Monika Beeler ist eine vielbeschäftigte Frau. Sie arbeitet Teilzeit in einem Büro, hat eine eigene Praxis für Fussreflexzonen-Massagen, singt in einem Gospelchor und lebt mit ihrem Sohn und ihrem Mann in einem Haus mit Garten. Manchmal braucht dieses Leben einfach «zu viel Energie», sagt sie, so dass ihre «Nerven flattern». Das wirke sich auf den Schlaf aus. «Nach einem hektischen Tag fehlt mir die Ruhe, um einfach einschlafen zu können.»
Die 53-Jährige aus dem Kanton Luzern ist damit nicht allein. In der Schweiz leidet rund jeder Vierte an Schlafproblemen. Die Folgen: Betroffene sind am Tag erschöpft und leisten weniger. Der Griff zu Beruhigungs- oder Schlaftabletten ist dann verlockend. Doch am nächsten Morgen fühlt man sich abgeschlagen und müde. Zudem stören Tabletten den natürlichen Schlafrhythmus. Die Basler Pharmazeutin und Homöopathin Nicoliene Potgieter warnt: «Das endet schnell in einer Abhängigkeit.» Bei leichten bis mittelschweren Schlafproblemen solle man besser pflanzliche Präparate nehmen: sie machen nicht abhängig und am Tag spürt man nichts.
Nebenwirkungen sind selten
Studien zeigen, dass pflanzliche Schlafmittel wirken. So kamen spanische Forscher 2010 zum Schluss, dass Baldrian die «gefühlte Schlafqualität» verbessert. Forscher der Humboldt Universität in Berlin konnten zeigen, dass man dank Baldrian schneller einschläft.
Neben Baldrian helfen noch weitere Pflanzen bei Schlafproblemen – etwa Hopfen oder Lavendel (siehe Tabelle). Nicht alle wirken gleich: Alle fördern zwar das Einschlafen und beruhigen. Bei Durchschlafproblemen eignen sich aber nur Baldrian, Melisse und Hopfen. Welches Mittel am besten wirkt, muss man selber ausprobieren. «Es ist schwierig vorherzusagen, wie jemand auf das Präparat einer Pflanze reagiert», sagt der Winterthurer Heilpflanzenspezialist Martin Koradi. Nicht alle Präparate muss man zudem schlucken. Lavendel etwa reibt man als Öl auf die Haut, oder man nimmt ein Bad. «Das Ritual ist dabei genau so wichtig wie das Heilkraut selber», sagt Koradi.
Nebenwirkungen treten selten auf. So kann Baldrian Verdauungsbeschwerden verursachen. Bei der Passionsblume sind bei zu hoher Dosierung Kopfschmerzen und Sehstörungen möglich. Und beim Lavendel kann bei hoher Dosierung die Haut allergisch reagieren.
Gemäss den Herstellern der Präparate ist das jedoch kein Problem. Doris Walzthöny vom Biokosma-Hersteller Melisana sagt: «Wir hatten in den letzten drei Jahren keine Meldungen wegen Nebenwirkungen.» Und Maja Madörin von Weleda sagt: «Die Konzentration des ätherischen Öls im Lavendel-Entspannungsöl ist sehr niedrig. Unsere Tests haben gezeigt, dass es sogar Leute mit empfindlicher Haut sehr gut vertragen.»
Pflanzliche Mittel: Für Schwangere ungeeignet
Auch homöopathische Mittel fördern den Schlaf. Coffea etwa eignet sich, wenn man nicht schlafen kann, weil die Gedanken im Kopf drehen. Zincum valerianicum dagegen kommt bei körperlicher Unruhe zum Einsatz, etwa bei Restless Legs.
Sanfte Mittel sind aber nicht immer angebracht: «Schwangere sollten auf pflanzliche Schlafmittel verzichten», erklärt Gesundheitstipp-Ärztin und Homöopathin Stephanie Wolff. Und Nicoliene Potgieter sagt: «Wer nach etwa zwei Wochen immer noch nicht schlafen kann, muss zum Arzt.» Dann könnte eine körperliche Ursache Schuld sein, etwa eine Erkrankung der Schilddrüsen oder eine hormonelle Störung.
Monika Beeler hat jetzt ein pflanzliches Mittel, das ihr hilft: «Wenn ich zwischen sieben und acht Uhr am Abend zwei Hopfenkapseln nehme, schlafe ich tipptopp. Am nächsten Morgen bin ich wach und ausgeruht.»
Das hilft bei Schlafproblemen
- Gehen Sie stets zur selben Zeit ins Bett und stehen Sie zur selben Zeit auf.
- Schlafen Sie nicht auf dem Sofa vor dem TV, sondern gehen Sie gleich zu Bett.
- Schlafen Sie tagsüber höchstens 20 Minuten.
- Wenn in der Nacht die Gedanken drehen: Stehen Sie auf und notieren Sie, was Sie beschäftigt.
- Schauen Sie nachts nicht auf die Uhr.
- Meiden Sie am Abend grelles Licht oder bläuliches Computer-Licht.
- Machen Sie abends einen Spaziergang.
- Essen Sie drei Stunden vor dem Zubettgehen keine grösseren Mahlzeiten. Eine Honigmilch oder eine Banane fördern den Schlaf.