Es ist eine knifflige Angelegenheit, Akne erfolgreich zu behandeln. Kein Mittel wirkt bei jedem Patienten gleich gut. Diese Erfahrung hat auch Carine Pezzani aus Cagiallo TI gemacht. Seit ihrer Pubertät leidet die 52-Jährige an Akne. Lange Zeit setzte sie auf chemische Peelings wie Benzac-Gel oder Cliniderm: «Das wirkte eigentlich gut.» Doch die Peelings machten die Gesichtshaut trocken und empfindlich, zudem kamen immer wieder Bibeli. Als Pezzani an der Sonne von den Peelings fleckige Haut bekam, brach sie die Behandlung ab. Heute reinigt die Tessinerin ihr Gesicht mit milder Naturkosmetik. «Nach dieser täglichen Pflege fühle mich so richtig wohl.»
Hilfreiche Mittel haben mehr Nebenwirkungen
Nicht bei allen wirken sanfte Methoden so gut. Einige Patienten benötigen starke Wirkstoffe, die nur in Salben und Medikamenten enthalten sind. Hausärztin Barbara Loeliger verglich kürzlich im Fachblatt «Pharma-Kritik» die verschiedenen Therapien. Ihr Fazit: Zwar gibt es Mittel, die gut helfen. Doch je besser die Wirkung ist, desto stärker sind die Nebenwirkungen. Zudem müssen Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch grundsätzlich aufpassen: Viele Mittel schädigen den Fötus oder man kann es zumindest nicht ausschliessen (siehe Tabelle im PDF).
Bei Patienten, die nur im Gesicht entzündete Pickel und Mitesser haben, reichen Salben oder Gels aus. Sie enthalten häufig Salicylsäure. Ärztin Loeliger: «Sie eignen sich bei sehr leichter Akne.» Diese eher schwachen Mittel lösen abgestorbene Hautzellen ab, sodass die Poren weniger verstopfen.
Retinoid-Medikamente: Stopp den neuen Pickeln
Ähnlich, aber stärker wirkt Benzoylperoxid. Der Wirkstoff ist in den Medikamenten Benzac und Lubexyl enthalten. Loeliger: «Sie sind bei mittelschwerer Akne eine gute Therapie.» Das Risiko für Hautreizungen ist allerdings grösser als bei Salicylsäure. Die Mittel können zudem Bettwäsche und Kleidung bleichen.
Retinoide sind Abkömmlinge des Vitamins A. Ärztin Loeliger: «Sie eignen sich gut für leichte Akne mit vielen Mitessern.» Die Mittel lösen die Schuppen auf der Haut ab und bewirken so, dass sich die Haut erneuern kann. Zudem hemmen sie Entzündungen der Haut und verhindern neue Pickel. Allerdings sind Nebenwirkungen «zu erwarten», wie Loeliger in der «Pharma- Kritik» schreibt. Dazu gehören trockene und schuppige Haut, Lichtempfindlichkeit, Rötung oder Juckreiz.
Antibiotika-Cremes zerstören die Bakterien. Um zu verhindern, dass die Bakterien resistent werden, sollte man parallel eine Creme mit Benzoylperoxid oder einem Retinoid verwenden. Dies empfehlen mehrere Studien. Fertige Kombisalben gibt es in der Apotheke, zum Beispiel Acnatac, Duac oder Epiduo.
Azelainsäure ist in Skinoren enthalten und wirkt gegen Bakterien und entzündete Stellen. Zwar reizt die Säure die Haut weniger, kann aber besonders bei dunkleren Hauttypen zu Hautverfärbungen führen.
Bei schwerer Akne sind oft Medikamente nötig
Leiden Patienten an einer schweren Form der Krankheit, empfehlen Ärzte häufig Medikamente. So bekämpfen Antibiotika die Bakterien auf der Haut. Es gibt allerdings keinen Beleg, dass sie wirklich besser wirken als eine Akne-Creme. Loeliger: «Sie kommen allenfalls als Zusatzmittel bei mittelschwerer oder schwerer Akne in Frage.»
Auch Verhütungspillen können helfen. Sie sind zwar nicht für diesen Zweck zugelassen, dennoch lindern sie die Akne. Nachteil: Sie erhöhen das Risiko für Blutgerinnsel. Laut Loeliger ist es bei Präparaten mit Ethinylestradiol oder Levonorgestrel geringer, zum Beispiel bei Lisenia 20 oder Miranova.
Gemäss «Pharma-Kritik» ist das wirksamste Mittel der Wirkstoff Isotretinoin. Er ist in Roaccutan, Curakne oder Tretinac enthalten. Der Wirkstoff reduziert die Bakterien und die Entzündungen, mindert die Talgproduktion und die Verhornung der Haut. Er hat jedoch happige Nebenwirkungen: Er trocknet Haut, Augen und Schleimhäute aus, führt zu Muskelschmerzen und kann Blutwerte verschlechtern. Einige Studien liefern Hinweise, dass Isotretinoin Depressionen verstärkt und das Suizidrisiko erhöht. Zudem kann es den Fötus schädigen, Schwangere dürfen deshalb keine Isotretinoide nehmen.
Ob sanfte Therapien wirken, dafür gibt es keine guten Belege. Blaues Licht oder Infrarotlaser scheinen kurzfristig gegen Akne zu helfen. Unklar sei jedoch der Langzeitnutzen.
Teebaumöl: Nur schwache Belege
Das Forschernetzwerk Cochrane Collaboration fand zudem vor zwei Jahren nur schwache Belege, dass Teebaumöl gegen Akne hilft. Für die Wirkung von Akupunktur und Heilpflanzen fanden sich gar keine Hinweise.
Kleine Studien lieferten erste Hinweise, dass homöopathische Mittel wie Arctium lappa (Grosse Klette) und Zingiber officinale (Ingwer) die Symptome lindern.
Hersteller Permamed schreibt, Lubexyl sei eine Hautwaschemulsion, die man nach ein bis zwei Minuten wieder abspüle. Deshalb seien weniger Nebenwirkungen zu erwarten.
Zu Curakne teilt Hersteller Pierre Fabre mit, dass es nur erfahrene Ärzte verschreiben dürften. Und Reckitt Benckiser verweist bei Clearasil auf die Grenzwerte für Salicylsäure in Kosmetika. Damit sei ihr Produkt sicher, wenn man es korrekt anwende. Ähnlich argumentiert Beiersdorf bei Dermopurifier. Roche schreibt, Roaccutan-Kapseln seien nur geeignet für Frauen mit schwerer Akne und die eine Schwangerschaft konsequent vermeiden.
Bayer und Novartis, Hersteller der Antibabypillen Miranova und Lisenia 20, verweisen darauf, dass ihre Produkte nicht zur Aknetherapie zugelassen sind.