Wie merkten Sie, dass das Flugzeug ein Problem hatte?
In der Nähe von Frankfurt hörte ich einen Knall. Der Propeller drehte nicht mehr mit voller Kraft. Das Flugzeug verlor an Höhe und Geschwindigkeit.
Brachen Sie in Panik aus?
Nein. Mir blieben nur wenige Sekunden bis zum Aufprall. Ich versuchte alles, um das Flugzeug in der Luft zu halten. Ich merkte aber schnell, dass mir das nicht gelang.
Was machten Sie dann?
Ich schaute, wo ich notlanden konnte. Ich sah nur Wald unter mir. Dann entdeckte ich eine Lichtung, doch der Weg war zu weit, und wir flogen in die Baumkronen.
Und dann?
Ich kann mich nicht mehr erinnern, was passierte. Die Ärzte im Spital vermuten, dass mein Hirn in diesem Moment einen Blackout hatte.
An was können Sie sich noch erinnern?
Wir befanden uns in einem Trümmerhaufen von Wrackteilen. Wir aber sassen angeschnallt in den Sitzen. Sie waren ganz geblieben und mit ihnen auch wir. Die Sitze haben uns das Leben gerettet.
Hatten Sie sich verletzt?
Ich brach zehn Rippen und einen Wirbel. Zudem hatte ich Schnitt- und Schürfwunden und Prellungen.
Was passierte als Nächstes?
Ich löste mich vom Sitz und schaute, ob das Flugzeug irgendwo brannte. Nachdem ich mich versichert hatte, dass ein Brand und eine nachfolgende Explosion ausgeschlossen waren, suchte ich nach persönlichen Dingen wie dem Handy. Ich war überglücklich und erleichtert, dass wir den Absturz überlebt hatten, und verspürte zu jenem Zeitpunkt keine grösseren Schmerzen.
Wann kam Hilfe?
15 Minuten nach dem Aufprall kreiste über uns ein Rettungshelikopter. Der Pilot hatte Mühe, uns zu orten, weil der Wald dicht war. Wenige Minuten später bahnten sich die Feuerwehr und ein Krankenwagen ihren Weg durch den Wald. Sie brachten uns ins Spital nach Frankfurt. Dort blieben wir zwei Tage. Danach wurden wir mit der Rega ins Spital nach Luzern geflogen.
Spüren Sie die Verletzungen heute noch?
Die Rippen sind verheilt. Wenn ich länger stehen muss, spüre ich den Wirbel und muss mich hinsetzen. Meinem Partner geht es gut.
Denken Sie öfter an den Unfall zurück?
Nein, ich bin einfach dankbar, dass wir noch am Leben sind.
Fliegen Sie trotzdem noch?
Ja. Ich stellte mir nie die Frage, ob ich noch fliegen soll. Für mich war das sonnenklar. Ich liebe das Fliegen über alles. Sobald ich konnte, flog ich wieder. Es ist wunderschön, die Welt von oben zu betrachten.
Zur Person Chrigel Markoff
Chrigel Markoff ist in Chur GR aufgewachsen und lebt mit seinem Partner in Emmetten NW. Der 49-jährige Gleitschirmfluglehrer und Privatpilot macht am liebsten Alpenrundflüge. Am 21. Juni 2019 stürzte er in der Nähe von Frankfurt (D) ab, als er von Buochs NW zur Nordsee fliegen wollte.