Marlene Burger (Name geändert) schlief schon seit längerer Zeit schlecht. Am Morgen fühlte sie sich jeweils erschöpft und müde. Ihr Verdacht: Strahlen könnten die Beschwerden auslösen – Elektrosmog oder allenfalls eine Wasserader.
Letztes Jahr stiess Burger an einer Messe zufällig auf den Stand der Firma NT-3 aus St. Margrethen SG. Sie bot die Magnetfeldmatte «Magnetica» an, die die Fläche einer Matratze hat. Laut NT-3 soll das Produkt vor Wasseradern, Elektrosmog und Erdstrahlen schützen. Im Innern der Matte sind ein Drahtgitter und ein Frequenzgenerator eingelegt, den eine Batterie betreibt. Die Anwendung ist einfach: Man legt die Matte unter die Matratze und schaltet den Generator ein. Während der Patient schläft, erhält er eine Magnetfeldtherapie.
Burger war beeindruckt und blätterte für das «Magnetica»-System 1400 Franken hin. Doch der gesunde und tiefe Schlaf, den sie sich davon erhofft hatte, wollte sich nicht einstellen. Nach einigen Monaten fühlte sich Marlene Burger erschöpfter als zuvor. Darüber hinaus bekam sie plötzlich einen hartnäckigen Hautausschlag.
«Solche Produkte haben keine Heilwirkung»
Dass die Magnetfeldmatte nichts brachte, verwundert weder Ärzte noch Fachleute. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt klar: «Das ist Humbug. Solche Produkte haben keine Heilwirkung.»
Erhebliches Risiko für die Gesundheit
Zum gleichen Urteil gelangt Gregor Dürrenberger vom Institut für Elektromagnetische Felder der ETH Zürich. Er hat im Auftrag der TV-Sendung «Kassensturz» die Matte untersucht. Sein Fazit: «Wir haben keine Beweise gefunden, dass das Gerät irgendeinen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat.» Dürrenberger warnt sogar, «Magnetica» könnte schädlich sein. Die Messungen hätten gezeigt, dass das Gerät selbst Störfelder erzeuge.
Andere Anbieter verkaufen ähnliche Produkte, zum Beispiel Euro Radiästhesie aus Pfungen ZH. Ihre Magnetfeldmatte «Bio-Puls-19» ist ähnlich aufgebaut wie «Magnetica». Der Preis ist ebenfalls happig: 1500 Franken.
Das Bundesamt für Gesundheit hat ebenfalls Magnetfeldmatten testen lassen und kommt zu einem ernüchternden Schluss: Gewisse Produkte entwickeln Magnetfeldstärken, die den Grenzwert bis zum Zehnfachen übertreffen. Sie bilden damit ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Kinder und schwangere Frauen. Zudem sollten solche Matten keinesfalls von Personen mit einem Herzschrittmacher oder mit einem anderen elektronischen Implantat verwendet werden. Das Bundesamt hält auf seiner Internetseite fest: «Die Wirkung dieser Matten ist wissenschaftlich nicht erwiesen.» Die Behörde rät von solchen Matten ab.
Wolfgang Skischally von NT-3 macht geltend, man habe das von der ETH beanstandete Gerät längst vom Markt genommen. Es sei mittlerweile durch ein neueres und besseres «Magnetica»-Modell ersetzt worden. Für Forscher Dürrenberger macht dies keinen Unterschied: «Sämtliche Magnetfeldmatten beruhen auf der gleichen nutzlosen Technologie.» Horst Bratenstein, Geschäftsführer der Radiästhesie Schweiz, räumt ein, dass «Bio-Puls-19» nicht bei allen Leuten wirke: «Das ist letztlich nicht anders als bei anderen Therapien auch.»