Der Cholesterinsenker Crestor gehörte letztes Jahr zu den 20 umsatzstärksten Medikamenten in der Schweiz. Weltweit machte Hersteller Astra Zeneca damit einen Umsatz von über 5 Milliarden Franken. Doch das Mittel steht in der Kritik der Fachleute: Crestor verursache mehr Nebenwirkungen als vergleichbare Mittel. Das schreibt der amerikanische Arzt und Konsumentenschützer Sidney Wolfe in der Fachzeitschrift «British Medical Journal».
Vor zwei Jahren zeigte eine polnische Übersichtsstudie der Nikolaus-Kopernikus-Uni in Bydgoszcz mit über 100 000 Patienten, dass Crestor zu Diabetes führen kann. Das Risiko ist laut Wolfe höher als bei anderen Cholesterinsenkern. 2014 ergab zudem eine Studie im Fachblatt «British Journal of Clinical Pharmacology», dass die Einnahme des Mittels das Risiko für Muskelfaserrisse erhöht. Laut der US-Medikamentenbehörde gehören auch Nierenschäden zu den Nebenwirkungen von Crestor. In diesem Punkt schnitt ein Konkurrenzprodukt im Vergleich besser ab.
Zudem sei der Nutzen weniger gut bewiesen als bei anderen Cholesterinsenkern, kritisiert Sidney Wolfe und will, dass die Behörden Crestor vom Markt nehmen. Bereits vor sechs Jahren schrieb der deutsche Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser, es sei «zu teuer und unnötig» (Gesundheitstipp 3/09).
Schweizer Fachleute teilen die Kritik. Der Basler Arzt Urspeter Masche sagt: «Es ist bekannt, dass der Nutzen von Crestor weniger gut belegt ist als bei anderen Cholesterinsenkern.» Er habe das Medikament noch nie verschrieben.
Auch Etzel Gysling, Arzt und Herausgeber der Zeitschrift «Pharma-Kritik», sieht «kaum einen Grund», Crestor zu verwenden: «Zurzeit ist der hohe Preis wohl das beste Argument, auf ein anderes Medikament zu wechseln.» Denn fast alle anderen Cholesterinsenker sind als Generika erhältlich und deshalb deutlich günstiger. Beispiel: Eine Tablette Crestor 20 mg kostet Fr. 2.25, eine eines bewährten Generikums wie Pravastatin Axapharm 20 mg nur 60 Rappen.
Astra Zeneca scchreibt, Crestor sei ein «wirksames Arzneimittel», das das schädliche LDL-Cholesterin reduziere und das gesunde HDL-Cholesterin erhöhe. Über 100 Studien hätten Nutzen und Nebenwirkungen untersucht.
