Sie soll die «weltbeste Diät» und eine «Revolution» sein, behaupten die Engländer Aidan Goggins und Glen Matten. Seit kurzem ist ihr Buch über die Sirtuin-Diät auch auf Deutsch erhältlich.
Auf dem Speisezettel stehen Grünkohl, schwarze Schokolade, Tofu, japanischer Matcha-Tee und Rotwein. Dieses sogenannte Sirtfood enthält viele gesunde Pflanzenstoffe, die Polyphenole. Sie aktivieren Enzyme im Körper – die Sirtuine. Sie sind unter anderem für den Stoffwechsel wichtig und sollen wahre Wunder auslösen: Fettpolster schmelzen, Muskeln wachsen lassen und den Körper verjüngen.
Die Erfinder gründen ihr Diätrezept auf einer «Pilotstudie» mit gerade mal 39 Personen aus einem Fitnesscenter, die in einer Woche im Durchschnitt 3,2 Kilo abgenommen haben. Allerdings durften die Teilnehmer drei Tage lang bloss 1000 Kilokalorien essen, an den restlichen vier Tagen waren 1500 erlaubt.
«Gewichtsverlust durch Kaloriendefizit»
Fachleute halten wenig von der Sirtuin-Diät. Ernährungsmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule sagt: «Der Gewichtsverlust beruht überwiegend auf dem Kaloriendefizit.» Zudem hätten die Studienteilnehmer wohl vor allem Wasser und gespeicherten Zucker verloren. Denn um 3 Kilo Fett zu verbrennen, brauche es ein deutlich grösseres Kaloriendefizit.
Philipp Gerber, Arzt für Diabetes und Übergewicht am Unispital Zürich, kritisiert: «Ein Test mit 39 Leuten ohne Vergleichsgruppe ist kein wissenschaftlicher Beweis.» Zudem verleite die Diät dazu, weniger Sport zu machen. «Es ist unwahrscheinlich, dass sie gleich viel nützt wie Bewegung», so Gerber.
«Viele Diäten waren hart und anstrengend»
Jeden Frühling tauchen «Wunderrezepte» wie die Sirtuin-Diät auf. Doch der Erfolg ist höchstens kurzfristig, dann steigt das Gewicht wieder. Stoffwechselexperte Ulrich Keller aus Basel sagt: «Was bleibt, ist der Frust.» Das kennt Monika Idahosa aus Nürensdorf ZH. Seit Teenagerzeiten probierte sie Diäten aus, etwa Weight Watchers oder Eiweiss-Shakes. «Viele waren hart und anstrengend», sagt die 42-Jährige. «Doch jedes Mal fiel ich danach in die alten Gewohnheiten zurück und nahm wieder zu.»
Der Gesundheitstipp hat acht Diäten verglichen (siehe Tabelle). Keine überzeugt wirklich. Oft hält man nur begrenzte Zeit durch, weil viele Verbote enthalten sind. Andere beruhen auf umstrittenen Theorien, oder der Aufwand fürs Kochen ist zu gross.
Erika Toman, Psychologin und Leiterin des Kompetenzzentrums nfür Essstörungen und Adipositas, sagt: «Es gibt keine gute Diät – nur gesundes Essverhalten.» Betroffene müssten wieder lernen zu spüren, wann sie hungrig und wann sie satt sind. Hilfreich seien regelmässige Mahlzeiten sowie genügend Zeit und Ruhe beim Essen.
Monika Idahosa hat jetzt ihr Wunschgewicht: «Es hat in meinem Kopf klick gemacht.» Sie merkte, dass sie oft ass, obwohl sie nicht hungrig war. Heute isst sie bewusster: vor allem leichte Gerichte mit viel Eiweiss wie Magerquark mit Früchten oder ein Salat mit Ei oder einem mageren Stück Fleisch.
Auch René Caduff und seine Frau haben es geschafft. Das Ehepaar aus Jona SG setzt auf viel Salat, Gemüse, Geflügel und Produkte mit wenig Fett und Zucker. Zudem geht René Caduff regelmässig ins Fitnesscenter, und das Ehepaar ist viel mit den Hunden zu Fuss unterwegs. «Wir motivieren uns gegenseitig», sagt René Caduff. Eine Ernährungsberaterin unterstützt die beiden. Mit Erfolg: Sie haben ihr Gewicht im Griff.
Der Goldmann-Verlag schreibt, dass die Autoren des Sirtuin-Diätbuchs nicht behaupten, dass in sieben Tagen 3 Kilo Fett verbrannt würden. Die Studienteilnehmer hätten nur so viel an Gewicht verloren. Die Studie sei «seriös mit messbaren Ergebnissen» durchgeführt worden. Zudem würden die Autoren nicht behaupten, dass Sport unwichtig sei. Der Verlag erhalte viele positive Rückmeldungen von Lesern.