Von Tabletten über Nasensprays bis zu Augentropfen: Gegen Heuschnupfen und Pollenallergie halten Apotheken ein ganzes Arsenal an Medikamenten bereit. Das Geschäft mit Allergiemitteln floriert. Denn allein von den rezeptfreien Tabletten gingen letztes Jahr 1,56 Millionen Packungen über den Ladentisch, so die Zahlen des Pharmaverbands Interpharma.
Doch nicht alle Allergiemittel sind empfehlenswert. Das zeigt jetzt ein Vergleich von 30 rezeptfreien Produkten. Der Gesundheitstipp liess sie von drei Fachleuten bewerten. Im Fachteam waren der Berner Pharmakologe Bernhard Lauterburg, Etzel Gysling, Arzt und Herausgeber der Zeitschrift «Pharma-Kritik», sowie Stephanie Wolff, die Ärztin am Gesundheitstipp-Beratungstelefon. Sie beurteilten, wie gut die verschiedenen Mittel wirken, wie schwerwiegend ihre Nebenwirkungen sein können und ob die Produkte bedenkliche Zusätze enthalten, zum Beispiel Konservierungsmittel oder Farbstoffe.
Bei den Tabletten und Tropfen zum Schlucken schnitten Telfast, Cetallerg, Triofan Allergie und Zyrtec am besten ab. Alle vier enthalten einen neueren anti-allergischen Wirkstoff, ein sogenanntes Antihistaminikum der zweiten Generation. Ärztin Stephanie Wolff: «Sie wirken bei den meisten Patienten gut und lange.» Zudem haben diese Medikamente weniger starke Nebenwirkungen als solche mit älteren Wirkstoffen. Allerdings können auch diese Mittel müde machen – «vor allem wenn man gleichzeitig Alkohol trinkt», sagt Lauterburg.
Leberpatienten: Keine Mittel mit Loratadin
Auch Medikamente mit dem Wirkstoff Loratadin gehören zu dieser Gruppe. Wolff: «Der Körper muss Loratadin zuerst in der Leber umbauen, damit es wirkt.» Bei vollem Magen wirke es deshalb nicht so schnell. Zudem eignen sich Medikamente mit diesem Wirkstoff nicht für Patienten mit Leberproblemen.
Mittel wie Rhinocap und Triocaps hingegen sind wenig empfehlenswert. Sie können vor allem für Senioren riskant sein. Ihr Wirkstoff Phenylephrin hilft zwar kurzfristig gegen die verstopfte Nase, doch er verengt auch die Gefässe. Bei Bluthochdruck, Herzkrankheiten, aber auch bei grünem Star oder einer vergrösserten Prostata sei dies problematisch, so die Fachleute.
Nasensprays mit Kortison bevorzugen
Wer bei Heuschnupfen an einer verstopften Nase leidet, wählt mit Vorteil einen Nasenspray mit Kortison, zum Beispiel Beconase oder Nasacort Allergo. Bernhard Lauterburg: «Diese Mittel wirken besser und sind weniger riskant.» Stephanie Wolff rät, diese Mittel trotzdem nicht eine ganze Heuschnupfensaison lang ohne ärztliche Kontrolle zu nehmen: «Sie können die Nasenschleimhaut ernsthaft schädigen.»
Ein weiterer Wermutstropfen: Fast alle Nasensprays enthalten das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid. Es kann die Schleimhaut zusätzlich schädigen und auch Allergien verursachen. Noch weit kritischer ist dieses
Konservierungsmittel in Augentropfen.
Es kann das Auge zusätzlich reizen und gar die Hornhaut angreifen. Stephanie Wolff: «Es wäre wünschenswert, dass Hersteller solche Augentropfen in einzelnen Portionen verkaufen.» Dann bräuchte es kein Konservierungsmittel.
Die meisten Hersteller bestätigen, dass Benzalkoniumchlorid Probleme verursachen könne. Der Schutz vor Infektionen werde jedoch höher gewichtet, so Herstellerin Meda Pharma. Zudem verstärke ihr Medikament Allergodil Saisonal die Reizung der Augen meist nur in den ersten Tagen. Laut Dr. Rappai Pharmazeutika sei es zu aufwendig, die Rezeptur von Cromodyn zu ändern. Novartis verweist auf ihre Emadine-Tropfen, die in Einzeldosen erhältlich sind. Allfällige Nebenwirkungen seien in der Packungsbeilage aufgeführt.
Darauf verweisen auch die anderen Hersteller. Laut Janssen-Cilag soll man Livostin nicht länger als zwei Wochen anwenden. Sanofi sagt, Nasacort sei für die Schleimhaut unproblematisch, wenn man es «eine eingeschränkte Zeit» anwende. Tropfen mit Cromoglicinsäure würden auch kurzfristig Beschwerden lindern. Laut Ursapharm könne man diese zudem «über sehr lange Zeit anwenden», da sie kaum Nebenwirkungen hätten. GlaxoSmithKline sagt, der Einfluss des Konservierungsmittels Benzalkoniumchlorid sei unklar.
Sandoz bestätigt, dass neue Antihistaminika müde machen können. Man solle sie deshalb am Abend einnehmen. Und Patienten mit Leberschaden sollten vom Medikament Lorado Pollen nur eine reduzierte Dosis nehmen. Laut Mepha Pharma mache Lora Mepha Allergie nur empfindliche Personen müde. Bei Problemen mit der Leber solle man den Apotheker informieren. Die anderen Firmen wollten sich nicht äussern.
Im Auto die Lüftung ausschalten
Hier die wichtigsten Tipps, wie Sie sich vor Pollen schützen können:
- Halten Sie Fenster und Türen bei starkem Pollenflug geschlossen.
- Reinigen Sie die Wohnung mit einem feuchten Lappen.
- Waschen Sie die Haare, bevor Sie schlafen gehen.
- Verwenden Sie Taschentücher nur einmal.
- Spülen Sie die Nase mit Salzwasser.
- Schalten Sie im Auto die Lüftung aus oder verwenden Sie einen Pollenfilter.
Meditel: Fragen Sie die Ärztinnen
Medikamente gegen Allergien
Welches Heuschnupfenmittel soll ich wählen? Was eignet sich für Schwangere? Welche pflanzlichen Mittel sind empfehlenswert? Spielt die Ernährung bei Heuschnupfen eine Rolle?
Die Gesundheitstipp-Ärztinnen Elisabeth Wanner und Stephanie Wolff beantworten Ihre Fragen am Telefon.
Beratungszeiten:
- Montag, 24. März, 9 bis 13 Uhr
- Dienstag, 25. März, 15 bis 19 Uhr
Bitte nehmen Sie alle Medikamente, die Sie verwenden, mit ans Telefon. So können wir Sie besser beraten.
Gratis-Merkblatt: Heuschnupfen
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«Heuschnupfen»,
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