Die Behandlung von Brustkrebs ist oft komplex. Chirurgen entfernen zuerst den Knoten in der Brust, dann erhalten die Patientinnen Medikamente, damit der Krebs nicht wieder wuchert. Der verbreitetste Wirkstoff ist Tamoxifen. Er ist zum Beispiel in Nolvadex enthalten und verhindert, dass das Hormon Östrogen sich an den Krebszellen anheftet und damit die Zellen zum Wachstum anregt. Doch immer mehr Untersuchungen zeigen, dass neuere Mittel wie Femara, Aromasin und Arimidex etwas besser wirken: Sie unterdrücken die Produktion von Östrogen im Körper.
Forscher des Deutschen Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit beurteilten Studien, die die Wirkung von Tamoxifen mit derjenigen neuerer Medikamente verglichen hatten. Die untersuchten Patientinnen litten an Brustkrebs in einem frühen Stadium – der Krebs hatte noch keine Ableger gemacht.
Fazit: Erhält die Patientin nach der Operation des Tumors während 5 Jahren die Wirkstoffe von Femara oder Aromasin, lebt sie länger. Wie viel länger, schreiben die Forscher nicht. Auch bei den Nebenwirkungen zeigen die neueren Mittel einen Vorteil. Zwar traten häufiger Knochenbrüche auf. Denn wenn das Östrogen nicht mehr wirken kann, steigt das Risiko für Osteoporose. Zudem haben Patientinnen oft Gelenk- und Muskelschmerzen. Bei Tamoxifen kam es dafür zu mehr Blutgerinnseln und Herzinfarkten.
Keine Vorteile bei fortgeschrittenem Krebs
Bei fortgeschrittenem Brustkrebs konnte das Institut keinen Vorteil der neuen Medikamente gegenüber Tamoxifen erkennen.
Letztes Jahr kam eine Studie im englischen Fachblatt «Lancet» zu ähnlichen Resultaten: Die Forscher beobachteten rund 32000 Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium nach den Wechseljahren. Ein Teil von ihnen nahm wäh-
rend 5 Jahren Tamoxifen. Andere schluckten über den gleichen Zeitraum Femara, Arimidex oder Aromasin. Bei Letzteren traten ein Drittel weniger neue Brusttumoren auf als bei der Gruppe, die Tamoxifen nahm.
Auch bei den Todesfällen gab es Unterschiede. Nach zehn Jahren waren in dieser Gruppe 12 von 100 erkrankten Frauen am Brustkrebs gestorben. Bei den Patientinnen, die Tamoxifen nahmen, waren es 14 von 100. Die Zürcher Brustkrebsexpertin Monica Castiglione: «Meine Erfahrung in der Praxis stimmt mit den Resultaten der Studien gut überein.» Für Castiglione macht es wenig Sinn, eine Therapie mit Tamoxifen zu beginnen.
Astrazeneca, Herstellerin von Nolvadex und Arimidex bestätigt, die Studien würden «übereinstimmend» einen Vorteil der neuen Medikamente aufzeigen – und zwar in Bezug auf Überlebenszeit, Auftreten neuer Tumoren und Nebenwirkungen.