Auf seiner letzten Italienreise ass Daniel Boesch Meeresfrüchte in einem Restaurant. Sie schmeckten zwar gut, waren aber offenbar nicht mehr so frisch. Boesch kriegte Durchfall. «Es hat mich ziemlich durchgeputzt», sagt er. Doch der 53-jährige Zürcher liess sich seine Ferien nicht vergällen: Er nahm ein paar Kügelchen Okoubaka – ein homöopathisches Mittel. «Das hilft bei mir immer innert einer Stunde», sagt Boesch. Er setzt wenn immer möglich auf Globuli statt auf chemische Medikamente. «So vermeide ich mühsame Nebenwirkungen.»
Auch gegen andere Leiden auf Reisen kann die Homöopathie helfen – zum Beispiel bei Flugangst, Übelkeit oder Sonnenstich (siehe Tabelle). Die Basler Homöopathin und Pharmazeutin Nicoliene Potgieter sagt: «Bevor man zu starken Medikamenten greift, sollte man es mit einem homöopathischen Mittel versuchen.»
Bei leichten Beschwerden können Betroffene die Methode problemlos selber anwenden. Auch für Kinder sind die Mittel gut geeignet. Hersteller geben die Stärke der Globuli in Potenzen an. Den Patienten, die sich selbst behandeln, empfehlen Fachleute die mittlere Potenz C30. Homöopathische Mittel sind zwar so stark verdünnt, dass die Globuli praktisch keinen Wirkstoff mehr enthalten. Dennoch soll die Energie der Substanz im Mittel weiter wirken und die Selbstheilungskräfte des Menschen anregen. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser sagt: «Homöopathie kann eine Genesung in Gang setzen.» Laut Homöopathin Potgieter heilen Wunden schneller und Schmerzen gehen früher vorbei.
Bei der Anwendung homöopathischer Mittel sollte man Folgendes beachten:
Für die gleichen Beschwerden kommen verschiedene homöopathische Mittel in Frage. Entscheidend sind die Symptome (siehe PDF). Um das richtige Mittel wählen zu können, muss man sich deshalb genau beobachten.
Beispiel Reiseübelkeit: Wer auf der Autofahrt oder der Fähre erbrechen muss und Schwindel hat, nimmt am besten Cocculus. Kommt dagegen zur Übelkeit kalter Schweiss hinzu, hilft Tabacum besser.
Laut Potgieter sollte das Mittel innert weniger Stunden wirken. Fühlt man sich dann noch nicht besser, hat man das falsche Mittel gewählt und sollte ein anderes probieren.
Die Hömöopathie ist allerdings kein Wundermittel. Potgieter sagt: «Wenn die Globuli nicht nützen, sollte man nicht weiter herumexperimentieren, sondern ein bewährtes Medikament aus der Schulmedizin nehmen.» Laut Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser muss man sich auch mit Globuli an grundlegende Prinzipien der Pflege halten, etwa beim Desinfizieren von Wunden. Deshalb gehört auch eine normale Reiseapotheke ins Gepäck (siehe Hinweis auf das Merkblatt «Reiseapotheke»).
Bei schweren Leiden sollte man zudem nicht lange zuwarten. Wer etwa von einem Hund gebissen wird, muss sofort zum Arzt, um eine Tetanusspritze zu bekommen. Und wer Malaria hat, muss ins Spital. Grundsätzlich gilt: «Den gesunden Menschenverstand einschalten», so Potgieter.
Belladonna gegen Kopfweh und Sonnenstich
Die Globuli erhält man in Apotheken und Drogerien, sie kosten pro Dose à 2 Gramm 7 bis 12 Franken. Es gibt auch fertige homöopathische Reiseapotheken: Sie kosten ungefähr 130 Franken und enthalten nicht nur Mittel gegen klassische Reisekrankheiten, sondern bieten auch Globuli gegen Schnupfen oder Halsweh an. Viele Menschen haben auf Reisen aber immer dieselben Beschwerden. Für sie reicht ein halbes Dutzend solcher Präparate. Kommt hinzu, dass dasselbe Mittel bei unterschiedlichen Beschwerden hilft. Cocculus hilft beispielsweise sowohl bei Reiseübelkeit als auch bei Jetlag. Nux vomica ist gut gegen Verstopfung und Kopfweh, Belladonna gegen Sonnenstich und Kopfweh.
Kritiker sagen, es gebe keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass Homöopathie wirkt. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass sie vielen Menschen hilft.
Gratis-Merkblätter:
«Reiseapotheke» und «Homöopathie auf Reisen»
Zum Herunterladen unter www.gesundheitstipp.ch oder zu bestellen gegen ein frankiertes und adressiertes C5-Antwortcouvert bei: Gesundheitstipp, «Reiseapotheke» und/oder «Homöopathie auf Reisen», Postfach 277, 8024 Zürich.