Bei jedem Wetter geht Beatrice Bider mit Nico nach draussen. Dreimal pro Tag. «Man kann einen Hund ja nicht einfach vor die Tür stellen», sagt die 76-Jährige lachend. Von ihrer Wohnung in Langendorf SO aus ist sie schnell in der Natur. «Seit ich Nico habe, bin ich fitter geworden», sagt sie. «Ich habe nie Husten oder Schnupfen.» Nach ihrer Pensionierung fand sie den Pinschermischling in einem Tierheim. Das war vor zehn Jahren. Heute sagt Beatrice Bider: «Ich möchte Nico nicht mehr missen.»
Geringeres Risiko für Herzkrankheiten
Studien bestätigen: Hunde machen ihren Besitzern nicht nur Freude, sie sind auch gut für die Gesundheit. Eine Übersichtsarbeit der University of Toronto (Kanada) mit fast vier Millionen Teilnehmern zeigte: Wer einen Hund besitzt, hat ein um rund 30 Prozent kleineres Risiko, an einer Herzkrankheit zu sterben. Die Studie erschien vor zwei Jahren in der Fachzeitschrift «Circulation». Die Forscher schreiben in ihrer Studie, Hundehalter hätten einen um bis zu zwei Punkten tieferen Blutdruck, bessere Blutfettwerte und weniger Diabetes. Sie würden oft spazieren gehen, auch bei schlechtem Wetter. Herzspezialist Stefan Christen vom Zürcher Stadtspital Waid bestätigt: «Ein Hund ist die beste Therapie gegen Bewegungsmangel.» Die Besitzer seien «quasi gezwungen», sich ausserhalb ihrer Wohnung zu bewegen.
Die Vierbeiner verbessern auch die seelische Gesundheit ihrer Besitzer, wie jüngste Forschungsergebnisse zeigen. Psychologen der University of British Columbia (Kanada) fanden heraus: Unter den rund 250 Teilnehmern ihrer Studie fühlten sich diejenigen zufriedener und weniger gestresst, die sich während anderthalb Stunden mit einem Hund beschäftigten. Eine in der Fachzeitschrift «Frontiers in Psychology» veröffentlichte internationale Übersichtsstudie mit über 17000 Teilnehmern zeigte, dass Haustierbesitzer weniger Depressionen, Angst und Stress haben als Leute ohne Haustiere. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass Haustierbesitzer mehr Oxytocin im Blut hätten. Das sogenannte «Kuschelhormon» verbessere das Sozialleben, das Wohlbefinden und auch die Verdauung.
Die 80-jährige Trudy Lustenberger aus Basel holte sich nach der Pensionierung ebenfalls einen Hund ins Haus. Sie sagt, Hündin Luggi erhöhe ihre Lebensqualität: «Dank ihr fällt es mir leichter, Leute kennenzulernen.» Trudy Lustenberger kaufte ihre Hündin ebenfalls in einem Tierheim. «Diese Tiere haben ein neues Zuhause nötiger als Rassehunde von Züchtern.» Die rund 12-jährige Luggi gebe ihr einen regelmässigen Tagesablauf, sagt Lustenberger: «Ich muss früh aufstehen und habe jeden Tag Bewegung an der frischen Luft.»
Wer einen Hund anschaffen will, sollte sich vor dem Kauf gründlich über dessen Persönlichkeitsmerkmale und dessen Vorgeschichte informieren (Interview rechts). Die Verhaltenstierärztin Christina Sigrist aus Pleigne JU empfiehlt Senioren, eher einen kleinen Hund zu wählen, der sich gut kontrollieren lässt: «Bei solchen Vierbeinern halten sich Haltungskosten und Betreuungsaufwand im Rahmen – vorausgesetzt, dass das Tier gesund ist.» Ein Hund sei ein wunderbarer Weggefährte, sagt Sigrist. Man dürfe ihn aber nicht nur als «Seelentröster und Kuschelobjekt» betrachten: «Der Besitzer hat eine grosse Verpflichtung, lebenslang für dessen Wohlergehen zu sorgen.» Der Gesundheitstipp hat die wichtigsten Informationen für den Kauf und die Betreuung eines Hundes in einem Merkblatt zusammengestellt (siehe Hinweis).
Hund aus Tierheim oft sinnvoller als ein Welpe
Ein Hund hat eine Lebenserwartung von rund 15 Jahren. Auch daran sollte man vor dem Kauf denken, sagt Arzt Stefan Christen: «Hundebesitzer brauchen körperliche und zeitliche Reserven, um sich gut um ihr Haustier kümmern zu können.» Nur dann würden sich Besitzer und Hund wohlfühlen. Aus diesem Grund entschied sich Trudy Lustenberger gegen einen Welpen. Als sie ihre Hündin Luggi aus dem Tierheim holte, war diese schon rund fünf Jahre alt. «Ein Welpe würde mich wahrscheinlich überleben, und das will ich nicht.»
Gratis-Merkblatt: «Hunde für Senioren»
Zum Herunterladen oder zu bestellen bei: Gesundheitstipp, «Hunde für Senioren», Postfach, 8024 Zürich