Das Zürcher Piercingstudio Black Heart verkauft Migränepatienten speziellen Körperschmuck: das Daith-Piercing. Der Piercer sticht in den Knorpel in der Mitte der Ohrmuschel, gleich über dem Gehörgang. Das Gewebe ist dort sehr dick. «Weil da ein Akupunktur-Punkt liegt, kann es gegen Migräne helfen», steht auf der Website. Und weiter: «Die Migräneanfälle werden weniger, weniger stark oder sind ganz weg.» Auch andere Studios wecken bei Betroffenen Hoffnung, El Mundo in Bern etwa oder Gastpiercer aus Zürich. Kosten pro Piercing: bis 200 Franken.
Migränespezialistin Irene Barone aus Basel ist skeptisch: «Ich rate dringend davon ab.» Grund: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg, dass solche Piercings gegen Migräne nützen. Das betont auch die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Bislang gibt es keine umfassenden Studien zum Thema, nur Berichte über Einzelfälle. So beschrieben US-amerikanische Forscher 2020 in der Fachzeitschrift «Cureus» den Fall einer 47-jährigen Migränepatientin, die sich an beiden Ohren piercen liess. Nach einer kurzen schmerzfreien Zeit kamen die Attacken zurück. Am Ende musste sie wieder Medikamente nehmen.
Dazu kommt: Daith-Piercings können riskant sein. «Es sind Fälle bekannt, bei denen sich der Ohrknorpel entzündet hat», sagt Migränespezialistin Barone. In der Folge habe sich die Ohrmuschel unschön verformt. Das Risiko einer verzögerten Heilung oder einer Infektion sei erhöht, weil das Gewebe in der Ohrmuschel nicht gut durchblutet ist. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht am Rigi SZ bestätigt das: «Bei einem Piercing im Ohr riskiert man übermässiges Wachstum von Narbengewebe.» Die Behandlung der Geschwüre sei «sehr schwierig». Die Autoren der erwähnten Studie kommen zum Schluss: Patienten sollten über solche Risiken aufgeklärt werden.
Das Berner Studio El Mundo schreibt dem Gesundheitstipp, das Angebot bestehe seit acht Jahren. Das Risiko für Entzündungen gebe es bei jedem Piercing. Wichtig sei vor allem, das Piercing bei einem seriösen Studio machen zu lassen und die Haut danach richtig zu pflegen.
So schützen Sie sich vor Migräne-Attacken
- Achten Sie auf einen geregelten Tagesablauf, vor allem auf regelmässige Schlaf- und Essenszeiten.
- Führen Sie Tagebuch über Ihre Kopfschmerzen. Halten Sie fest, ob Sie zum Beispiel zu wenig geschlafen oder eine Mahlzeit ausgelassen haben. So finden Sie mögliche Auslöser für Ihre Migräne.
- Lernen Sie Entspannungstechniken, etwa Yoga oder Tai-Chi.
- Trainieren Sie drei bis vier Mal in der Woche während 45 Minuten Ihre Ausdauer, etwa mit Schwimmen, Walking oder Velofahren.
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