Josef Zimmermann ist ein begeisterter Velofahrer: Mit seinen Kollegen vom Veloclub Kriens LU legt er in den warmen Monaten Tausende Kilometer in den Voralpen und Alpen zurück. Er mag Touren, die über Pässe führen. Anfang Mai etwa pedalte er von Kriens ins Entlebuch und über Romoos weiter ins hügelige Napfgebiet. Nur etwas machte ihm früher bei längeren Velotouren zu schaffen: «Ich hatte Probleme mit dem Sattel», erzählt der 60-Jährige. «Taubheitsgefühle im Genitalbereich waren die Folge. Bei längeren Fahrten schlief mein Penis ein.»
Laut Fachleuten kann ein falsch eingestellter Velosattel nicht nur Taubheitsgefühle und Schmerzen verursachen, sondern noch schlimmere Folgen haben. Urologe Felix Trinkler vom Uro-Zentrum Zürich sagt: «Ist der Druck des Velosattels zu stark, kann das Männer impotent machen.» Grund: Bei langen Touren drückt der Sattel auf Nerven und Blutgefässe im Dammbereich. Laut Trinkler führt das unter Umständen zu Nervenschäden und verminderter Durchblutung. Die mögliche Folge sind Erektionsschwierigkeiten.
Von diesem Problem sind viele Velofahrer betroffen. Vor drei Jahren ergab eine Übersichtsstudie mit über 3000 Sportlern im Durchschnittsalter von 44 Jahren: Velofahrer haben ein doppelt so hohes Risiko für Impotenz als Leute, die nicht Velo fahren. Die Studie erschien in der Zeitschrift «Sexual Medicine Reviews». Entscheidend ist laut den Forschern neben dem Satteltyp die Haltung des Fahrers auf dem Velo: Denn der Druck auf den Dammbereich ist grösser, wenn man den Oberkörper stark nach vorne lehnt (Gesundheitstipp 4/2023). Eine kleinere Studie von Ärzten des Kölner Unispitals ergab ausserdem, dass sechs von zehn Velofahrern Taubheitsgefühle empfinden, und zwei von zehn Fahrern berichteten von Potenzproblemen.
Beine und Velorahmen ausmessen lassen
Um das Risiko für Impotenz zu vermindern, rät Felix Trinkler, einen Sattel zu wählen, der im Dammbereich möglichst wenig Schmerzen und Taubheit auslöst: «Am besten probiert man verschiedene Sättel aus.» Zudem solle man Sitzposition und Velo von einem Fachmann ausmessen lassen.
Auch Josef Zimmermann entschied sich dafür. Eine Velohändlerin mass seine Beine und seinen Velorahmen aus. Dann bekam Zimmermann einen kürzeren und nach oben gerichteten Lenkervorbau. Dieser sorgt dafür, dass er sich beim Fahren weniger tief bücken muss – das vermindert den Druck auf den Dammbereich. Zudem kaufte Zimmermann einen etwas breiteren Sattel. «Das hat sich für mich gelohnt», sagt er. Zusätzlich kräftigte er seine Rumpfmuskeln mit Fitnessübungen, um seine Haltung zu verbessern. Jetzt könne er «stundenlang ohne Beschwerden fahren», sagt Zimmermann.
So stellen Sie Ihr Velo richtig ein
- Lassen Sie Ihren Körper und Ihr Velo in einem Fachgeschäft ausmessen.
- Wählen Sie einen Sattel, der wenig Druck auf den Dammbereich verursacht. Probieren Sie unterschiedliche Satteltypen aus. Einen Vergleich von Sätteln finden Sie auf Gesundheitstipp.ch > Suchbegriff «Velosattel».
- Montieren Sie den Sattel möglichst waagrecht. Die Spitze sollte leicht nach unten zeigen.
- Stellen Sie die Sattelhöhe so ein, dass Ihre Knie nie ganz durchgestreckt sind.
- Stellen Sie den Lenker und den Vorbau des Velos so ein, dass Ihr Oberkörper nicht stark nach vorne geneigt ist.