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Nur auf einer Waldlichtung fühlt sich Tatjana Kühne sicher. Das ist ihr Zufluchtsort. Überall sonst – in der Schule, in ihrem Bett – erlebt sie sogenannte Flashbacks: Eine Berührung am Handgelenk genügt, und schon überkommt sie die Erinnerung an die Vergewaltigung.
Auf knapp 200 Seiten erzählt die heute 23-Jährige, wie sie seit dem schweren Erlebnis vor zehn Jahren weitergelebt hat. Allerdings schreibt sie nur andeutungsweise, was genau passiert ist. Statt präziser Fakten enthält ihr Text vor allem Stimmungsbilder. Erst zwei Jahre nach der Tat sagt sie ihren Eltern, was ihr widerfuhr. Es folgt ein Marathon durch verschiedene Therapien. Nicht alle sind hilfreich. Die junge Frau versucht, sich das Leben zu nehmen. Dann rutscht sie in eine Magersucht. Sie wiegt nicht einmal mehr 40 Kilo. Die Krankheit greift ihre Knochen an, sie schrumpft um 5 Zentimeter.
Tatjana Kühnes Buch wühlt auf. Es ist beeindruckend, wie offen sie über die schwere Zeit nach der Vergewaltigung berichtet. Ursprünglich schrieb sie den Text als Maturaarbeit an der Kantonsschule Wattwil SG. Jetzt hat sie sich entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen, um anderen Frauen Mut zu machen, die Ähnliches erleben mussten. «Ich will weitermachen», schreibt sie am Schluss. «Ich will mehr sein als nur eine traurige Geschichte.» Man wünscht ihr nach der Lektüre, dass dies gelingt.
Sehr empfehlenswert
Tatjana Kühne: «Vergewaltigt», Xanthippe Verlag, ca. Fr. 29.–
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