Sabina Schwyter war schon immer eine begeisterte Sportlerin: «Früher machte ich viel Leichtathletik.» Vor vier Jahren bekam sie die Diagnose rheumatoide Arthritis. Ihre Gelenke sind entzündet und schmerzen, weil der Körper sie angreift. Trotzdem lässt sich die 41-Jährige aus Trimbach SO nicht bremsen: «Ich mache dreimal pro Woche Pilates.» Zudem fährt sie viel mit dem Velo und geht wandern. Im Winter steht sie auch auf den Ski. «Dank dem Sport habe ich weniger Beschwerden.» Das merke sie vor allem, wenn sie ein paar Tage lang nicht trainieren konnte. «Der Erfolg motiviert mich», so Sabina Schwyter.
Viele Leute mit Rheuma scheuen sich vor Sport. Eine Umfrage des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums in Berlin ergab vor ein paar Jahren, dass ein Drittel der Patienten kaum Sport treibt. Die Gründe sind Schmerzen, Müdigkeit oder die Angst, den entzündeten Gelenken zu schaden. Nicht einmal jeder Zehnte bewegt sich mindestens vier Stunden pro Woche – so viel, wie Fachleute empfehlen.
Dabei ist Sport eine der wichtigsten Therapien bei Arthritis. Zu diesem Schluss kommt der deutsche Rheumaarzt Wolfgang Hartung in einem Artikel in der «Zeitschrift für Rheumatologie». Tägliches Bewegen und Sport seien «zwingend notwendig», um Arthritis in den Griff zu bekommen. Mit Medikamenten allein erreiche man das oft nicht.
Der Grund: Beim Sport produziert der Körper seine eigenen Medikamente – die Myokine. Diese Botenstoffe hemmen Entzündungen. Karin Niedermann ist Physiotherapieforscherin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Winterthur ZH. Sie sagt: «Vor allem Krafttraining ist dafür wichtig.»
Sport vermindert Schmerzen und Schäden an den Gelenken und bremst den Abbau der Muskeln. Zudem ist Sport gut fürs Herz. Das ist bei Rheuma besonders wichtig, weil die Krankheit das Risiko für einen Herzinfarkt erhöht.
Fachleute empfehlen eine Kombination von mehreren Sportarten, um Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination ideal zu trainieren. Drei bis fünf Mal pro Woche sollten Betroffene die Ausdauer verbessern mit Velofahren, Wandern oder Schwimmen – je mindestens eine halbe Stunde lang. Hinzu kommen zwei bis drei Mal pro Woche ein Krafttraining und Dehnübungen, Yoga oder Tai-Chi, um die Gelenke beweglich zu halten. Auch das Gleichgewicht sollte man trainieren.
Karin Niedermann rät, am Anfang mit einer Physiotherapeutin zu trainieren. Das kann helfen, Ängste abzubauen und ein passendes Sportprogramm zu entwickeln – was vor allem für jene wichtig ist, die bisher kaum Sport machten. «Ein Zuviel an Bewegung gibt es kaum», so Niedermann. Auch bei Schmerzen könne man trainieren, ohne Schaden anzurichten.
Das weiss Patientin Christina Steybe aus Zürich: «Ich treibe auch dann Sport, wenn ich wegen der Arthritis Schmerzen in den Gelenken und in der Wirbelsäule habe.» Dann trainiere sie einfach etwas weniger intensiv. «Nach dem Krafttraining geht es mir besser.» Zudem geht Steybe jeden Tag rund 10000 Schritte und macht Aquafitness im warmen Wasser. «Sport lindert nicht nur meine Beschwerden, sondern tut auch meiner Psyche gut.»