Inhalt
Die «Schweizerische Ärztezeitung» bezeichnete Quviviq in einem Artikel als «Hoffnungsträger». Das neue Schlafmittel ist seit wenigen Monaten in der Schweiz erhältlich. Laut Hersteller Idorsia verursacht Quviviq keine Abhängigkeit – im Gegensatz zu Schlafmitteln wie Dormicum oder Stilnox. Im Vergleich zu diesen Mitteln funktioniert das neue Medikament anders: Es hemmt Orexine.Das sind Hormone, die das Zwischenhirn produziert. Sie sorgen unter anderem für Wachheit und erhöhte Aufmerksamkeit.
Risiko für Abhängigkeit ist nicht geklärt
Fachleute dämpfen die Erwartungen rund um das neue Mittel. Im Fachblatt «Arznei-Telegramm» schreibt der Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser zu Quviviq: «Ein Vorteil ist nicht hinreichend nachgewiesen.» Das bestätigt die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Das Risiko für eine Abhängigkeit lasse sich noch nicht beurteilen. Dafür seien die Studien des Herstellers zu wenig aussagekräftig. Auch bei Schlafmitteln wie Stilnox und Sonata behaupteten Hersteller zu Beginn, diese würden nicht abhängig machen. Heute ist dieses Risiko jedoch unbestritten.
Ein weiterer Nachteil: Quviviq wirkt nicht besonders gut. Studienteilnehmer schliefen damit zwar etwa 30 Minuten früher ein als mit anderen Mitteln. Doch auch ein Präparat ohne Wirkstoff liess sie 20 Minuten früher einschlafen. In der Nacht lagen Teilnehmer mit Quviviq noch eine Stunde lang wach – Teilnehmer mit Placebo 23 Minuten länger. Tagsüber waren beide Gruppen gleich müde.
Hinzu kamen Nebenwirkungen: Quviviq verursachte oft Kopfweh, Schwindel und Übelkeit. Gelegentlich kam es zu Halluzinationen oder Schlaflähmungen. Bei Letzteren sind Betroffene zwar wach, sie können sich aber nicht bewegen.
Der Psychiater Andreas Frei aus Luzern bemängelt in der Zeitschrift «Pharma-Kritik» zudem die Kosten von Quviviq: Es sei «exorbitant teuer». Eine Monatspackung kostet rund 150 Franken. Zum Vergleich: Die gleiche Menge eines Generikums von Stilnox gibt es für knapp 10 Franken. Fazit des Experten: Quviviq sei zurzeit «keine sinnvolle Alternative» zu anderen Mitteln.
Idorsia schreibt, Quviviq sei für die langfristige Therapie zugelassen. Weder Studien noch die Praxis hätten Anzeichen von Abhängigkeit aufgezeigt. Die längere Schlafzeit sei für Betroffene wichtig.
Kommentare zu diesem Artikel
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar hinzuzufügen
Sind Sie bereits Abonnent, dann melden Sie sich bitte an.
Nichtabonnenten können sich kostenlos registrieren.
Besten Dank für Ihre Registration
Sie erhalten eine E-Mail mit einem Link zur Bestätigung Ihrer Registration.
Keine Kommentare vorhanden