Medikamente gegen Parkinson sind für Patienten nicht einfach. Oft wirken die Mittel nach einer gewissen Zeit nicht mehr und die Dosis muss erhöht werden. Doch Nebenwirkungen lassen nicht lange auf sich warten (Gesundheitstipp 6/2015).
Das musste auch Walter Keller (Name geändert) erfahren. Seit 15 Jahren leidet der 72-Jährige an Parkinson und damit auch an den Nebenwirkungen der Medikamente. Dann stiess er auf die Bohne Mucuna pruriens, die indische Juckbohne. Sie ist zwar giftig, enthält aber besonders viel einer chemischen Vorstufe des Botenstoffs Dopamin. Bei Parkinson-Patienten bilden Nervenzellen im Hirn weniger Dopamin. Kleinere Studien an Patienten zeigten auf, dass die Bohne gegen Parkinson ähnlich wirkt wie Medikamente. Trotzdem haben Mucuna-Extrakte bislang den Weg in die moderne westliche Medizin nicht gefunden. Präparate sind in der Schweiz nicht zugelassen.
Wirkstoff: «Es braucht klinische Studien»
Walter Keller wagte es dennoch und bestellte ein Präparat im Internet. Das schluckt er nun zusätzlich zu den Medikamenten – gegen den Willen seines früheren Arztes. Doch Keller berichtet von Erfolgen: «Ich habe viel weniger Nebenwirkungen und die Wirkung der Medikamente hält länger an.»
Fachärzte äussern sich vorsichtig. Stephan Bohlhalter, Chefarzt Neurologie am Luzerner Kantonsspital, räumt ein, dass das Mucuna-Pulver «interessant» sei: «Es wirkt möglicherweise rascher und länger als Medikamente.» Bohlhalter setzt das Mittel dennoch nicht ein. Auch Martin Koradi, Experte für Phytotherapie, sagt, dass es «wenig handfeste» Erkenntnisse gebe, ob und wie gut solche Extrakte wirken. Kommt dazu: Der Wirkstoffgehalt kann von Bohne zu Bohne schwanken. Zudem können die Präparate Übelkeit, Kopfschmerzen und Ohnmachtsanfälle auslösen, wenn Patienten zu viel davon einnehmen.
Für Patienten ist es schwierig, einen Neurologen zu finden, der die Behandlung begleitet oder gar das Mittel verschreibt. Immerhin gibt es die anthroposophische Ita Wegman Klinik in Arlesheim BL den Patienten «soweit als möglich» ab. Neurologe Stefan Hägele-Link vom Kantonsspital St. Gallen will nicht ausschliessen, dass die Juckbohne eines Tages eine Rolle in der Parkinson-Therapie spielen könnte. «Doch dazu sind zuerst hochwertige klinische Studien nötig.»
Tipps
Mucuna: Keine Experimente!
- Machen Sie keine Experimente mit Mucuna-Extrakten!
- Setzen Sie Ihre Medikamente nicht willkürlich ab.
- Suchen Sie unbedingt einen Arzt, der bereit ist, die Behandlung mit Mucuna zu begleiten.
- Suchen Sie mit Hilfe eines Arztes ein Präparat aus einer guten Quelle.