Das Chalet, in dem die 54-jährige Verena Meyer zusammen mit ihrem Mann wohnt und arbeitet, steht in einer wunderschönen Umgebung. Der Blick schweift über Tannenwälder zu den Berggipfeln. Doch Arosa hat ein Problem. Trotz der grossartigen Landschaft kommen zu wenig Hausärzte ins Dorf. Meyer und ihr Mann Martin Walkmeister sind die einzigen Hausärzte, die in Arosa ganzjährig Patienten betreuen. Sie teilen sich die Arbeit in der Praxis fifty-fifty auf – und auch den Haushalt und die Betreuung ihrer achtjährigen Tochter.
1997 – als Verena Meyer und ihr Mann nach Arosa kamen – gab es noch drei Hausarztpraxen. Dann wurde eine Kollegin pensioniert. Das hatte schwere Folgen: «Sechzehn Jahre lang haben mein Mann und ich jede zweite Nacht und jedes zweite Wochenende Notfalldienst geleistet», sagt Verena Meyer. Im Winter, wenn viele Touristen in Arosa sind, ist die Arbeit besonders streng: «Dann behandle ich oft zwei Patienten parallel.» Die hohe Belastung tut der Ärztin nicht gut. Sie leidet unter Schlafstörungen. Weil die Zeit für Sport fehlt, schmerzt ihr Rücken. «Die ständige Anspannung wirkt sich auch auf unsere Ehe aus», sagt Verena Meyer. «Wir haben mehr Auseinandersetzungen.»
Als der andere verbliebene Hausarzt in Rente ging, war an manchen Wochenenden gar kein Hausarzt mehr verfügbar. Manche Patienten mussten eine Stunde fahren – bis ins Kantonsspital Chur. Die Gemeinde Arosa richtete deshalb eine Praxis ein. Seither arbeiten dort wechselnde Hausärzte. «Die Lage ist besser geworden, aber immer noch prekär», sagt Meyer. Zumindest wird sie jetzt nachts weniger oft geweckt: Unter der Woche werden Notfallanrufe nach 23 Uhr ans Kantonsspital weitergeleitet.
Verena Meyer und ihr Mann diskutierten immer wieder, ob sie Arosa verlassen sollten. «Ich möchte aber hier bleiben», sagt die Ärztin. «Es würde mir leid tun, die Patienten allein zu lassen.» Dass Meyer und Walkmeister in Arosa bleiben, sei «ein Riesenglück für die Gemeinde», sagt der Arzt Gianfranco Zala von der Churer Gastropraxis: «Ich könnte nicht auf so hohem Niveau so viel arbeiten wie die beiden.» Auch Jan Diener, Ressortleiter Soziales der Gemeinde Arosa, sagt: «Es wäre schlimm, wenn Verena Meyer und Martin Walkmeister nicht mehr da wären.» Die zwei Ärzte seien aussergewöhnliche, starke Persönlichkeiten und beliebt in der Gemeinde: «Wir müssen ihnen Sorge tragen.»
Aufruf: Wählen Sie den «Hausarzt des Jahres»!
Der Gesundheitstipp stellt dieses Jahr in jeder Ausgabe einen besonderen Hausarzt vor. Die Leserinnen und Leser wählen Ende Jahr den Hausarzt oder die Hausärztin des Jahres.
Wer hat Ihrer Meinung nach diesen Titel verdient? Schreiben Sie uns:
Redaktion Gesundheitstipp,
«Hausarzt des Jahres»,
Postfach 277,
8024 Zürich,
redaktion@gesundheitstipp.ch
Bisher erschienen:
Rupert K. Spillmann, der Landarzt aus Thierachern BE; Yvonne Gilli, die politische Ärztin aus Wil SG; Martin Frei-Erb, der Homöopath aus Thun BE; Peter Mattmann, der Impfkritiker aus Kriens LU; Elisabeth Müller, die soziale Hausärztin aus Zürich-Affoltern; Reiner Bernath, der Geburtshelfer aus Solothurn; Beppe Savary, der Talarzt aus Russo TI; David Winizki, der Ausländerarzt aus Zürich.