlich zugeführten Hormone würden dies nicht tun.
Alle Pillen mit einer Kombination von Östrogen und Gestagen wirken ähnlich auf die Leistung. Das gilt auch für Vaginalringe und Verhütungspflaster, wie Sportärztin Sibylle Matter Brügger im Fachjournal «Sport & Exercise Medicine Switzerland» schreibt. Etwas weniger stark beeinträchtigen Präparate, die nur Gestagen enthalten, wie die Minipille oder Hormonstäbchen. Eine Alternative sind Verhütungsmethoden ohne Hormone. Den Zyklus kann man damit allerdings nicht steuern. Dafür fallen die Risiken der Hormonpräparate weg, etwa Blutgerinnsel und Schlaganfälle. Der Gesundheitstipp hat die verschiedenen Verhütungsmethoden auf einem Merkblatt miteinander verglichen (siehe unten).
Auch Turnerin Marion Schneiter nimmt die Pille nicht mehr: «Nach zehn Jahren hatte ich schon Bedenken, wie der Körper reagiert.» Es sei aber schwer einzuschätzen, ob sich die Ausdauer ohne Pille verändert habe. Entscheidend sei vor allem, wie intensiv sie trainiere.
Die Pharmafirma Future Health schreibt, sie habe keine Hinweise darauf, dass ihre Verhütungspillen die sportliche Leistung beeinflussen. Sie hätten dazu keine Studien gemacht.
Gratis-Merkblatt: «Verhütungsmethoden im Vergleich»
Das Merkblatt lässt sich hier herunterladen.