Das russisch-amerikanische Unternehmen Healbe geizt nicht mit Superlativen, um sein Gerät Gobe anzupreisen: Es sei der «einzige Weg, um automatisch zu berechnen, wie viele Kalorien man aufgenommen hat». Das Neue daran: Das Armbandgerät messe dies über die Haut.
Es soll, so die Herstellerin, den Gehalt an Zucker in den Zellen messen. Bewegungs- und Pulssensoren berechnen zudem die verbrannten Kalorien. Die dazugehörige App auf dem Smartphone zeigt beides in einer Bilanz an. Healbe beruft sich auf «unabhängige Tests». Diese belegten, dass das Gerät zuverlässig messe. Es kostet rund 300 Franken. Erhältlich ist es zurzeit in den USA oder übers Internet beim Unternehmen.
«Messung ist nur eine grobe Schätzung»
Experten sind allerdings skeptisch. Pierre Maechler vom Institut für Zellphysiologie und Stoffwechsel der Universität Genf sagt, die Technik sei schon längere Zeit bekannt. Sie funktioniere so: Ein Sensor ermittle grob den Blutzucker. In Kombination mit dem Pulsschlag könne man das Verhältnis von Kohlenhydraten und Fett ermitteln und daraus die Kalorien errechnen. Viele Zahlen kommen so zusammen: «Doch jede ist für sich nur eine grobe Schätzung», sagt Maechler. Uwe Sauer vom Institut für Molekulare Systembiologie an der ETH Zürich verweist darauf, dass die Nahrungsaufnahme ein komplexer Vorgang sei: «Mit einer einzelnen Messung auf eine genaue Kalorienaufnahme schliessen zu können, erscheint mir äusserst unwahrscheinlich.»
Bei den erwähnten «unabhängigen Tests» handelt es sich zudem um eine einzige Studie von Sportmedizinern an der Universität St. Petersburg. Sie ermittelten während fünf Tagen die Kalo-rienzufuhr von gerade mal fünf Frauen – anhand von Nährwerttabellen. Dann verglichen sie die Ergebnisse mit den von Gobe ermittelten Werten. Im Durchschnitt lag das Gerät um 15 Prozent daneben.
Damit die Messwerte eingeordnet werden konnten, brauchte es zudem die Unterstützung der Benutzerinnen. Sie mussten am Gerät jede Mahlzeit mit einem Druck auf den Knopf an der Seite ankündigen. Kleine Snacks mit einem Energiewert von unter 100 Kilokalorien könne Gobe gar nicht erkennen, so die Herstellerin.
Auch wer eine Diät mit verminderter Zufuhr von Kohlenhydraten in Angriff nimmt, sollte dies in der App vorgängig eintragen, damit das Gerät die gemessenen Werte richtig interpretiert. Die Herstellerin speichert die Daten zudem in den USA, eine Kontrolle darüber hat der Benutzer nicht.
«Bewegung ist viel wichtiger»
Für Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser macht das reine Zählen von Kalorien keinen Sinn: «Studien weisen darauf hin, dass ausreichende Bewegung viel wichtiger ist.» Denn sie fördere das Wachstum von Muskeln. Und grössere Muskeln würden auch mehr Kalorien verbrennen, selbst in Ruhephasen.
Für Walser ist daher höchstens der in Gobe eingebaute Schrittzähler von Nutzen: Studien zeigten, dass sich Menschen deutlich mehr bewegen, wenn sie auf einem Schrittzähler den Fortschritt sehen. Doch dafür muss man keine 300 Franken hinblättern: Den Schrittzähler des Gesundheitstipp gibts für wenig Geld.
Herstellerin Healbe schreibt dem Gesundheitstipp, Gobe sei «kein medizinisches Gerät». Deshalb müsse man keine unabhängigen Studien vorweisen. Healbe werde aber in weiteren Studien den Nutzen von Gobe abklären. Zweck des Geräts sei es, dass die Benutzer ihrem Körper mehr Aufmerksamkeit schenkten.
So bleiben Sie auch ohne Computer fit
- Machen Sie 10 000 Schritte am Tag.
- Gehen Sie regelmässig laufen, am besten jeden Tag 20 Minuten bis eine halbe Stunde.
- Meiden Sie den Lift.
- Steigen Sie eine Tramstation früher aus.
- Machen Sie vor dem Zubettgehen einen Abendspaziergang.
- Essen Sie viel Obst und Gemüse.
- Verzichten Sie auf Zwischenmahlzeiten.
- Füllen Sie Ihren Magen mit einem grossen Salat als Vorspeise.
- Ihr Teller: Ein Fünftel Kohlenhydrate, zwei Fünftel Eiweiss und zwei Fünftel Gemüse.
- Verzichten Sie auf zuckerhaltige Getränke.
Mehr Infos:
«Schritt für Schritt zum richtigen Körpergewicht». Gesundheitstipp-Ratgeber.
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So funktioniert der Zähler:
- Befestigen Sie den Schrittzähler mit einem Clip am Gürtel.
- Klappen Sie jeden Morgen das Gerät auf und drücken Sie den gelben Knopf – der Zähler startet bei null.
- Werfen Sie am Abend einen Blick auf die Anzahl Schritte. Ziel: 10 000 Schritte pro Tag.