Als er in ein Brötchen biss, brach sich Jens Türp einen Schneidezahn ab. Er holte bei vier Zahnärzten Behandlungsvorschläge ein. Jeder empfahl eine andere Methode – von der Metallkeramikkrone bis zum glasfaser­verstärkten Zahnersatz. Doch keine Offerte überzeugte Türp. Denn er ist selber vom Fach: Er arbeitet als Professor für Zahnmedizin an der Uni Basel. Am Schluss liess sich Türp den abgebrochenen Zahn einfach wieder ankleben.

Das Beispiel zeigt für die Buchautorin Tanja Wolf, dass die Zahnmedizin ein «Basar ohne Transparenz» ist: Oft sei unklar, ob ein Eingriff nötig ist. Zahnärzte seien zu Unternehmern ­geworden, die möglichst viel Umsatz machen wollen. Die Kommerzialisierung sei bei den Zahnärzten viel weiter fortgeschritten als in der übrigen Medizin. Aber die Ethik stecke in den Kinderschuhen.

Tanja Wolf hat für ihr Buch beeindruckend genau recherchiert. Sie berichtet kritisch über Implantate («nicht immer nötig»), Dental­hygiene und Spangen («Nutzen unklar»). Zudem gibt sie Tipps für Patienten. 

Wolfs Fazit ist ernüchternd: Gegen «Murks im Mund» können sich die Patienten kaum ­wehren. Denn Behörden und Standesorgani­sationen machen zu wenig, um unseriösen ­Zahnärzten das Handwerk zu legen.

Tanja Wolf: «Murks im Mund», ca. Fr. 28.–, Riva Verlag

empfehlenswert