Das Spenden von Eizellen müsse «endlich» erlaubt sein. Das Verbot «diskriminiere» Frauen, weil die Samenspende von Männern schon länger erlaubt sei. Das findet die grünliberale Nationalrätin Katja Christ aus Riehen BS. Sie reichte kürzlich im Nationalrat einen Vorstoss ein. Pikant: Katja Christ sitzt im Stiftungsrat der Stiftung Gen Suisse, die sich für Gentechnik starkmacht. Die Stiftung wird vom Branchenverband Interpharma mitfinanziert. Das ist kein Zufall. Die künstliche Befruchtung ist ein Milliardengeschäft. Die Pharmafirma Merck stellt zum Beispiel die Hormonspritze Gonal her, die sich Frauen bei künstlicher Befruchtung spritzen. Pro Behandlung zahlen Frauen für das Medikament bis 1800 Franken. Es spülte Merck im letzten Jahr 630 Millionen Euro in die Kasse.
Die Eizellenspende ist in vielen Ländern erlaubt, so in Frankreich, Spanien, Belgien, den Niederlanden oder den USA. Politiker machen auch in der Schweiz seit Jahren Druck. 2012 kam der erste Vorstoss. Doch die zuständige Kommission schmetterte ihn ab.
Dafür gibt es Gründe. Medizinisch gesehen, ist das Spenden von Eizellen umstritten. So kann man es nicht mit der Samenspende des Mannes vergleichen. Die Zürcher Frauenärztin Theres Blöchlinger kritisiert: «Die Spende von Eizellen ist viel problematischer.» Das medizinische Verfahren ist aufwendig und riskant. Spenderinnen müssen sich zehn bis zwölf Tage lang Hormone spritzen. Nur so reifen gleichzeitig mehrere Eizellen. Danach folgt ein chirurgischer Eingriff: Der Arzt saugt mit einer Hohlnadel die Eizellen aus dem Eierstock heraus.
Das birgt Risiken, wie 2014 eine Übersichtsstudie im Fachmagazin «Fertility and Sterility» zeigte: zum Beispiel Infektionen und verdrehte Eierstöcke. Über langfristige Schäden weiss man wenig. Studien gaben Hinweise auf Unfruchtbarkeit oder sogar Krebs.
«Im Ausland verkaufen Frauen ihre Eizellen»
Kein Wunder, machen das nur wenige Frauen – und viele nur, wenn sie Geld dafür bekommen. Gabriele Pichlhofer vom Basler Verein Biorespect: «Die internationale Erfahrung zeigt: Frauen spenden ihre Eizellen nicht, sie verkaufen sie – aus finanziellen Nöten.» Auch in der Schweiz besteht das Risiko, dass es Benachteiligte trifft. Fortpflanzungsarzt Peter Fehr aus Zürich: «Kaum eine Schweizerin würde diese Prozedur freiwillig auf sich nehmen.»
Die Stiftung Gen Suisse und Nationalrätin Katja Christ schickten dem Gesundheitstipp fast wortwörtlich dieselben Stellungnahmen. Sie schreiben, der Stiftungsrat habe Fortpflanzungsmedizin als Kernthema für das Jahr 2021 definiert. Der «Fortpflanzungstourismus» sei dem Stiftungsrat «ein Dorn im Auge» und solle unterbunden werden. Christ schreibt, sie sei auf die Stiftung zugegangen. Sie betont, Eizellen könnten in der Schweiz auch von Frauen gespendet werden, die selbst wegen Fruchtbarkeitsproblemen behandelt werden. Arzt Peter Fehr widerspricht: «Spenderinnen sollten jüngere Frauen ohne Fruchtbarkeitsprobleme sein.»
Aufruf: Soll man die Spende von Eizellen zulassen?
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