Die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, wie die meisten Experten, die Hände mindestens 20 Sekunden lang zu desinfizieren. Nur so würden alle Viren abgetötet.
Viele Flüssigseifen und zwei Desinfektionsmittel machen den Viren in dieser Zeit zwar den Garaus – doch nicht alle. Das zeigt ein Test des Gesundheitstipp. Er liess im Speziallabor prüfen, wie rasch zehn Desinfektionsmittel und Seifen Viren zerstören. Die Testviren waren vergleichbar mit Grippe- und Corona-Viren. Das Resultat: Seifen wirken oft schneller als viele Desinfektionsmittel.
Fünf flüssige Seifen und zwei feste Seifen hatten die Viren nach 15 Sekunden unschädlich gemacht. Bei den Desinfektionsmitteln gelang das nur den Produkten «Mibelle Handdesinfektion Liquid» von Migros und «Prix Garantie Händedesinfektionsmittel» von Coop. Beide Produkte gehören zu den günstigsten: Sie kosten rund zwei Franken pro 100 Milliliter.
Louis Tempia: Teuer und wenig effizient
Sechs weitere Desinfektionsmittel und zwei Seifen konnten die Viren nach 30 Sekunden unschädlich machen. Das Desinfektionsgel von Ombia hingegen und das Louis-Tempia-Produkt von Spar wirkten auch nach 30 Sekunden noch zu wenig effektiv gegen die Viren. Louis Tempia schreibt, dass ihr Gel zwischen 30 und 60 Sekunden brauche, um die Viren unschädlich zu machen. Man wolle das Mittel aber verbessern. Aldi teilt mit, das Desinfektionsgel von Ombia wirke nach 60 Sekunden. Dies sei auf dem Mittel erwähnt.
Die «Flüssigseife Granatapfel» von Cien sorgte nach 30 Sekunden ebenfalls nicht für einen ausreichenden Schutz. Lidl schreibt, die Hauptfunktion seiner Flüssigseife sei das Waschen der Haut und nicht das Abtöten von Viren und Bakterien.
Bakterien können gegen die Gels resistent werden
Sowohl Seifen wie auch Desinfektionsmittel können die Haut austrocknen, wenn man sie sehr oft verwendet. Falls die Haut rissig wird, empfiehlt es sich, eine befeuchtende Creme aufzutragen. Wichtig ist, dass man die Hände nicht vor oder nach dem Waschen desinfiziert. Dies schadet laut dem deutschen Robert-Koch-Institut der Haut besonders.
Bei der unsachgemässen Anwendung von Desinfektionsmitteln besteht ausserdem die Gefahr, dass die Bakterien Resistenzen entwickeln. Dies geschieht laut dem deutschen Bundesamt für Risikobewertung, wenn die Mittel nicht genügend lang einwirken können. Dann zerstören sie nicht alle Bakterien, und die überlebenden werden gegenüber dem Mittel resistent.
Menschen mit einer Neigung zu Allergien sollten möglichst auf Desinfektionsmittel verzichten. Zudem können laut BfR einige Stoffe in Desinfektionsmitteln Resistenzen gegen Antibiotika fördern.
Fazit: Zu Hause empfiehlt sich der Gebrauch einer Seife. Desinfektionsmittel eignen sich für die meisten Leute nur dann, wenn keine Seife zur Verfügung steht.
So testete der Gesundheitstipp
Das auf Viren und Keime spezialisierte Labor Enders in Stuttgart (D) hat für den Gesundheitstipp zehn Seifen und zehn Desinfektionsmittel untersucht.
Das Labor prüfte, ob die Produkte innerhalb von 15 beziehungsweise 30 Sekunden Viren im Reagenzglas unschädlich machen. Testvirus war das Vacciniavirus, ein Pockenvirus mit einer Hülle wie das Corona- und das Grippevirus. Solche Viren haben eine Membran aus Fettsäuren, in denen Eiweisse eingelagert sind.
Hat es auf der Hautoberfläche der Hände viel Eiweiss, zum Beispiel aus Blut oder anderen Körperflüssigkeiten, wirken Desinfektionsmittel weniger gut. Weil man Seifen verwendet, wenn Hände schmutzig sind, prüfte sie das Labor unter hoher Eiweissbelastung. Desinfektionsmittel dagegen, die man bei sauberen Händen verwendet, prüften die Experten bei geringer Eiweissbelastung.
Wichtig: Der Gesundheitstipp liess nur sogenannte «begrenzt viruzide Desinfektionsmittel» untersuchen. Diese sollen Viren mit einer Hülle unschädlich machen. Der Test sagt aber nichts darüber aus, wie rasch die Mittel auch Viren ohne Hülle abtöten, wie zum Beispiel den Durchfallerreger Norovirus. Gegen solche Erreger braucht es «viruzide Desinfektionsmittel».