Zwei- bis dreimal pro Woche steigt Sabine Schilg in die Eissauna von Ice Therapy in Zürich. Die Maschine ist ein grosser Metalltank. Darin herrschen eisige Temperaturen. Verdampfender Stickstoff kühlt die Luft in der Kabine bis zu einer Temperatur von knapp unter minus 100 Grad. Es sei sehr kalt in der Eissauna, aber nicht unangenehm, sagt die 55-jährige Sabine Schilg: «Es fühlt sich an, wie wenn man nach der finnischen Sauna in einen kalten See springt.» Ein Eintritt kostet 79 Franken.
Die Firma Ice Therapy schreibt auf ihrer Internetseite, man könne dank der Kälte die sportliche Leistung verbessern und intensiver trainieren. Die Eissauna helfe auch, dass sich die Muskeln nach dem Training schneller erholen. Sie lindere Beschwerden wegen Muskelverletzungen und Verspannungen. Auch andere Firmen bieten Eissaunas an, zum Beispiel Impuls 20 in St. Gallen oder das Fitnesscenter Gyym in Basel.
Doch Fachleute wie Ingo Froböse, Sportmediziner an der Deutschen Sporthochschule in Köln, bezweifeln den Nutzen: «Die Werbeversprechen halten einer wissenschaftlichen Prüfung nicht stand.» Zwar könne Kälte die Regeneration der Muskeln fördern, aber nur kurzfristig. Zum gleichen Schluss kommt das renommierte Cochrane-Forschernetzwerk. Es prüfte vor fünf Jahren alle bekannten Studien. Fazit: Es gebe keine Beweise für die Behauptung, Sportler hätten dank der Eissauna weniger Muskelschmerzen. Eine Studie der Universität Sydney (Australien) aus dem Jahr 2017 bestätigte diesen Befund.
Experten warnen vor Kälteschäden
Sportarzt Walter O. Frey von der Universitätsklinik Balgrist in Zürich sieht einen Nutzen der Kältetherapie nur «in intensiven, harten Wettkampfphasen». Dort könne die Kälte bei der Regeneration der Muskeln helfen, so Frey.
Fachleute warnen, die starke Kälte könne der Gesundheit schaden. Sportwissenschafter Klaus Bös vom Karlsruher Institut für Technologie sagt: «Das Benützen einer Kältesauna stellt für viele Menschen eine erhebliche Stresssituation dar. Ich würde das nicht empfehlen.» Die US-amerikanische Gesunheitsbehörde FDA warnt, die Temperaturen in einer Eissauna könnten Frostbeulen und Erfrierungen verursachen. Auch Ingo Froböse sagt: «Kälteschäden sind bei solchen Temperaturen nicht selten.»
Froböse rät Sportlern zu warmen Bädern und Massagen. So erholen sich die Muskeln nach dem Training nach Meinung des Universitätsprofessors am besten.
Die Firma Ice Therapy räumt ein, die Kältetherapie sei noch nicht genügend erforscht. Das Risiko für Erfrierungen werde durch die fachmännische Beratung wesentlich vermindert. Das Fitnesscenter Gyym sagt, seine Mitglieder hätten gute Erfahrungen mit der Eissauna gemacht. Sobald jemand Schmerzen habe, werde das Gerät sofort ausgeschaltet. Dies sei aber noch nie vorgekommen.
Aufruf: Haben Sie Erfahrungen mit der Kältesauna gemacht?
Schreiben Sie uns: Redaktion Gesundheitstipp, «Kältesauna», Postfach, 8024 Zürich, redaktion@gesundheitstipp.ch