Die Idee wäre gut: Eine App auf dem Smartphone zeigt, wie man sich am besten vor UV-Strahlen schützt. Solche Programme (siehe Kasten) berechnen, wie lange man sich an der Sonne aufhalten darf. Dafür muss man ein paar Daten eingeben, wie etwa das Wetter, den Hauttyp oder den Lichtschutzfaktor der Sonnencreme.
Hautärzte raten zur Vorsicht. Robert Hunger, leitender Arzt an der dermatologischen Klinik des Inselspitals Bern, sagt: «Die Apps verleiten dazu, sich viel zu lange an der Sonne aufzuhalten.»
Beispiel: Ein Nachmittag im Mai in Zürich, die Sonne scheint, einzelne Wolken ziehen vorbei. Wer nun wissen will, wie lange er nach dem Auftragen einer Sonnencreme mit Faktor 10 an der Sonne bleiben darf, erhält von den Apps völlig unterschiedliche Resultate. Laut «AOK Sun & Air» ist eine Person von mittlerem Hauttyp 1 Stunde 20 Minuten lang geschützt. «Lancaster Sun Timer» gibt 2 Stunden 46 Minuten an. Und laut «UV-Check» ist sogar kein Schutz nötig bis zum Sonnenuntergang in 6 Stunden.
Für alle diese Angaben gilt: Sie sind zu optimistisch. Laut Robert Hunger sollte man bei solchem Wetter nicht länger als eine halbe Stunde an der Sonne bleiben.
Apps sind zu wenig differenziert
Die unterschiedlichen Werte zeigen: Die Berechnungen der Apps zur Sonnenbaddauer sind wenig zuverlässig. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht SZ: «Die Apps sind nicht so differenziert und ausgeklügelt, wie sie dem Benutzer erscheinen.» Es sei unklar, wie sie zum Beispiel Hauttyp, Wetterlage oder Lichtschutzfaktor gewichten.
Zudem ignorieren die meisten Apps die Höhe über Meer oder ob man sich am Wasser aufhält. «Beides wirkt sich auf die Stärke der UV-Strahlen aus», sagt Schlagenhauff. Einzig «UV-Check» fragt nach diesen Punkten. Unberücksichtigt bleibt bei allen Apps die Einnahme von Medikamenten. So können etwa gewisse Mittel gegen Akne oder Herzkrankheiten die Haut empfindlicher machen.
Ein weiteres Problem: Die Benutzer müssen bei den Apps selber bestimmen, zu welchem Hauttyp sie gehören. Es gibt sechs Typen – von blass bis dunkelbraun. Robert Hunger: «Viele Leute beurteilen sich zu dunkel und bleiben dann zu lange an der Sonne.»
Die AOK Versicherung schreibt, sie nehme die Anregungen ernst und sei daran, die App zu überarbeiten. Der Berufsverband der deutschen Dermatologen sagt, ihr «UV-Check» sei kein Hilfsmittel, um das Sonnenbad bis an die Grenzen auszureizen. Auf der Website gebe es Hinweise auf den Einfluss von Medikamenten. Zudem empfehle der Verband dort, den Hauttyp von einem Arzt bestimmen zu lassen.
Sonnenschutz-Apps im Vergleich
- AOK Sun & Air (gratis): Sonnenbaddauer am aktuellen Standort (europaweit), Timer, Ozonwarner (nur Deutschland) Nicht empfehlenswert
- Lancaster Sun Timer (gratis): Sonnenbaddauer, Timer - Nicht empfehlenswert
- MySunCheck und LSF Tipp (gratis): Ermittelt nötigen Lichtschutzfaktor der Sonnencreme Bedingt empfehlenswert
- Sun Timer (Fr. 1.–): Sonnenbaddauer Nicht empfehlenswert
- Ultraviolet UV Index (gratis): UV-Index-Werte (weltweit), Verhaltenstipps Bedingt empfehlenswert
- UV-Check (gratis): Sonnenbaddauer, Dokumentation der eigenen Muttermale, Erinnerung an Hautkrebsvorsorge beim Arzt, Hintergrundinfos Bedingt empfehelnswert