Vor vier Jahren erlaubte das Bundesamt für Gesundheit den Verkauf von CBD-Hanf. Dieser enthält keine berauschenden Wirkstoffe. Jetzt springt auch die Kosmetikindustrie auf den Zug mit dem legalen Cannabis auf: Die Firma Garnier wirbt für Gesichtsöle und -gels mit «pflegendem Bio-Hanf». Bodyshop verkauft Cremes, Duschöl und Lippenschutzstifte mit Hanf. Auch die Schweizer Firma Parsenn vertreibt unter dem Label «Tal Swiss CBD» Cremes, Bodylotions und Duschmittel für Menschen mit empfindlicher und trockener Haut. Auf der Internetseite schreibt Parsenn, es sei «in vielen Studien erwiesen, dass Hanf bei vielen Beschwerden hilfreich sein kann». Internethändler versprechen noch weit mehr: Hanf soll «das neue Wundermittel» sein, so Stylight.ch. Sein Öl helfe gegen Falten, Pickel und entzündete Haut.
Für den Nutzen gibt es bisher keine Belege
Doch Fachleute bremsen die Euphorie. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht SZ sagt: «Hanf bringt keine nennenswerten Vorteile.» Auch Hautarzt Günther Hofbauer aus Wetzikon ZH sagt: «Bisher ist nichts nachgewiesen.» Es gibt zwar Hinweise, dass die Hanfwirkstoffe die Haut pflegen, Entzündungen hemmen, die Talgproduktion bremsen und Bakterien bekämpfen. Bettina Schlagenhauff sagt jedoch: «Das hat sich bisher vor allem im Labor gezeigt.» Um den Nutzen zu beweisen, brauche es gute Studien mit Menschen. Bisher gibt es nur einzelne Untersuchungen mit wenigen Teilnehmern, wie zum Beispiel eine pakistanische Studie mit elf Akne-Patienten.
Die Hersteller setzen in ihren Produkten vor allem das Öl der Hanfsamen ein. Bettina Schlagenhauff sagt: «Das Öl enthält zwar gute Fettsäuren, welche die Haut pflegen.» Zudem die Vitamine A und E: Sie können die Hautzellen vor schädlichen Stoffen schützen. Diese Vitamine sind aber vielen Hautcremes zugesetzt. Auch die Fettsäuren finden sich in anderen Inhaltsstoffen von Pflegeprodukten, zum Beispiel im Nachtkerzenöl.
Zudem hat Hanf in Kosmetik auch Nachteile. Arzt Günther Hofbauer sagt: «Cannabis kann wie andere Pflanzen zu Kontaktallergien auf der Haut führen.» Das Risiko sei nicht zu vernachlässigen.
Parsenn schreibt, dass ein Test bei 50 Personen gezeigt habe, dass ihre Hanfprodukte für die Haut gut verträglich seien. Parsenn bestätigt, dass es nicht genug Studien am Menschen gebe, und verweist auf eine kleine Untersuchung mit 20 Teilnehmern, bei denen eine CBD-Salbe half, Psoriasis, Neurodermitis und Narben zu bessern. Die Informationen auf der Website würden sich «allgemein auf das medizinische Potenzial von CBD beziehen», nicht spezifisch auf Kosmetika.
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