Zeitungen überboten sich mit Superlativen: Im «Blick» zum Beispiel wurde das Diabetes-medikament Ozempic als «neues Diät-Wundermittel» bezeichnet. Die «NZZ am Sonntag» sprach gar von einer «Revolution in der Medizin». Diabetesspritzen wie Ozempic und Mounjaro gelten in Hollywood als der letzte Schrei. Denn man kann damit schnell abnehmen. Allerdings sind die Medikamente nur für das Senken des Blutzuckers zugelassen. Krankenkassen zahlen es nicht für diesen Zweck. Das geht ins Geld: Eine Jahresration Ozempic kostet rund 1500 Franken.
Auch die 72-jährige Liza Kuzmanovic aus Nussbaumen AG probierte im November 2021 Ozempic-Spritzen. Doch schon nach einem Monat hörte sie damit auf. «Es war schrecklich», erinnert sie sich. «Die Nebenwirkungen waren extrem. Ich musste immer wieder erbrechen.»
Setzt man die Spritzen ab, nimmt man wieder zu
Solche Nebenwirkungen kommen bei Diabetesmitteln oft vor: Bei Studien stieg deshalb fast jeder Zehnte vorzeitig aus. Der Arzt Etzel Gysling ist Herausgeber der Zeitschrift «Pharma-Kritik». Er sagt: «Auch Gallenblasenprobleme und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sind möglich, aber sehr selten.»
Ein weiteres Problem: Sobald man die Spritzen absetzt, nimmt man wieder zu. Das zeigte letztes Jahr eine Studie im Fachblatt «Diabetes, Obesity and Metabolism» mit über 300 Teilnehmern.
Die Fachzeitschrift «Der Arzneimittelbrief» rät «dringend», die Spritzen nur bei Diabetes zu verwenden. Einen Missbrauch als Abspeckmittel lehnt die Zeitschrift «eindeutig ab».
Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt, er würde Spritzen nur schwer Übergewichtigen mit einem Body-Mass-Index über 30 verschreiben – allerdings nicht Ozempic, sondern das ähnliche Mittel Wegovy, das fürs Behandeln von schwerem Übergewicht zugelassen ist. Wegovy ist in der Schweiz noch nicht erhältlich. Allen anderen rät Walser, überschüssige Kilos mit Intervallfasten und mediterraner Ernährung loszuwerden.
Die Hersteller Novo Nordisk und Eli Lilly sagen gegenüber dem Gesundheitstipp, die Beipackzettel ihrer Mittel Wegovy und Mounjaro würden gesundes Essen und Sport empfehlen.