Susanne Morgenthaler aus Chur GR liebt Stand-up-Paddling. «Ich bin draussen in der Natur und geniesse die Weitsicht und Ruhe auf dem See.» Die 71-Jährige paddelte am Anfang mit einem Allroundboard. «Ich hatte darauf einen sicheren Stand und konnte es gut manövrieren.» Mittlerweile ist sie auf ein sportlicheres Touringboard umgestiegen. «Ich habe damit sehr viel Spass.»
Die Auswahl in den Sportgeschäften ist gross. Je nach Erfahrung empfiehlt sich ein anderes Board. Auch die Frage, ob man auf dem See oder gar auf einem Fluss paddeln möchte, ist entscheidend.
Einsteiger wählen am besten ein Allroundboard (siehe Tabelle im PDF). Manuel Tièche, Leiter Wassersportanlagen des Bundesamts für Sport, sagt: «Diese Modelle sind gut geeignet für Anfänger. Der Vorteil: Sie sind breit und dadurch kippstabil.» Das macht es einfacher, das Gleichgewicht zu halten.
Manuel Tièche empfiehlt Anfängern ein Modell mit einem möglichst grossen Volumen. Das bedeutet, dass sie einen grossen Auftrieb haben. «Sogar Leute bis 120 Kilo Gewicht sind damit auf der sicheren Seite.» Ist das Board leichter, kann es für Paddler schnell wacklig werden.
Surf- und Riverboards sind relativ kurz und eignen sich nur für erfahrene Paddler, die im Meer oder auf unruhigen Flüssen unterwegs sind. Schlanke und spitze Touring- und Raceboards sind für sportliche Paddler gebaut, die möglichst rasch über den See gleiten möchten. Der Nachteil all dieser Boards: Sie sind sperrig, lassen sich kaum im Keller verstauen. Zudem sind sie rasch bis zu 20 Kilo schwer.
Aufblasbare Boards: Leichter, trotzdem stabil
Eine Alternative sind aufblasbare Boards. Sie sind leichter, und aufgepumpt sind sie so steif wie konventionelle Boards. Allerdings ist das Aufpumpen etwas mühsam, die Gefahr ist gross, dass man aufgibt, bevor das Volumen erreicht ist. Manuel Tièche beobachtet oft, dass die Boards zu wenig aufgepumpt sind. «Sie biegen sich dann durch wie eine Banane.» Das Board ist so weniger stabil, und man benötigt mehr Kraft beim Paddeln.
Einfacher geht das Aufpumpen mit Kompressionspumpen. Ein Test des «K-Tipp» zeigt: Kleine Kompressoren eignen sich gut für den Hobby- und Freizeitbereich. Drei von sechs Modellen schnitten gut ab («K-Tipp Wohnen» 1/2020). Grössere Kompressoren sind eher für Leute gedacht, die damit nicht nur pumpen, sondern auch Druckluftwerkzeuge betreiben möchten. .
Auch bei den Paddeln gibts Unterschiede. Roman Loosli, Paddelexperte vom Zürcher Wassersportcenter Supswiss, empfiehlt Einsteigern ein Paddel aus Karbon oder Fiberglas. Paddel aus Alu sind weniger geeignet. Loosli: «Sie sind schwer, das macht schneller müde.» Und sie gehen im Wasser unter.
Erste Paddelversuche im Uferbereich
Wer auf ein Board steigen will, muss einige Dinge beachten. Vor allem Anfänger verlieren schnell das Gleichgewicht und fallen ins Wasser. Gute Schwimmkenntnisse sind ein Muss. Das Risiko steigt bei Wind und Wellen. Dann benötigt man mehr Kraft und wird rasch erschöpft. Manuel Tièche empfiehlt Anfängern, die ersten Paddelversuche im Uferbereich, im hüfttiefen Wasser zu machen.
Christoph Müller von der Beratungsstelle für Unfallverhütung empfiehlt Einsteigern einen Einführungskurs. Angeboten werden solche Kurse in Schwimmbädern und von Sportvereinen oder den Vermietern. Müller rät auch, eine Schwimm- oder Rettungsweste zu tragen und das Board an einer Leine am Unterschenkel zu befestigen. «So kann es sich nicht entfernen, wenn man ins Wasser fällt.» In einem Fluss sollte man auf diese Leine aber verzichten. Das Board könnte sich an einem Hindernis verheddern, die Strömung den Fahrer unter Wasser ziehen.
Bei Fahrten auf kühlen Gewässern ist es ratsam, einen Neoprenanzug zu tragen. Sonnenhut, Sonnencreme, genügend Wasser und Proviant gehören bei jeder Tour ins Gepäck.
Auch für Senioren keine Hexerei
Susanne Morgenthaler (71, Bild) aus Chur GR geht möglichst täglich für eine Stunde mit dem Paddle-Board auf den Bodensee. «Das tut meinem Körper und meiner Seele gut», schwärmt sie. Und es hält sie fit.
Sportwissenschafter Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln bestätigt: «Das Paddeln schult Gleichgewicht, Koordination und Haltung. Diese sind bei Senioren oft gefährdet.» Weil man rechts und links paddle, kräftige man auch den Rumpf und die Schultern.
Wichtig sei, dass man bereits ein gutes Gleichgewicht habe. Wer Herz-Kreislauf-Probleme hat, sollte nicht aufs Brett. «Der Fall ins kalte Wasser ist für Herzkranke gefährlich.» Bei Problemen in den Kniegelenken rät Froböse, mit gestreckten Beinen auf dem Brett zu sitzen.