Beuteltees mit fadem Geschmack
10 Teetrinker testeten 14 verschiedene Pfefferminztees auf Geruch, Geschmack und Farbe. Offene Tees konnten dabei eher überzeugen als Beuteltees.
Inhalt
K-Tipp 01/2006
11.01.2006
Annik Ott - annik.ott@ktipp.ch
Pfefferminztee gehört zu den beliebtesten Tees der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten, wie Migros-Sprecherin Monika Weibel bestätigt: «Der Pfefferminztee macht über sieben Prozent der gesamten bei Migros verkauften Teemenge aus.» Sehr ähnlich tönt es bei Coop: «Bei den Kräutertees liegt Pfefferminztee klar vor Kamille, Hagebutte und Co.», sagt Sprecher Karl Weisskopf.
Aus dem riesigen Pfefferminztee-Sortiment hat der K-Tipp 14 verschiedene Tees ausgesucht, die von ...
Pfefferminztee gehört zu den beliebtesten Tees der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten, wie Migros-Sprecherin Monika Weibel bestätigt: «Der Pfefferminztee macht über sieben Prozent der gesamten bei Migros verkauften Teemenge aus.» Sehr ähnlich tönt es bei Coop: «Bei den Kräutertees liegt Pfefferminztee klar vor Kamille, Hagebutte und Co.», sagt Sprecher Karl Weisskopf.
Aus dem riesigen Pfefferminztee-Sortiment hat der K-Tipp 14 verschiedene Tees ausgesucht, die von 10 Teetrinkern in einem Blindtest degustiert wurden. Neben sechs «Tee-Laien» tranken auch vier Fachfrauen mit:
- Meherun Grenacher, Apothekerin, Berg-Apotheke, Zürich
- Miek Overkamp, Mitarbeiterin im Restaurant Hiltl (u.a. auf Tee spezialisiertes Vegi-Restaurant), Zürich
- Simone Quast, Kräuterbuch-Autorin
- Trine Knakkergaard, Mitarbeiterin bei Bodum (auf Tee und Teezubehör spezialisiertes Geschäft)
Degustiert wurden Tees in Beuteln und offene Tees sowie Bio- und konventionelle Tees. Auch preislich wurde ein breites Spektrum berücksichtigt: Den günstigsten degustierten Tee gibts bereits für Fr. 1.25 pro 100 Gramm, für den teuersten bezahlt man fast 27 Franken für die gleiche Menge.
Vielen Tees fehlt das typische Minzaroma
Beurteilt wurden Geruch, Geschmack und Farbe. Bei der Auswertung wurde der Geschmack am stärksten gewichtet: Die Testpersonen vermissten bei vielen Teesorten den «typischen Pfefferminzgeschmack» - tiefe Noten bei den meisten Teeproben waren das Ergebnis. «Fad, leicht abgestanden, Bonbon ohne Zucker, knapp am Strohigen vorbei», waren häufige Kommentare zum Geschmack.
Ein Grund für dieses vernichtende Urteil: «Fad schmeckt ein Tee meist dann, wenn er maschinell gemahlen wurde. Je feiner der Vermahlungsgrad, desto weniger ätherische Öle bleiben erhalten - der kräftige Pfefferminzgeschmack geht verloren», erklärt Simone Quast.
Wirklich überzeugen konnte die Teetrinker nur eine einzige Probe: der Pfefferminztee Herboristerie Ariès aus dem Berner Teeladen Länggass-Tee, der offen verkauft wird. Dieser Tee schnitt als Einziger mit der Note «gut» ab. Allerdings zahlt man dafür den stattlichen Preis von knapp 27 Franken pro 100 Gramm.
Auf Platz zwei folgt ein weiterer Tee in loser Form: der Bio-Pfefferminztee von Coop. Immerhin Rang fünf gabs für den offenen Bio-Tee von der Migros.
Fazit: Offene Tees überzeugten eher als Pfefferminztee in Beuteln. Miek Overkamp von Hiltl hat dafür eine Erklärung: «Bei Beuteltees werden oft auch die Stängel vermahlen, was zu einem strohigen Geschmack des Tees führen kann. Weil bei losem Tee höchstens der Ansatz der Stängel dazu- kommt, ist dieser Tee geschmacklich meistens besser.» Ein Hinweis auf mitgemahlene Stängel kann eine dunkle Färbung des Tees sein, weshalb die Farbe neben Geschmack und Geruch als weiteres wichtiges Qualitätskriterium gilt.
Auch teure Tees in den hinteren Rängen
Auf den hinteren Rängen finden sich mit den Pfefferminztees von Twinings, Al Canton und Lanka Tea gleich drei Tees der mittleren bis oberen Preisklasse. Beatrice Müller, Product Manager von Twinings, stellt die Degustation in Frage: «Offene Tees sollten nicht mit solchen in Beuteln verglichen werden.» Claudia Lazzarini kann sich das schlechte Abschneiden des Pfefferminztees von Al Canton auch nicht erklären: «Wir erhielten 2005 für genau diesen Tee am Schweizerischen Wettbewerb der Regionalprodukte eine Medaille.»
Mitarbeit: Bennie Koprio
Gut bei Magenkrämpfen und Übelkeit
Pfefferminztee kann auch als Medizin verwendet werden. Dank der ätherischen Öle in der Pfefferminze wirkt der Tee laut Apothekerin Meherun Grenacher krampflösend, verdauungsfördernd und galletreibend. Bei krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden kann Pfefferminztee - möglichst warm und schluckweise getrunken - lindernd wirken.
Keine empfehlenswerte Medizin ist Pfefferminztee bei Magengeschwüren und Sodbrennen. Vorsicht ist auch bei Kindern geboten: Die Pfefferminze ist - wie der Name schon sagt - scharf und deshalb für Kleinkinder ungeeignet; der Tee kann gewisse Beschwerden noch verstärken, statt sie zu lindern. Ein gute Alternative ist in solchen Fällen der Fencheltee.
Für alle Kräuter-, aber auch Früchtetees empfiehlt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung: Sie müssen unbedingt mit kochendem Wasser übergossen werden. Grund: In den pflanzlichen Produkten können sich vereinzelt Krankheitserreger wie Salmonellen befinden. Diese lassen sich nur mit grosser Hitze abtöten.