Der TV-Werbespot für das Schmerzpflaster «Flector» ist witzig: Er zeigt einen Komiker auf der Bühne. Anfangs lächelt er souverän. Doch als er sich bückt, fährt ihm plötzlich ein Schmerz ins Kreuz. Er verzieht das Gesicht – das Publikum lacht. Doch das war kein einstudierter Scherz. Der Komiker hat tatsächlich Schmerzen. Als er sich ein Flector-Pflaster auf den Rücken klebt, wirkt er erleichtert. «Lindert den Schmerz dort, wo es weh tut», säuselt eine Stimme aus dem Hintergrund.
Schmerzpflaster wie Flector oder Olfen Patch gibt es ohne Rezept in jeder Apotheke. Sie enthalten den Wirkstoff Diclofenac, der auch in vielen Rheumapillen steckt. Doch Diclofenac hat ernsthafte Nebenwirkungen. Der Wirkstoff kann den Magen angreifen, den Blutdruck erhöhen sowie Kopfweh und Schwindel verursachen.
Zwar gelten Pflaster als besser verträglich wie Pillen. Trotzdem rät Wolfgang Becker-Brüser von der deutschen Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm», sie nicht allzu lange anzuwenden: «Bei Pflastern muss man ebenfalls damit rechnen, dass sie nicht nur auf der Haut, sondern auch im Magen-Darm-Trakt oder an anderen Organen Nebenwirkungen verursachen können.» In den USA müssen Pflaster mit Diclofenac den Warnhinweis tragen, dass sie das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Zudem sagt Becker-Brüser: «Die Wirksamkeit scheint zeitlich begrenzt zu sein.»
Eine gute Alternative zu diesen Schmerzpflastern sind Wärmepflaster. Sie sind genauso einfach anzuwenden und bekämpfen den Schmerz vor allem, indem sie Wärme erzeugen. Ärztin Nicole Hofstetter von der Schmerzklinik Basel sagt: «Wärme hilft bei den meisten Krankheiten, die mit Abnützung zu tun haben.» Dann seien meistens die Muskeln verspannt. Auch bei Kreuzschmerzen und Ischias tut Wärme gut, ebenso wenn die Muskeln in Nacken und Schultern verspannt sind.
«Wärmepflaster mit Ölen dringen ins Gewebe ein»
Ein weiterer Vorteil von Wärmepflastern: Sie sind sehr praktisch. Das sagt Alex Vögtli, Apotheker aus Disentis GR und Betreiber des Online-Nachschlagewerks Pharmawiki. Denn die Pflaster müsse man nicht erst lange aufwärmen wie zum Beispiel einen Hotpack-Wärmebeutel oder eine Bettflasche. Zudem kann man ein Pflaster auch während der Arbeit tragen, wenn man sich bewegt – und die Wärme hält mehrere Stunden an.
Das Angebot an Wärmepflastern ist gross. Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede (siehe Tabelle):
Reine Wärmepflaster wie Pingutherm und Thermacare wärmen durch die chemische Reaktion von Eisenpulver und Sauerstoff. Sie sind gut verträglich. Allerdings kann man Wärme auch billiger haben. Ärztin Nicole Hofstetter empfiehlt: Heiss baden bzw. duschen, wollene Wäsche tragen oder die schmerzende Stelle mit einem Kirschkernkissen oder einer Bettflasche wärmen.
Wärmepflaster mit ätherischen Ölen wie Perskindol und Axanova Power Patch wärmen nicht nur. «Die Öle dringen ins Gewebe ein und entfalten dort eine zusätzliche Wirkung», sagt Apotheker Vögtli. Viele der Pflaster enthalten Wintergrünöl. Es wirkt als natürliches Schmerzmittel. Doch diese Produkte riechen auch stark und können die Haut reizen.
Wärmepflaster mit Chili – etwa das ABC-Wärmepflaster von Hansaplast oder Isola Capsicum – wirken besonders schnell und intensiv. Zudem helfen sie als einzige auch bei Nervenschmerzen. Diese Erfahrung hat Karl Meyer (Name geändert) gemacht. Wegen Diabetes leidet der Berner seit Jahren an Polyneuropathie, einer Krankheit der Nerven: «Meine Füsse sind gefühllos, wie eingeschlafen, manchmal schmerzen sie stark», sagt Meyer. Vor allem nachts im Bett sei es schlimm. Dann hilft ihm ein Wärmepflaster mit dem Chili-Inhaltsstoff Capsaicin. Er klebt es vorne auf die Fussballen, die ihm am meisten weh tun. Er spüre es sofort: «Der Schmerz geht blitzartig weg.»
Allerdings reizen Wärmepflaster mit Chili auch oft die Haut und können Allergien verursachen. Karl Meyer hatte bisher Glück: «Ich vertrage sie gut.»
Für alle Wärmepflaster gilt: Man darf sie nicht auf gereizte oder verletzte Haut kleben. Ärztin Nicole Hofstetter sagt: «Bei Hautkrankheiten mit Entzündung sind sie ungeeignet.»
Laut den Herstellern Mepha und IBSA soll man Schmerzpflaster nicht länger als zwei Wochen anwenden. Mepha räumt ein, dass man beim Behandeln «grösserer Flächen während längerer Zeit» Nebenwirkungen im ganzen Körper nicht ganz ausschliessen könne. IBSA sagt, Nebenwirkungen auf Magen und Herz seien bei Pflastern wie Flector bisher nie beobachtet worden. Der Warnhinweis in den USA sei nur vorsorglich – als Schutz vor Klagen.
Pfizer und Novartis betonen die Vorteile ihrer Pflaster gegenüber anderen Wärmequellen. Laut Novartis treten zudem weniger Nebenwirkungen auf als bei Pflastern mit Wirkstoffen. Axanova und Perskindol-Hersteller Galenica sagen, der Duft ihrer Produkte würde von Kunden akzeptiert, teils geschätzt. In der Packungsbeilage seien die Nebenwirkungen aufgelistet. Darauf beziehen sich auch Hersteller von Chili-Pflastern. IVF Hartmann erwähnt zudem, dass der Klebstoff von Isola Capsicum weniger Allergien auslöse als andere.