Wer im Internet surft, stösst immer wieder auf das Inserat mit der Schlagzeile «5 verbotene Lebensmittel». Es verspricht: Wer auf bestimmte Lebensmittel verzichte, verliere Bauchfett. Das Inserat taucht auf verschiedenen Websites auf, zum Beispiel auf Fitforfun.de oder auf Währungsrechner.com. Einmal erscheint es mit einer gezeichneten Banane, ein anderes Mal mit einem Foto von einer Kartoffel, dann wieder ohne Bild. Und dann ist das Inserat plötzlich weg – und taucht auf einer anderen Website wieder auf.
Wer das Inserat anklickt, gelangt auf Internetseiten über Diäten, die immer wieder anders heissen. Eine davon ist Easy-body-system.de. Dort startet gleich ein Filmchen. Darin präsentiert eine Frau «5 verbotene Lebensmittel»: Müesli, Milch, Bananen, Orangensaft und Margarine. Ein Mann behauptet, diese Lebensmittel würden dazu führen, dass der Körper nicht mehr auf den Botenstoff Leptin reagiere. Leptin drosselt Hunger und verbrennt Fett. Die Folge: Man setze Fett an. Auch Vollkorn sei ein Dickmacher.
Der Mann preist eine Lösung an, welche «garantiert» die Fettverbrennung ankurble: die sogenannte «Stoffwechseldiät». Um mitzumachen, müsse man auf den orangen Pfeil im Video klicken. Von dort gelangt man auf ein Bezahlfeld und wird aufgefordert, mit der Kreditkarte 75 Franken einzuzahlen. Dann erhalte man per E-Mail und Post Diätpläne und Rezepte.
«Diese Werbung ist Bauernfängerei»
Solche Diätprogramme kommen bei Fachleuten schlecht an. Heinrich von Grünigen, Leiter der Adipositas-Stiftung, sagt: «Das ist Bauernfängerei.» Die Anbieter versuchten, auf Kosten verzweifelter Übergewichtiger ein gutes Geschäft zu machen. Der Zürcher Chirurg und Übergewichts-Spezialist Renward Hauser spricht von «pseudowissenschaftlichem Humbug». Dick werde im Normalfall, wer mehr esse, als er verbrenne.
Vollkorn führe nicht dazu, dass der Körper weniger auf den Botenstoff Leptin reagiere. Vielmehr unterstütze Vollkorn einen gesunden Darm. Studien zeigen sogar: Wer Vollkorn isst, hat nicht mehr, sondern weniger Übergewicht.
Hinter der Diät steckt die Firma KM Performance. Einer der Geschäftsführer ist Kris Stelljes. Er gibt in seinem Internettagebuch (www.krisstelljes.de) an, er habe es mit Internetwerbung im Alter von 23 Jahren vom «Fliessbandarbeiter zum Millionen-Business» geschafft.
Das Inserat mit den fünf verbotenen Lebensmitteln findet man auch über Google. Wenn man zum Beispiel am 3. September «gesund» in die Suchmaschine eintippte, erschien die Anzeige in der rechten Spalte. Sie führte zur Seite Gesundabnehmenclub.com. Auch hier gab es ein Video. Die Botschaft: Wer die Online-Diät beim Gesund-Abnehmen-Club mache, verliere garantiert Gewicht. Kostenpunkt: 63 Franken.
Die Betreiber des Gesund-Abnehmen-Clubs schreiben, die Vermeidung von fünf Lebensmitteln sei nicht Grundlage des Programms. Es seien Beispiele, die als gesund gelten, aber oft manipuliert würden und schädlich seien.
Buchtipp
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